Oberhausen. In der Corona-Zeit sorgten Lieferengpässe für Preiserhöhungen bei Bestattungen. Nun könnten weitere folgen. Angehörige verzichten auf Wünsche.

Die Energiekrise und die Rekordinflation wirken sich auch auf die Kosten für Bestattungen aus. „Es wird teurer“, sagt Hans Heiner Brauckmann, Bestatter aus Oberhausen. Schon die Corona-Pandemie hatte Erhöhungen mit sich gebracht, weil Holzlieferanten die Preise anpassen mussten. Im nächsten Jahr erwarten die Oberhausener Bestatter durch die explodierenden Energiepreise weitere Steigerungen.

Bestatter sind beispielsweise auf Strom angewiesen, um Kühlräume 24 Stunden täglich zu betreiben. Auch die Einäscherung könnte in Zukunft teurer werden, da Krematorien mit dem derzeit kostenintensiven Gas betrieben werden. „Die Mehrheit der Krematorien hat als primäre Energiequelle Gas. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern“, sagte eine Sprecherin des Bundesverbands deutscher Bestatter der DPA. Sie befürchtet, wie in anderen Lebensbereichen, Preiserhöhungen.

Tankpreise belasten auch Bestatter

Den Fuhrpark hatte das Bestattungsunternehmen Brauckmann gerade erst erneuert. Von den neun Wagen der Flotte wurden sechs vor zwei Jahren angeschafft, berichtet Hans Heiner Brauckmann. „Das sind alle Benziner oder Dieselfahrzeuge.“ Der teure Sprit ist nur einer der belastenden Faktoren. Einen Großteil hat in der Corona-Pandemie der Holzhandel ausgemacht.

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In den vergangenen zwei Jahre hätten die Bestatter mit Lieferengpässen beim Holz zu kämpfen gehabt, berichtet Karl-Magnus Schumacher vom Bestattungsinstitut Schumacher. „Da sind Preise angepasst worden. Damit müssen wir umgehen“, sagt der Geschäftsführer von insgesamt 19 Filialen im Ruhrgebiet. Er hofft, dass die Preise stabil bleiben, aber: „Wer weiß, wie sich die Preise entwickeln.“

Holzlieferanten zogen in der Pandemie die Preise an

Michael Evers berichtet, dass es im Januar, März und Juli zu Preiserhöhungen kam. Der Inhaber der Bestattungen Evers, Bahn, Ocklenburg und Heisterkamp kommt mit den Preisanpassungen nicht mehr hinterher. „Wir müssen ja alles neu auszeichnen“. Vor allem Kiefer und Eiche seien für Särge gefragt - und in der Pandemie schwer erhältlich gewesen. Sollten die Preise für Energie auf dem hohen Niveau bleiben, wird es nicht die letzte Preissteigerung gewesen sein, sagt Evers. „Es wird mit Sicherheit teurer.“ Vor Kurzem sei etwa eine Energiepauschale eingeführt worden. Diese greift, wenn Urnen ins Ausland geführt werden.

Peter und Hans Heiner Brauckmann, Geschäftsführer des Beerdigungsinstituts Brauckmann (Archivfoto)
Peter und Hans Heiner Brauckmann, Geschäftsführer des Beerdigungsinstituts Brauckmann (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Tom Thöne

Der Anteil der Feuerbestattungen wird in Oberhausen auf 80 Prozent geschätzt. Oberhausen selbst hat kein eigenes Krematorium. Die hiesigen Bestatter arbeiten mit Unternehmen aus dem Umland zusammen. Bestatter Brauckmann mit vier Standorten in Oberhausen arbeitet etwa mit einem Krematorium aus dem Münsterland zusammen. Das Krematorium habe die Technik bereits modernisiert. Dennoch: Preisstabilität gilt aufgrund bestehender Verträge nur bis Ende des Jahres. „Was danach passiert, hängt von der Entwicklung ab.“

Angehörige beschränken sich auf das Nötigste

Ein beträchtlicher Teil der Kosten fällt vor Ort durch die Kühlräume an. Brauckmann strebt deshalb am Hauptstandort am Buchenweg den Bau einer Photovoltaik-Anlage an. Diese könnte einen Teil der Kosten abfangen. Andere Bestatter versuchen, die Kosten zu reduzieren, indem sie die Außenbeleuchtung früher ausschalten.

Hans Heiner Brauckmann beobachtet aber auch mit Sorge die Auswirkungen auf die Begräbnisse. Der Tod, sagt er, sei unausweichlich, eine Bestattung ist es demnach auch. Allerdings kann bei der Art der Bestattung gekürzt werden. In Beratungsgesprächen merke er, dass Angehörige auf Wünsche verzichten. „Sie beschränken sich auf das Nötigste.“ Das sonst übliche Kaffeetrinken, das zum Austausch dient, wird angesichts der Preise öfter als verzichtbar eingeschätzt.