Oberhausen / Saporishja. Die Menschen in der ukrainischen Partnerstadt Saporishja müssen sich täglich mit Stromausfällen arrangieren. Ein Blick auf die aktuelle Lage.
Massive russische Raketenangriffe haben dazu geführt, dass weite Teile der Infrastruktur der Ukraine zerstört sind. Diese Schäden bewirken, dass auch die Stromversorgung immer wieder ausfällt. Das hat beträchtliche Auswirkungen auf die Oberhausener Partnerstadt Saporishja.
Eine aktuelle Mail aus Saporishja, die dem städtischen Büro für Interkultur vorliegt, skizziert die Lage der Menschen in der Partnerstadt: Die Einwohner der Stadt seien an Stromausfälle mittlerweile bereits gewöhnt, heißt es. Alle Stadtteile, Wohngebiete, Geschäfte, Cafés und Tankstellen seien in drei Linien unterteilt. Die Stromabschaltungen würden turnusmäßig geplant. Jede Warteschlange kenne ihre eigene Zeit, wann der Strom aus- und eingeschaltet wird.
Weiter heißt es: „Jede Warteschlange wird dreimal täglich für vier Stunden nach einem veröffentlichten Zeitplan abgeschaltet. So können die Stadtbewohner ihre Stromausfälle planen und sich auf einen solchen Ausfall vorbereiten.“
In Saporishja werde unterdessen weiter an der Einrichtung von Außenposten für den Fall eines totalen Stromausfalls im Stadtgebiet gearbeitet, so die Mail aus der Partnerstadt. Auf diese Weise sollen wichtige Behörden, aber auch Polizei und Feuerwehr sowie private Geschäfte und Tankstellen funktionstüchtig bleiben. Es werden dabei „Resilience Points“ eingerichtet, die mit einem Generator, mit Treibstoff, Wasser sowie einem Zugang zu Steckdosen zum Aufladen von Handys ausgestattet sind. Auch Erste-Hilfe-Kästen und eine Wärmestation stehen dort zur Verfügung.
Saporishja hofft auf mehr Sicherheit für das Atomkraftwerk
Nach wie vor machen sich die Menschen in der Partnerstadt große Sorgen um die Situation im rund 50 Kilometer entfernt gelegenen Atomkraftwerk Saporishja. Auch das wird in der aktuellen Mail vom 4. Dezember 2022 aus der Ukraine deutlich. Der anhaltende Beschuss des Gebiets des Kernkraftwerks Saporishja durch die russischen Streitkräfte zeige die Bereitschaft Russlands, das Risiko eines nuklearen Zwischenfalls zu erhöhen, lautet die Einschätzung. Dank der Bemühungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) und der Europäischen Union bestehe jetzt jedoch die realistische Chance, „das Kernkraftwerk zu entmilitarisieren“. Ein entsprechender Sicherheitsplan solle nun in Regie der IAEO ausgearbeitet werden.
Erstmals kein Weihnachtsbaum auf dem zentralen Platz der Stadt
In einer weiteren Mail aus Saporishja an das Büro für Interkultur in Oberhausen geht es noch um einen weiteren Aspekt des Kriegsalltags: Im November hat der Stadtrat von Saporishja eine Meinungsumfrage zur Frage gestartet, ob in Kriegszeiten ein Weihnachtsbaum auf dem zentralen Platz der Stadt aufgestellt werden soll. Mehr als 80.000 Bürgerinnen und Bürger hätten daran teilgenommen. 39 Prozent der Befragten hätten sich für die Aufstellung eines Weihnachtsbaums ausgesprochen, 61 Prozent dagegen.
Daher werde Saporishja in diesem Advent zum ersten Mal keinen Weihnachtsbaum auf seinem zentralen Platz aufstellen – obwohl der Baum vom letzten Jahr als einer der besten in der gesamten Ukraine anerkannt worden sei. Dieses Votum sei in erster Linie auf Sicherheitsbedenken zurückzuführen, da Menschenansammlungen an einem bestimmten Ort weitgehend vermieden werden sollen.