Oberhausen. Mit einer Dokumentation über Alice Schwarzer starten die Frauen-Filmtage in der Lichtburg ihre Jubiläumsausgabe vom 7. bis 11. September.
Noch ist die zehnte Auflage des Oberhausener Frauen-Film-Festivals „Visuelle“ nicht gestartet, doch es sorgt bereits für Diskussionsstoff. Das liegt daran, dass sich der Eröffnungsfilm am Mittwoch, 7. September, mit der streitbaren Journalistin und Feministin Alice Schwarzer beschäftigt. Wenn Regisseurin Sabine Derfinger im Anschluss an die Dokumentation per Video zugeschaltet wird, ist also eine heiße Debatte im Saal des Lichtburg-Kinos zu erwarten. Das ist ganz nach Geschmack der „Visuelle“-Macherinnen Petra Rockenfeller (Lichtburg) und Britta Costecki (Gleichstellungsbeauftragte). Sie wünschen sich ihre Filmtage als lebendige Plattform für gesellschaftliche Debatten. Und deshalb, so glauben sie, wird es die Idee eines Filmfestivals nur für Werke von Frauen auch in Zukunft brauchen.
Es hat sich einiges verändert seit 2013, als sie zum ersten Mal zu Frauenfilmtagen in den Filmpalast an der Elsässer Straße geladen hat, sagt Kino-Leiterin Petra Rockenfeller: „Vor allem das unglaubliche Selbstbewusstsein, mit dem Frauen in der Filmbranche ihre Arbeit machen, wie sie 50 Prozent von allen Posten besetzen wollen. Und auch die Löhne, Frauen verdienen inzwischen genau so viel.“ Während ihrer Ausführungen sieht man die Lichtburg-Chefin im Großformat auf die Kino-Leinwand projiziert, in den Laptop sprechend, vor strahlend blauem Himmel. Sie ist gerade beim Filmfest in Venedig, wo sonst.
Komödie über treulose Männer und ein Experiment mit Anke Engelke
In den ersten Jahren der „Visuelle“ habe es noch sehr viele Dokumentationen gegeben, heute seien es auch sehr viele Spielfilme, von Frauen gedreht, sagt Rockenfeller. Eine bessere Kinderbetreuung und ein modernes Bild von Männlichkeit, dass es auch zulasse, seiner Frau den Rücken frei zu halten für Berufliches mache das intensive, mehrmonatige Arbeiten möglich. So ist auch im aktuellen Programm „Alice Schwarzer“ die einzige klassische Doku, es folgen mit „Alle reden übers Wetter“ (Mittwoch, 7.9.) ein Drama über eine Philosophiedoktorandin Ende Dreißig, die in eine Affäre mit ihrem Studenten gerät und mit „Sweet Disaster“ (Samstag, 10.9.) eine Komödie, die von treulosen Männern und sitzengelassenen Schwangeren erzählt. „Mutter“ (Freitag, 9.9.) von Carolin Schmitz zeigt ein besonderes filmisches Experiment: Anke Engelke spielt acht verschiedene Frauen mit all ihren Erfahrungen und Emotionen zur Mutterschaft nach realen Vorgaben. „Sorry Genosse“ (Sonntag, 11.9.) von Vera Brückner bezieht sich mit einer fiktiven Liebesgeschichte auf die deutsch-deutsche Geschichte. Wie in den Vorjahren auch gibt es einen Nachmittag für den Kino-Nachwuchs: Am Mädchentag (Freitag, 9.9.) steht der Jugendfilm „Alle für Ella“ am Nachmittag auf dem Programm. Regisseurin Teresa Hoerl ist ebenfalls zum Gespräch anwesend.
„Der großartigste Moment“, erzählt Britta Costecki, sei stets der, in dem Petra Rockenfeller dem Planungsteam die möglichen Kandidatinnen für die Frauenfilmtage vorstelle, „alle mit glühenden Worten, so dass man gar nicht weiß, wofür man sich entscheiden soll“. Auch die anderen Beteiligten, allesamt Frauen, beschreiben die Atmosphäre vor und während des Festivals als bereichernd und inspirierend. Nicole Bitter, Geschäftsführerin der Agentur „Zielgruppe“, die seit der ersten Stunde für die Werbekampagnen der „Visuelle“ verantwortlich ist, schwärmt von den traditionellen Gesprächsrunden im Anschluss an jeden Film: „Ich habe so vieles erfahren dabei über das Entstehen von Filmen. Wie lange es dauert, bis ein Projekt gewachsen ist; was genau eine Produzentin macht.“
Sie wollen nicht nur Frauen als Filmschaffende in den Fokus rücken, sagt Petra Rockenfeller. Es gehe vor allem darum, besondere Frauen zu entdecken – „und sich in völlig neue Welten entführen zu lassen“, fügt Britta Costecki hinzu. Dies, so sind sich die beiden einig, wünschten sie auch noch viel mehr Männern, die sich bisher nur vereinzelt zu den Vorführungen des Festivals verirrten. Sie seien ebenfalls willkommen.
>>> Verlosung: Zehn Tickets für zehn Freundinnen
Viel Begeisterung und Engagement haben die Frauenfilmtage ins zehnte Jahr ihres Bestehens getragen, doch auch die finanzielle Absicherung durch verlässliche Sponsoren, wie Gastgeberin Rockenfeller und Veranstalterin Costecki betonen. Neben der Film- und Medienstiftung NRW und dem Kultur-Rucksack sind dies die Oberhausener Partner Volksbank Rhein-Ruhr, EVO und Zonta Club.
So ist es auch möglich, zehn Tickets für eine Vorstellung zu vergeben. Interessierte schreiben eine E-Mail an info@lichtburg-ob.de und nennen den Film, den sie gerne zusammen mit neun anderen Frauen besuchen möchten. Stichwort: Zehn Tickets für zehn Freundinnen. Die Gewinnerin wird von der Lichtburg informiert. Alle anderen können Tickets für 10 Euro (Kinder: 6 Euro) vorab und an der Abendkasse der Lichtburg erwerben. Weitere Infos auf www.lichtburg-ob.de.