Oberhausen. Wie kann die Polizei im Falle eines langen Stromausfalls für Sicherheit sorgen? Oberhausen will gewappnet sein und spielt solche Szenarien durch.

Nach der gezielten Sabotage am Kabelnetzwerk der Deutschen Bahn, die weite Teile des Bahnverkehrs in Norddeutschland für Stunden lahmlegte, sind mögliche Sicherheitslücken beim Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Umfangreiche Stromausfälle etwa sind vor dem Hintergrund der Energiekrise ein mögliches Szenario, auf das man sich einstellen muss. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist in Oberhausen eine Koordinierungsgruppe entstanden, die sich um das sensible Krisenthema gerade auch aus polizeilicher Sicht kümmert.

Das bestätigt Polizeisprecher Tom Litges auf Anfrage der Redaktion: „In Oberhausen bringt eine Koordinierungsgruppe alle noch erforderlichen Maßnahmen auf den Weg, um die Einsatzbereitschaft und Handlungsfähigkeit der Polizei zu gewährleisten.“ Die dabei einzuleitenden Maßnahmen und Vorkehrungen könne er aus taktischer Sicht nicht öffentlich machen. Der Polizeisprecher sagt dazu nur ganz Allgemeines: „Die Energieversorgung, Kommunikation und Mobilität unserer und anderer Sicherheits- und Ordnungsbehörden haben wir dabei, im Sinne der Bewahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in unserer Stadt, aber fest im Blick.“

Worst-Case-Szenarien, also den schlimmsten Fall, im Blick

Die Streifenwagen der Polizei Oberhausen, hier vor dem Präsidium am Friedensplatz, sollen auch im Falle eines Blackouts betankt werden können.
Die Streifenwagen der Polizei Oberhausen, hier vor dem Präsidium am Friedensplatz, sollen auch im Falle eines Blackouts betankt werden können. © FFS | Oliver Mengedoht

So bereiten sich die Polizeibehörden auf mögliche Worst-Case-Szenarien vor, also auf den schlimmsten Fall, etwa einen Komplettausfall des Handynetzes und aller Telefonleitungen, auf stundenlange Stromausfälle und ähnliche Blackout-Szenarien. Das NRW-Innenministerium hatte im April einen entsprechenden Erlass verfasst. So soll die Notstromversorgung der Polizei weiter ausgebaut werden. Polizeieigene Tankstellen sollen auch im Falle eines großflächigen und langanhaltenden Stromausfalles betriebsbereit sein, so dass die Streifenwagen betankt werden und im Oberhausener Stadtgebiet Streife fahren können. Die Treibstoffvorräte sollen aufgestockt werden. Es wird auch an die Anschaffung von Satellitentelefonen gedacht. Pläne, die auf NRW-Ebene von der Arbeitsgruppe „Kritische Infrastrukturen“ (Kritis) skizziert werden, sind dabei vor Ort in den Polizeibehörden an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten anzupassen.

Tom Litges weist darauf hin, dass man sich in Oberhausen nicht erst seit Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 und der damit verbundenen Krise der Energieversorgung um den Schutz der kritischen Infrastruktur gekümmert habe. Bereits 2020 habe der damalige Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, der inzwischen nach Duisburg gewechselt ist, mit Blick auf mögliche Worst-Case-Szenarien wichtige Oberhausener Akteure und Behördenvertreter zur 12. Oberhausener Sicherheitskonferenz eingeladen.

Oberhausener Sicherheitskonferenz: „Schutz kritischer Infrastrukturen“

In diesem Jahr hat die 14. Oberhausener Sicherheitskonferenz das Thema „Schutz kritischer Infrastrukturen” gehabt. Alle lokalen Behörden mit Sicherheitsaufgaben haben sich zusammengesetzt, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Die Fahnder gehen unterdessen bei der jüngsten Attacke auf das Kabelnetzwerk der Deutschen Bahn in Norddeutschland von gezielten Anschlägen mit Expertenwissen aus.