Oberhausen. Sie sind bestens ausgebildet und versehen ihren Dienst ehrenamtlich: Neue Notfallseelsorgerinnen sind jetzt für Oberhausen berufen worden.

Von der jüngsten Schießerei an der Mülheimer Straße bis zum schweren ÖPNV-Unfall im vorigen Juni in Oberhausen – Notfallseelsorger sind in solchen Notfällen einfühlsam präsent, kümmern sich um geschockte Unfallopfer oder Augenzeugen. Das Oberhausener Team der Notfallseelsorge erhält nun Verstärkung.

In einem Berufungs- und Entsendegottesdienst in der Fahrzeughalle der Essener Hauptfeuerwache sind jetzt neue ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger für ihren Dienst in Oberhausen, aber auch in den Nachbarstädten Essen und Mülheim beauftragt worden.

Ob nach schweren Autounfällen oder einem Suizid, nach ungeklärten Todesfällen zu Hause oder einem katastrophalen Unglück: Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sind stets dann im Einsatz, wenn die Seele von Betroffenen, Angehörigen oder Augenzeugen nach einem traumatischen Ereignis Schaden nehmen kann. In erster Linie vermitteln sie den Betroffenen das Gefühl, nicht ganz allein zu sein, und versuchen, ihren Schmerz etwas zu lindern – „mit einer mitfühlenden Geste oder mit Worten, mit einem Gebet oder auch nur durch die bloße Anwesenheit“, wie es heißt.

Leitende Geistliche der beteiligten drei evangelischen Kirchenkreise und katholischen Stadtdekanate haben jetzt die Einführung mit den Koordinatoren der Notfallseelsorge und Landespfarrerin Bianca van der Heiden vorgenommen.

Intensive Ausbildung absolviert

Die neuen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger aus Essen (11), Mülheim (8) und Oberhausen (2) haben von Januar bis Oktober eine intensive Ausbildung mit wöchentlichen Kursabenden, Ausbildungswochenenden und Praktika im Rettungsdienst der Feuerwehr absolviert. Die Notfallseelsorge in Mülheim und die Ökumenische Notfallseelsorge Essen bilden bereits seit dem Jahr 2013 gemeinsam für diesen Dienst aus, verabreden Fortbildungen und unterstützen sich bei Einsätzen gegenseitig.

Im Zuge der neuen MEO-Konzeption – der Zusammenführung der Notfallseelsorgesysteme in Mülheim an der Ruhr, Essen und Oberhausen – wurden nun erstmals auch zwei Ehrenamtliche aus Oberhausen in diese Ausbildungsgemeinschaft einbezogen; die Zusammenarbeit soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden.

Die insgesamt 105 evangelischen und katholischen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in Essen, Mülheim und Oberhausen sind im Jahr 2021 insgesamt 373 Mal von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdiensten angefordert worden; außerdem halfen sie an 24 Tagen in Ortschaften, die von der verheerenden Flutkatastrophe besonders betroffen waren.

Trauma-Psychologie und Kommunikation

Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger versehen ihren Dienst ehrenamtlich. Einige von ihnen sind hauptberuflich in verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern tätig; andere kommen aus den Bereichen Beratung, Psychologie, Pädagogik oder sozialer Arbeit. Themen der Ausbildung sind besonders Grundlagen der Trauma-Psychologie und Kommunikation, Umgang mit Belastungsreaktionen sowie die Strukturen bei Feuerwehr, Polizei, Rettungsdiensten und in der Kirche. Hinzu kommen Einsatzpraktika bei Rettungsdiensten und Polizei.

Wer sich für den Dienst bei der Notfallseelsorge interessiert, sollte körperlich und seelisch belastbar sein und sich auch in schwer zugängliche Verhaltensweisen einfühlen können, heißt es. Wichtig sei die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Distanzierung, um eigene Reaktionen einordnen zu können. Notfallseelsorger verabschieden Verstorbene auf Wunsch der Angehörigen mit einem Gebet oder christlichen Ritual; sie sollten daher Mitglied einer Kirche sein.

Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 35 Jahren und das Einverständnis, an 14 Tagen im Jahr die Rufbereitschaft zu übernehmen.