Oberhausen. Die 39. Kinderfilmtage steigen vom 11. bis 25. September. In Oberhausens Lichtburg laufen 16 starke Filme für Kinder von sechs bis elf Jahren.

Eigentlich dürfen sich die Kinderfilmtage auch als Leseförderung verstehen. Denn mit seiner am Sonntag, 11. September, um 11 Uhr startenden 39. Auflage präsentiert das Traditionsfestival in drei Städten wieder etliche verfilmte Klassiker der Jugendliteratur.

Freudig stellt Petra Rockenfeller denn auch den Eröffnungsfilm „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ heraus: Vor 55 Jahren erschien das Buch des Sylter Autors Boy Lornsen; vor einem halben Jahrhundert zeigte das Fernsehen den aufwendig produzierten Vierteiler von „Maus“-Papa Armin Maiwald. Die Lichtburg schließlich bringt den Film von 2016 um das elfjährige Tüftlergenie Tobbi Findteisen. Dabei sind bei diesem Filmstart außer Konkurrenz auch die vier Mädchen und drei Jungen der Kinderjury, die zum Ende des Festivals am 25. September die „Emmi“ an den besten der sechs Wettbewerbsfilme (von insgesamt 16) vergeben. Die drei erwachsenen Juroren verleihen „Emo“ für die beste schauspielerische Leistung.

Die Festivalmacher und ihre Verbündeten (v.li.): Romi Domkowsky (Kulturbüro), Barney Hanenberg (Kinderfilmtage), Petra Rockenfeller (Theaterleitung der Lichtburg), Ercan Telli (Integrationsrat), Svea Nilsson (FSJ Kulturbüro) und Erich Pannier (Lichtburg) – hier mit dem „Baby-Bundesadler“ und der Plakette „Vielfalt ist meine Heimat“.
Die Festivalmacher und ihre Verbündeten (v.li.): Romi Domkowsky (Kulturbüro), Barney Hanenberg (Kinderfilmtage), Petra Rockenfeller (Theaterleitung der Lichtburg), Ercan Telli (Integrationsrat), Svea Nilsson (FSJ Kulturbüro) und Erich Pannier (Lichtburg) – hier mit dem „Baby-Bundesadler“ und der Plakette „Vielfalt ist meine Heimat“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Der zweite Jubiläumsfilm ist dann „Hände weg von Mississippi“: Vor 25 Jahren erschien Cornelia Funkes Buch-Hit für alle Pferdefreundinnen, zehn Jahre später folgte die kongeniale Verfilmung von Detlev Buck (in der Lichtburg am Freitag, 23. September, um 16 Uhr). Doch das ist alles kein Alter, verglichen mit dem im schönsten Sinne zeitlosen Märchen von „Peterchens Mondfahrt“, das Gerdt von Bassewitz vor 110 Jahren als ganz frühes „Musical“ in die Kindertheater brachte. Im Programm der Kinderfilmtage ist es übrigens der einzige Animationsfilm (am Mittwoch, 14. September, um 11 und 16 Uhr).

Träume vom bonbonbunten Bollywood

Neben der Überzahl an Filmen für Grundschüler empfiehlt Petra Rockenfeller den etwas Älteren (ab elf Jahren) „Der Pfad“. Der Spielfilm erzählt von einer Fluchtroute aus dem gerade von der deutschen Wehrmacht überfallenen Frankreich des Jahres 1940: Heute heißt die historische Passage hoch über der Mittelmeerküste als wildromantischer Wanderweg „Chemin Walter Benjamin“ nach dem Berliner Philosophen. In „Der Pfad“ (am Samstag, 17. September, um 14 Uhr) sind es Ludwig und sein Sohn Rolf (Julius Weckauf), die sich der jungen katalanischen Schmugglerin Núria anvertrauen, um die Pyrenäengrenze zu überwinden.

Himmelwärts: „Peterchens Mondfahrt“ von Ali Samadi Ahadi ist der einzige Animationsfilm des Festivals.
Himmelwärts: „Peterchens Mondfahrt“ von Ali Samadi Ahadi ist der einzige Animationsfilm des Festivals. © Little Dream Pictures

Den jüngeren Zuschauern ab acht Jahren präsentieren die Kinderfilmtage mit „Träume sind wie wilde Tiger“ sogar mehr als einen Hauch von Bollywood: Denn Ranji träumt von einer eigenen Showkarriere in den bonbonbunten indischen Musical-Romanzen. Stattdessen muss er mit seinen Eltern aus der Filmmetropole Mumbai in das für ihn fürchterlich triste und kalte Berlin umziehen (am Freitag, 16. September, um 16 Uhr).

Kleine Öko-Doku aus dem Froschteich

Und sogar „eine kleine Doku über ein Teich-Biotop“, erzählt Kinderfilmtage-Pionier Barney Hanenberg, gibt’s in Spielfilm-Fasson für Sechsjährige und Ältere: In „Willi und die Wunderkröte“ macht sich die elfjährige Luna stark für einen Froschteich, den der Bauer nebenan am liebsten wegbaggern würde. Ob die quakende „Bufo magicus“ dem kleinen Naturreservat helfen kann? Die Lichtburg verrät’s am Samstag, 24. September, um 14 Uhr).

Knallbunte Filmwelt: In „Träume sind wie wilde Tiger“ schwärmt Ranji von den überbordenden Bollywood-Choreographien.
Knallbunte Filmwelt: In „Träume sind wie wilde Tiger“ schwärmt Ranji von den überbordenden Bollywood-Choreographien. © Wild Bunch Germany

„Viele tolle Filme“, versichert Petra Rockenfeller, seien „mitten im Pandemiejahr“ 2021 für Kinder und Jugendliche entstanden. Anders als bei der Blockbuster-Produktion für den Weltmarkt habe es bei den Leinwand-Geschichten für die Jüngeren keinen Einbruch gegeben. Auch nicht an der Qualität – denn etliche der 16 ausgewählten Filme haben bereits auf Festivals hohe Auszeichnungen eingeheimst. Und einige Filme, betont die Lichtburg-Chefin, gerade zurückgekehrt vom glitzernden Löwen-Festival am Lido di Venezia, sind echte „Oberhausen-Premieren“, erstmals zu sehen an den 14 Nachmittagen der 39. Kinderfilmtage.

Hauptgewinn: ein 360-Grad-Workshop in der Filmothek

Alle 16 Festivalfilme (plus zwei Filme in ukrainischer Sprache) präsentiert das handliche Heftchen der 39. Kinderfilmtage auf 30 Seiten. Es liegt reichlich aus im Foyer der Lichtburg, Elsässer Straße 26.

Für Schulklassen gibt’s einen besonderen Service: „Sie können frei Termine wählen“, erklärt Petra Rockenfeller. Zudem gibt’s für Klassen den unschlagbaren Gruppenpreis von 2 Euro pro Ticket. Die sind auch sonst sehr günstig: 3 Euro für Kinder, 4 Euro für Erwachsene.

Ein spektakulärer Preis wird zudem unter allen Schulklassen verlost: Zu gewinnen gibt’s einen Workshop bei der Duisburger „Filmothek der Jugend“, der unter dem Motto „Zoo-Pilot 360“ die Faszination des 360-Grad-Filmens vermittelt: ein Angebot des Oberhausener Filmemachers Volker Köster.