Oberhausen. Der Christdemokrat Daniel Schranz regiert die einstige SPD-Hochburg Oberhausen bereits seit sieben Jahren. Die SPD hält seine Leistung für mager.
Sieben Jahre nach Amtsantritt des Oberhausener Oberbürgermeisters Daniel Schranz (CDU) hat die 19-köpfige SPD-Ratsfraktion dem Stadtoberhaupt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.
Bei der Debatte zum Haushalt 2023 rechnete die SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Bongers mit der Leistung des Christdemokraten als Oberhaupt der Stadtverwaltung ab – und wirft der Rathaus-Führung „schlampige Arbeit“ vor. „Was wir uns beim besten Willen nicht leisten können, ist der fortgesetzte Chancentod durch Nachlässigkeit, Schlafmützigkeit, mangelnde Voraussicht oder löchriges Controlling an wichtigen Schaltstellen dieser Verwaltung. Und dafür, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, tragen Sie als Inhaber der Organisationsgewalt und Personalhoheit am Ende die alleinige Verantwortung.“
Als Beispiele nannte Bongers, die auch Landtagsabgeordnete ist, die erheblichen Mängel und Verspätungen beim wichtigen Innenstadt-Projekt „Brückenschlag“, beim Zukunftsfeld „Smart City“, die lahme Erstellung und Nicht-Beachtung von Masterplänen für Digitalisierung, Wirtschaftsförderung und Mobilität. „Die Liste der Themen, bei denen es klemmt und hakt und wo Oberhausen den Anschluss zu verlieren droht, wird länger und länger.“ Die SPD fordert hier schnelle und durchgreifende Verbesserungen.
Auch interessant
Dabei sieht die Fraktion offenbar auch Handlungsbedarf bei der oberen Führung der Stadtverwaltung, die neben Oberbürgermeister Daniel Schranz aus sechs Beigeordneten besteht, drei mit CDU-Parteibuch und drei mit SPD-Parteibuch. „Wenn es gar nicht anders geht, dürfen auch personelle Konsequenzen kein Tabu sein. Die Interessen der Stadt haben über dem Parteiinteresse zu stehen“, sagte Bongers.
Als Beleg dafür, dass die SPD durchaus nicht durch eine Brille mit Gläsern aus der Parteifarbe Rot blickt, spielte die SPD-Fraktionschefin, ohne Namen zu nennen, auf die Abwahl von Schul- und Sozialdezernentin Elke Münich (SPD) im Mai 2019 an: „Stadtinteresse steht über Parteiinteresse – für uns ist das kein blutleeres Lippenbekenntnis, sondern das erste Gebot unserer Kommunalpolitik, wie wir vor drei Jahren bei einer schweren und bitteren, aber eben notwendigen Personalentscheidung bewiesen haben.“
Oberhausen stürzt im bundesweiten Prognos-Ranking weiter ab
Indirekt warf die SPD der Stadtspitze auch vor, dass Oberhausen in der Amtszeit von Schranz im viel beachteten bundesweiten Ranking des renommierten Prognos-Instituts zur Zukunftsfähigkeit der Städte weiter abgestürzt ist: von Platz 371 im Jahr 2016 auf 379 drei Jahre später – und nun auf 394 von 400 Städten und Kreisen.
Weiterer Bericht
Wer die Reden im Wortlaut aus der Debatte um den Haushalt 2023 nachlesen möchte, kann sich diesem Artikel zuwenden: https://www.waz.de/staedte/oberhausen/etat-2023-herbe-finanzloecher-bedruecken-oberhausener-politik-id236913443.html