Oberhausen. Seit September gelten neue Vorschriften fürs Energiesparen. Händler sind besorgt: Es wird dunkler und kälter in den Geschäften werden.
Seit Anfang September gelten jetzt schon die vom Bund beschlossenen neuen Vorgaben zum Energiesparen, die auch die Oberhausener Geschäftsleute zum Umdenken zwingen. So müssen Leuchtreklamen von 22 bis 16 Uhr des Folgetages ausgeschaltet werden und dürfen Ladentüren nicht dauerhaft offenstehen, wenn drinnen geheizt wird. Während Centro-Manager Marcus Remark den neuen Regeln gelassen begegnet, befürchtet Handelsverband-Geschäftsführer Marc Heistermann im wahrsten Sinne düstere Zeiten fürs überlebenswichtige Weihnachtsgeschäft.
Klimawandel, Gaskrise – auch die Kunden im Centro beunruhigt die Nachrichtenlage. „Manche fragen, ob wir nicht mal unsere Klimaanlage ausschalten können“, erzählt Center-Manager Marcus Remark. „Aber wir hatten noch nie eine.“ Alle anderen Energiefresser, von denen es in einer der größten Shoppingmalls in Deutschland natürlich einige gibt, stünden nicht erst seit den aktuellen Entwicklungen auf dem Prüfstein. Der Centro-Betreiber und -Eigentümer Unibail-Rodamco-Westfield gibt an, im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie „Better Places 2030“ den Energieverbrauch an allen europäischen Standorten seit 2015 bereits dauerhaft um 17 Prozent gesenkt zu haben.
Centro-Promenade: „Heizpilze sind einer der größten Gasfresser“
Mit Blick auf die neuen Beschlüsse zum Energiesparen arbeite das Centro-Management daran, die bisherigen Maßnahmen zu optimieren, erklärt Remark. So soll die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent reduziert werden, die Warmluft-Schleusen an den Eingängen werden abgeschaltet und die Temperatur in der Mall wird herabgesenkt. Doch die Bemühungen stießen an Grenzen – weil vieles bereits umgesetzt wurde wie das Ausschalten der Rolltreppen nach Ladenschluss, das Dimmen des Lichts im Parkhaus und die Umstellung der kompletten Beleuchtung auf sparsamere LED. Zudem könne er als Vermieter weder den 200 Mietern von Ladenflächen noch den Gastronomen auf der Promenade Vorschriften machen, sagt Remark.
„Die Heizpilze sind einer der größten Gasfresser“, nennt der Center-Manager ein Beispiel. Doch er könne nur appellieren, sie nicht in Betrieb zu nehmen. Dasselbe gelte für Beleuchtung und Klimaanlagen in den Geschäften. „Wir haben aber das Gefühl, dass das bei den Mietern auf fruchtbaren Boden fällt.“ Schließlich überlege gerade jeder, wo sich etwas einsparen lasse.
Energiesparen: Geht Klamotten kaufen ohne Klimaanlage?
Dies kann auch Marc Heistermann bestätigen, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW Ruhr: „Momentan geht allen die Düse.“ Die gestiegenen Kosten für Energie seien bereits seit einiger Zeit Thema bei den Mitgliedern. Dabei gebe es spezielle Probleme wie das der Textil-Händler, die ihre Verkaufsräume an heißen Tagen herunterkühlen müssten, damit ihre Kunden nicht ins Schwitzen geraten. Manches würde aber auch alle gleichermaßen beschäftigen: „Licht ist eine wichtige Sache“, sagt Heistermann. „Es ist das Marketinginstrument schlechthin.“ Auch wenn die Schaufensterbeleuchtung ausdrücklich von den Verboten ausgenommen wurde, so würde eine fehlende Leuchtreklame an der Fassade auch viel für einen ganzen Standort ausmachen.
„Was richtet es mit einer Innenstadt an, wenn man komplett das Licht ausschalten würde?“, fragt Heistermann. Da seien nicht nur Sicherheitsfragen, beispielsweise für Juweliere. Er wolle sich auch nicht ausmalen, welche Angsträume entstehen würden, was es für Gastronomen bedeuten würde – und vor allem für die Seele, wenn beispielsweise im Winter keine Weihnachtsatmosphäre aufkäme. „Das macht ja auch was mit den Menschen“, ist Heistermann überzeugt und bittet um das richtige Augenmaß.
Dabei wollten sie nicht missverstanden werden, betont der Verbandschef. „Wir wollen mitmachen beim Energiesparen, wir sind ein Teil des Ganzen.“ Damit Kundinnen und Kunden nicht missverstehen, wenn eine sonst offen stehende Türe geschlossen ist oder es in einem Laden dunkler aussieht als gewohnt, gibt es jetzt Plakate vom Handelsverband mit der Botschaft: „Wir haben für Sie geöffnet!“ Damit niemand denke, drinnen sei gerade Inventur. Heistermann hofft auf Verständnis: Die Kaufleute seien ohnehin von Corona gebeutelt. „Da sind keine Polster mehr. Wenn jetzt das Weihnachtsgeschäft ausfallen würde, wäre das desaströs.“
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