Oberhausen. Prominente Gäste, selbstentwickelte Haarprodukte und millionenfach angesehene Videos im Internet: Ein Friseursalon aus Sterkrade räumt ab.

Etwas versteckt zwischen einem Bubbletea-Laden und dem Oberhausener Caritasbüro befindet sich in der Sterkrader Fußgängerzone eine Mischung aus Dschungel und Friseursalon. Zwischen allerlei grünen Blättern und exotischen Blüten schneidet, färbt und glättet Friseurmeisterin Eda Nur Kizil hier die Haare von manch prominenten Kundinnen. Für sie selbst ist der Damensalon eine „Wohlfühloase“, abgeschirmt vom Trubel der Straße erfüllt sie auch die ausgefallensten Kundenwünsche und begeistert in sozialen Medien hunderttausende Menschen mit ihrer Arbeit.

Friseurmeisterin behandelt auch „Problemhaare“

Vor einem Jahr eröffnete Kizil ihren Friseurladen „Edalicious“ auf der Steinbrinkstraße 200, gemeinsam mit einer Auszubildenden kümmert sie sich unter anderem um stark strapazierte „Problemhaare“. Zu ihr kommen Frauen, die die Privatsphäre des Salons zu schätzen wissen. Frauen, die sich bisher für ihre Haare schämten, beispielsweise weil diese durch eine Krebstherapie stark geschädigt wurden. Frauen, die froh sind, dass der Salon keine Fenster hat. Nur vier bis sechs Kundinnen empfängt Kizil täglich in ihrem Laden, ihr sei es wichtig, sich viel Zeit für jeden zu nehmen und niemanden „abfertigen“ zu müssen.

Kostenloser Haarschnitt für Grundschülerinnen

Einmal im Monat bietet Eda Nur Kizil Grundschülerinnen (1. bis 4. Klasse) einen Gratis-Haarschnitt an. Die Mütter können an den Aktionstagen einfach gemeinsam mit ihren Töchtern bei „Edalicious“ vorbeikommen und die Spitzen oder den Pony schneiden lassen.

Über die Aktionstage informiert Kizil vorab auf Facebook und Instagram.

In den sozialen Medien hat „Edalicious“ bereits hunderttausende Fans, mit Vorher-Nachher-Bildern begeistert der Friseursalon auf Instagram über 15.000 sogenannte „Follower“, auf TikTok sind es sogar über 63.000. Bis zu eine Million Aufrufe verzeichnen die Videos, die Kizil alle selbst während ihres Arbeitsalltags online stellt. Die Friseurmeisterin erklärt ihren Erfolg: „Ich habe schon während meiner Ausbildung Vorher-Nachher-Bilder meiner Kundinnen in den sozialen Medien gepostet. Instagram war damals längst nicht so verbreitet wie heute, aber schon damals kam das sehr gut an. Ich habe dann immer weiter gemacht und seit ich meinen eigenen Salon eröffnet habe, läuft es richtig rund“.

Mitten in der Sterkrader Fußgängerzone erwartet Kunden des Friseursalons „Edalicious“ tropisches Ambiente. Dass der Laden keine Fenster hat, ist Absicht – die Kunden sollen sich ungestört fühlen.
Mitten in der Sterkrader Fußgängerzone erwartet Kunden des Friseursalons „Edalicious“ tropisches Ambiente. Dass der Laden keine Fenster hat, ist Absicht – die Kunden sollen sich ungestört fühlen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Skandal-Rapperin Schwesta Ewa tanzt durch Damensalon

Der Erfolg im Internet zieht auch prominente Kundschaft an. Neben zahlreichen Influencern zählt auch die Skandal-Rapperin Schwesta Ewa zu den Kundinnen des Oberhausener Ladens. Mit mehreren Rap-Alben und noch mehr Straftaten sorgt diese regelmäßig in ganz Deutschland für Schlagzeilen, vor einigen Monaten wird sie auf Kizils Frisur-Bilder aufmerksam. Die Friseurin erzählt: „Sie hat mich einfach auf Instagram angeschrieben. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, ich dachte erst, das ist ein Scherz.“

Kurze Zeit später steht die Rapperin dann aber tatsächlich im Sterkrader Salon, will ihre schwarzen Haare zu ihrer Naturhaarfarbe, einem dunklen blond, zurückfärben. Während des Färbens bleibt genug Zeit, um Videos für TikTok und Instagram zu drehen, in denen Schwesta Ewa gemeinsam mit Kizil durch den Laden tanzt. „Das war schon ein ganz besonderer Tag“, erzählt die Friseurmeisterin begeistert. Es sei ihr jedoch wichtig, niemanden auf seinen Bekanntheitsgrad zu reduzieren, so seien alle Frauen im Laden willkommen und würden dieselbe professionelle Behandlung erhalten.

Neben der Entwicklung eigener Haarprodukte, die bereits in verschiedenen Friseursalons angeboten werden und die sie im Internet verkauft (zum Beispiel Shampoo und Keratin-Maske für jeweils 30 Euro), nimmt Eda Nur Kizil neben ihrem Alltag im Laden auch an Wettbewerben teil, bei denen Friseure ihr Können präsentieren. Erst kürzlich belegte sie beim Redken „Gloss Boss Award“ in Berlin den zweiten Platz in der Kategorie „Creative“. Hier überzeugte sie mit einem Farbverlauf in Rosétönen und ließ Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz staunen.

Kundin muss Termine wegen hoher Stromrechnung absagen

Ein Jahr nach der Eröffnung ist Kizil mehr als zufrieden, Existenzängste habe sie trotz steigender Preise nie gehabt. Dennoch: Die hohen Energiekosten gehen auch an ihr nicht vorbei, schon zwei Mal musste sie ihre Preise dieses Jahr erhöhen. Und auch bei ihrer Kundschaft merkt sie die angespannte Situation. Die Friseurin erinnert sich: „Erst kürzlich musste mir eine Kundin schweren Herzens wieder absagen. Sie hat eine hohe Stromabrechnung bekommen und kann sich den Friseurbesuch zurzeit deshalb einfach nicht leisten.“

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