Oberhausen. Am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg ist ein millionenschwerer Neubau entstanden. Das Gebäude kann sich sehen lassen. Ein Vorort-Besuch.
Es riecht nach Holz im neuen Gebäude. Nach Holz und Entspannung. Obwohl das hier kein Erholungsresort ist. Stattdessen lernen hier an der Richard-Wagner-Allee Schülerinnen und Schüler für ihre Zukunft. Am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Oberhausen-Osterfeld ist das jüngste und damit modernste Schulgebäude in Oberhausen entstanden. Rund 5,5 Millionen Euro hat der dreigeschossige Anbau gekostet. Dafür bekommen die Schülerinnen und Schüler viel Technik - und die Oberhausener Schullandschaft einen neuen Standard.
Die Oberhausener Bildungseinrichtungen sind nicht auf Rosen gebettet. Mit einer stetig klammen Stadtkasse lässt sich wenig ausrichten, veraltete Gebäude sind üblich. Am Berufskolleg wurde jedoch Geld in die Hand genommen. Geld, das auch dringend nötig war. Lange musste die Schule an zwei Orten praktizieren. Für Schülerinnen und Schüler war das Pendeln von der Dependance am Nierfeldweg zum Hauptstandort nicht möglich. Mit der Fertigstellung des Neubaus wurde die Zweigstelle in Dümpten aufgelöst. Seit dem Sommer 2022 sind wieder alle 500 Schülerinnen und Schüler sowie 80 Lehrkräfte unter einem Dach.
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Solar-Anlage mit der Energie für elf Einfamilienhäuser
Schon das Dach der neuen Immobilie ist kein gewöhnliches. Denn auf ihm steht eine Solar-Anlage mit 115 Photovoltaik-Feldern, die Strom für elf Einfamilienhäuser produzieren könnten. „Hier sieht man, dass sich die Nutzung von Fördergeldern nicht nur an gestiegenen Schülerzahlen orientiert, sondern auch die Investitionszurückhaltung der vergangenen Jahre ausgleicht“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz bei einer Besichtigung. Der Sparzwang soll nicht verhindern, dass in die Zukunft investiert wird. Und damit in die Bildung.
Die Klassenräume: Luftig, lichtreich, modern. Holzfenster geben den Blick frei aufs Grün, runde Ecken nehmen das Biedere. Die grünen Tafeln sind auch verschwunden, stattdessen stehen dort übergroße Fernseher – sogenannte Digitalboards für modernen Unterricht. Demnächst soll es in jedem Klassenraum Internet geben, die Technik ist bereits verbaut.
„Die Schülerinnen und Schüler stehen mit einem Strahlen in den Augen vor den Tafeln“, sagt Schulleiter Peter Högerle. Viele würden von anderen Schulen kommen, wo sie eine derartige Einrichtung nicht kannten. Die Technik und das saubere Interieur hätten auch den Nebeneffekt, dass Beschädigungen ausblieben. Was so schick aussieht, wird in Ruhe gelassen.
Käthe-Kollwitz-Berufskolleg gewinnt an Attraktivität auf dem Lehrer-Arbeitsmarkt
Auch ein Vorteil: Die Lehrerinnen und Lehrer finden einen attraktiven Arbeitsplatz vor. Digitalisierung und ÖPNV-Anbindung seien Kernthemen bei Bewerbungsgesprächen, berichtet der Schulleiter. Im vergangenen Jahr hätten sich zehn von zwölf Bewerbern danach erkundigt. Lehrerinnen und Lehrer würden sich gerne an diesem Standort bewerben – und lieber bleiben. Dazu trägt auch das Lehrerzimmer bei. Das ist zwar im Altbau, sieht aber aus wie ein „Meeting-Room“ im Silicon Valley.
Dabei war die Errichtung des Anbaus mit architektonisch spannender Fassade ein Kraftakt. Der Untergrund ist durch den Bergbau in Osterfeld lädiert. 316 mit Schotter verdichtete Säulen wurden ins Erdreich getrieben, der 2000 Quadratmeter große Neubau steht wie auf Pfählen. Das Fundament ist insgesamt 40 Meter tief.
Im Inneren wurden 18 Klassenräume, vier Versammlungsräume, drei Fachräume, Büros und eine WC-Anlage errichtet. Schülerinnen und Schüler gelangen über große Treppen und imposante Feuertüren in ihre Klassenzimmer. Ein „architektonisch sehr starker Neubau“, nennt der Oberbürgermeister das Objekt. Und ein „doppelter Gewinn“ sei der Neubau, weil erneuerbare Energien genutzt würden.
Das nachhaltige Gebäude soll so beispielhaft für weitere Neubauten werden. Der Haken allerdings ist das Geld. Die Investitionssumme von 5,5 Millionen Euro wurde durch 90 Prozent aus Töpfen des Landes und Bundes gefördert. Der städtische Eigenanteil betrug gerade einmal zehn Prozent.