Oberhausen/Gelsenkirchen/Essen. Die Polizei hat am Sonntag ein Foto des Verdächtigen veröffentlicht, der vor McDonalds in Oberhausen geschossen haben soll. Die Opfer kommen aus Gelsenkirchen, die Spur führt nach Essen.

  • Ein Mann hat vor einer McDonalds-Filiale in Oberhausen mehrere Schüsse abgegeben.
  • Zwei Männer und eine Frau aus Gelsenkirchen wurden dabei schwer verletzt.
  • Die Polizei hat am Sonntagnachmittag ein Foto des Tatverdächtigen (das Bild finden Sie weiter unten) veröffentlicht und zugleich die Bevölkerung gewarnt: Der Mann sei bewaffnet und gefährlich.

An diesem Sonntagmorgen, am ersten Tag der neuen Winterzeit dieses Jahres, sind die Straßen in Oberhausen noch leerer als sonst. Selbst auf der sonst so verkehrsreichen Mülheimer Straße, der Verbindung zwischen dem Autobahnkreuz Oberhausen (A42/A516/A3) und der Autobahn A40, fahren um 9 Uhr nur wenige Fahrzeuge – viele Bürger scheinen die zusätzliche Stunde der Zeitumstellung zu nutzen, um einmal richtig auszuschlafen.

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Dabei ist das Wetter an diesem 30. Oktober schon morgens so warm wie sonst nur im Sommer. An der Mülheimer Straße 22 bis 24 befindet sich die McDonalds-Filiale, die hier als Drive-in und McCafé fungiert. Nichts deutet daraufhin, dass es hier am Samstagabend direkt vor der Eingangstür zu einer brutalen Gewalttat gekommen ist, die selbst Metropolen wie Berlin und Amsterdam nicht jeden Monat erleben.

Vor McDonalds in Oberhausen: drei Menschen durch Schüsse verletzt

Die Polizei sucht diesen Mann.
Die Polizei sucht diesen Mann. © Polizei

Nach einem lautstarken Streit mit anschließender Schlägerei kurz nach 20 Uhr hat ein zu diesem Zeitpunkt noch unbekannter Täter zu einer Pistole gegriffen und mehrere scharfe Schüsse abgegeben: zwei Männer und eine Frau aus Gelsenkirchen wurden schwer verletzt, einer der Männer, 49 Jahre alt, erlitt einen Bauchschuss und schwebte sogar in Lebensgefahr. Der 47-jährigen Frau wurde ins Bein und dem 28-jährigen Mann in den Arm geschossen.

Am Sonntag erkennt man nur noch auf dem Boden vor der Eingangstür an drei verschieden farbigen Kreisen, dass hier vor kurzem Polizei-Profis ermittelten. Ein einsamer Wagen aus Essen versucht um 9.25 Uhr am Mikrofon des Drive-in-Bereichs dieser Niederlassung ein paar zuckrige Donuts in unterschiedlichen Variationen für das Sonntagsfrühstück zu bestellen. Die Mitarbeiter der McDonalds-Filiale dürfen mit Journalisten nicht reden – die Zentrale hat das, wie in solchen Fällen durchaus üblich, verboten, alles soll über die Pressestelle laufen.

Erst seit neun Uhr hat das McDonalds-Café wieder eröffnet, so als habe es diese schockierende Tat nicht gegeben. Die Polizei hatte natürlich abends nach den Schüssen die Schließung der Filiale angeordnet, um in Ruhe alle Spuren zu sichern. Das ganze Areal wurde weiträumig abgesperrt.

Nur noch ein paar farbige Kreise am Eingang der Oberhausener McDonalds-Filiale zeigen am Sonntagmorgen an, dass am Samstagabend hier eine Gewalttat geschah.
Nur noch ein paar farbige Kreise am Eingang der Oberhausener McDonalds-Filiale zeigen am Sonntagmorgen an, dass am Samstagabend hier eine Gewalttat geschah. © mape

Normalerweise hat McDonald’s hier am Samstagabend bis zum Sonntagmorgen 3 Uhr geöffnet, verkauft rege Hamburger und Salate an meist junge Menschen. Das Nachtleben macht hungrig: Hier in Oberhausen befindet sich ein beliebter Treffpunkt, denn hier ballen sich Freizeiteinrichtungen wie Sportstudios, die Turbinenhalle als Konzertstätte und der Club Steffys mit seinen beliebten DJ-Nächten. Wer an solchen Samstagabenden mit einer Pistole herumfuchtelt, gefährdet an diesem Ort sehr viele Menschen.

