Oberhausen. Immer mehr Oberhausener beantragen einen Kleinen Waffenschein. Die Zahlen steigen kontinuierlich. Das berichtet die Polizei Oberhausen.

Der Kleine Waffenschein ist auch in diesem Jahr in Oberhausen stark gefragt. Das berichtet Polizeisprecher Tom Litges auf Anfrage der Redaktion.

Wurden im gesamten Jahr 2021 genau 135 Kleine Waffenscheine in Oberhausen erteilt, sind es in diesem Jahr bereits 131 (Stand: 10. November). Das Plus vom vorigen Jahr wird also aller Voraussicht nach im Jahr 2022 übertroffen werden. Insgesamt sind bislang 2407 Kleine Waffenscheine in Oberhausen ausgestellt worden.

Wer den Kleinen Waffenschein hat, der darf erlaubnisfreie Waffen mit sich führen. Es handelt sich dabei um entsprechend gekennzeichnete, so genannte PTB-Waffen, erkennbar am entsprechenden PTB-Siegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Dahinter verbergen sich Reizstoff-, Schreckschuss- oder Signalwaffen. Sie dürfen allerdings nicht so einfach benutzt werden. Allenfalls im Fall von Notwehr dürfen sie auch abgefeuert werden. Wer keinen Kleinen Waffenschein besitzt, darf die erlaubnisfreien Waffen zwar kaufen, sie in der Öffentlichkeit jedoch nicht mitführen.

Wenn keine Gründe nach Paragraf 41 des Waffengesetzes vorliegen – also etwa Drogen- oder Alkoholabhängigkeit oder psychische Krankheiten – und die Sicherheitsüberprüfung positiv endet, wird die Genehmigung erteilt. Bei der Sicherheitsüberprüfung fragt die Polizei bei der zuständigen Staatsanwaltschaft, dem Verfassungsschutz und im Bundeszentralregister nach möglichen Vorstrafen oder anderen Gründen, die gegen die Erteilung des kleinen Waffenscheins sprechen. Wer 18 Jahre alt ist, kann den Kleinen Waffenschein beantragen.

GdP-Landeschef: „Eine besorgniserregende Entwicklung“

Aus Sicht des Landeschefs der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, ist die stete Zunahme bei der Anzahl der Kleinen Waffenscheine „besorgniserregend“. Die steigenden Zahlen seien ein Ausdruck davon, „dass die Menschen glauben, das Thema Sicherheit selbst in die Hand nehmen zu müssen.“ Das Vertrauen, dass die Polizei helfe, sei in diesen Fällen nicht da. Dabei sei ein Kleiner Waffenschein „eine trügerische Sicherheit“, so Michael Mertens. Vielmehr könne der Einsatz von Schreckschuss- oder Gaswaffen dazu führen, dass Situationen eskalieren.

Nach Angaben des Innenministeriums lag die Zahl der insgesamt in NRW erteilten Genehmigungen zum Stichtag 31. August 2022 bei knapp 190.000, während es im vergangenen Jahr noch 181.000 Scheine waren. Damit wird in NRW der höchste Stand an ausgestellten Kleinen Waffenscheinen seit zehn Jahren erreicht. Zum Vergleich: 2015 lag die Zahl der Kleinen Waffenscheine noch deutlich niedriger bei knapp 71.000.

Die Anträge können mittlerweile auch online und per Mail gestellt werden. Dies könnte mit ein Grund für die vermehrten Anträge sein. Die Gewerkschaft der Polizei sieht das kritisch und fordert „die persönliche Beantragung“, so Landeschef Michael Mertens. Bei Verfahren ohne persönliche Kontakte könnten sich die Behörden keinen Eindruck von der Gewissenhaftigkeit des Antragstellers machen.

Aus der Branche des professionellen Waffenhandels ist unterdessen zu vernehmen, dass die Nachfrage nach SRS-Waffen (SRS = Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen) immer noch hoch sei. Aber längst nicht jeder Käufer beantrage offenbar einen Kleinen Waffenschein. Es sei deswegen davon auszugehen, dass der Bestand an SRS-Waffen in der Bevölkerung um ein Vielfaches höher sei, als man aufgrund der Anzahl der Kleinen Waffenscheine vermuten würde.