Die Polizei fahndet nun nach dem Mann, der mit seiner Pistole die drei Menschen angeschossen hat. Der Täter ist am Sonntagmorgen bereits der Polizei namentlich bekannt, er befindet sich aber noch auf der Flucht. Er soll 51 Jahre alt sein und in Essen wohnen. Dort hat es nach Angaben der Staatsanwaltschaft laut „Bild-Zeitung“ bereits eine Hausdurchsuchung gegeben, der Mann sei aber nicht angetroffen worden. Zwar gab es bereits am Samstagabend bereits eine Festnahme, doch der 40-jährige Türke aus Gelsenkirchen war wohl bei der Tat nur anwesend, hat selbst nicht geschossen. Er sitzt vorläufig noch in Polizeigewahrsam.

Am Samstagabend sind die Verletzten mit Rettungswagen sofort zu Krankenhäusern gefahren worden, die Polizei hält ihren Aufenthaltsort geheim. Denn noch sind die Hintergründe der Tat nicht klar genug. Steckt dahinter ein Racheakt von kriminellen Banden? Geht es um Geld, das irgendjemand schuldete? Handelt es sich um einen Eifersuchts-Ausbruch? War die Tat womöglich geplant?

Schüsse bei McDonalds in Oberhausen: Mordkommission eingesetzt

Die Oberhausener Polizei hat jedenfalls noch am Samstagabend die Zuständigkeit abgegeben an die Essener Polizei. Die ist bei solchen schweren Verbrechen organisatorisch immer zuständig, weil das Polizeipräsidium Essen/Mülheim hierfür besser besetzt ist. Sie bildete unter Führung der Staatsanwaltschaft Duisburg eine Mordkommission. Und diese hat sehr schnell entschieden, noch am Abend die Verletzten in den Krankenhäusern zu bewachen – zu ihrem eigenen Schutz. Denn wie es aus Polizeikreisen heißt, ist man sich nicht sicher, ob der flüchtende Täter noch weiter machen will und den Mordversuch (bzw. juristisch auch Totschlagsversuch) vollenden möchte.

Rettungswagen auf der Mülheimer Straße in Oberhausen vor McDonald’s und der Turbinenhalle am Samstagabend, nachdem die Schüsse gefallen sind.
Rettungswagen auf der Mülheimer Straße in Oberhausen vor McDonald’s und der Turbinenhalle am Samstagabend, nachdem die Schüsse gefallen sind. © Justin Brosch | JUSTIN BROSCH

Zum Glück kann die Polizei am Sonntagmorgen bereits eine positive Nachricht verkünden: Der Mann, der durch die Schüsse so schwer verletzt worden war, dass die Ärzte um sein Leben fürchteten, ist so gut behandelt worden, dass er nicht mehr in Lebensgefahr ist.

Die Polizei weiß nun schon nach kurzer Nacht der Ermittler mehr: Sie gehen davon aus, dass die Tat nicht zufällig passierte, es sich bei den Angeschossenen also nicht um Zufallsopfer handelt. Vielmehr vermutet die Polizei, dass zwischen den verschiedenen Personen geschäftliche Beziehungen bestanden haben.

Polizei warnt: "Der Tatverdächtige ist gefährlich"

Die eingerichtete Mordkommission fahndet seit Sonntagnachmittag öffentlich mit einem Foto nach dem 51-jährigen mutmaßlichen Schützen Devrim K. und warnt zugleich die Bevölkerung: "Der Tatverdächtige ist gefährlich und möglicherweise bewaffnet! Bitte sofortige Kontaktaufnahme mit der Polizei!" Die Polizei ist über die bekannte Notrufnummer 110 erreichbar.

Laut Polizei ist der Mann vermutlich mit weiteren Familienangehörigen unterwegs. Er flüchtete mit einem weißen Citroen C4, Picasso, mit dem Kennzeichen ME-OA2013. Der 1971 im türkischen Bingöl geborene Mann habe vermutlich eine scharfe Schusswaffe dabei, warnt die Polizei. Der Tatverdächtige ist circa 1,63 bis 1,70 Meter groß, hat schwarze Haare und braune Augen. Seine Figur beschreibt die Polizei als untersetzt.