Oberhausen. Graffiti, wilder Müll, eine öde Ex-Geschäftsfläche: Das leere ehemalige Möbelhaus in Sterkrade ist zum Schandfleck geworden. Gibt es Hoffnung?
Seit Jahren gammelt das ehemalige Finke-Möbelhaus am Sterkrader Neumarkt vor sich hin. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil wollen das Ärgernis offenbar nicht länger tolerieren. Jetzt hat die Sterkraderin Ulla Rozek eine Protest-Mail an die Geschäftsführung des Möbelhauses Segmüller geschickt, die das Geschäftsgebäude 2016 gekauft hat – damals mit dem Versprechen, den Standort schnell neu nutzen zu wollen.
„Sie haben vor ca. sechs Jahren im Zentrum des Oberhausener Stadtbezirkes Sterkrade eine ca. 30.000 Quadratmeter große Möbelhausimmobilie erworben, um hier nach eigenen Angaben durch eine bauliche Umgestaltung ein ,städtebauliches Juwel’ entstehen zu lassen“, formuliert Ulla Rozek in ihrer Mail, die sie zum Segmüller-Hauptsitz nach Friedberg (Bayern) geschickt hat.
Da das Unternehmen Segmüller auch über die Grenzen Süddeutschlands hinaus einen guten Ruf genieße, hätten sich die Bürgerinnen und Bürger Sterkrades seinerzeit darüber gefreut, „dass Sie den traditionellen Möbelhandelsstandort Sterkrade wieder aufleben lassen“.
Leider hätte sich die damalige Zusicherung bis heute nicht bewahrheitet. Ulla Rozek: „Im Gegenteil, das ehemalige Möbelhaus entwickelt sich zunehmend zu einem sogenannten ,Lost Place’. Insbesondere eine Vielzahl von Graffiti-Schmierereien und weitere Unsauberkeiten tragen dazu bei, dass Ihr Haus sich zu einem Schandfleck Sterkrades entwickelt.“ Da dies auch nicht im Interesse des Unternehmens sein könne, appelliert die Sterkraderin „im Namen anderer Bürgerinnen und Bürger darum, in dieser Angelegenheit endlich eine abschließende Entscheidung über die Weiterentwicklung dieses Standortes zu treffen“.
Immer wieder Anfragen gestellt
Auch unsere Redaktion hat seit dem Jahr 2016 immer wieder bei Segmüller angefragt, wie und wann es mit dem Möbelhaus-Standort am Neumarkt weitergeht. In der Tat zeigt der gesamte Bereich ein ziemlich mieses Erscheinungsbild. Wilder Müll, teils abgeklebte leere Schaufenster – und das alles mitten in Sterkrade. Am Montag hat die Redaktion eine neue Anfrage bei Segmüller gestartet – mit der Bitte um schnelle Antwort.
Zuletzt hatte sich das Unternehmen aus Bayern Mitte 2020 ausführlicher zum Standort Sterkrade geäußert. Man habe die Pläne für Oberhausen-Sterkrade keineswegs aufgegeben, hieß es damals, sondern man benötige „noch etwas Zeit“, um ein Konzept für eine Neunutzung des ehemaligen Finke-Möbelhaus-Standorts am Neumarkt vorzustellen. Segmüller versicherte damals, zeitnah zu informieren, wenn veröffentlichbare Pläne erarbeitet seien.
Das Unternehmen aus Friedberg hatte das Finke-Möbelhaus im Sommer 2016 übernommen – seit damals steht die große Immobilie leer. In Sterkrade wird seitdem immer wieder spekuliert, aus der angekündigten Segmüller-Folgenutzung des Areals werde doch nichts.
Immer wieder hat sich seit Mitte 2016 auch die Politik in diese Debatte eingeschaltet und eine klare Perspektive für den Standort gefordert. Unklar ist nach wie vor, ob das bestehende Gebäude weiter genutzt wird oder ob ein Neubau auf der jetzigen Parkplatz-Freifläche erfolgt.
„Wegen der für ein Möbelhaus ungewöhnlichen Lage in der Innenstadt ist das eine anspruchsvolle Aufgabe, weil sich Lösungen von der Stange nicht anbieten“, hatte Segmüller-Standortentwickler Tim Paprzycki im Sommer 2017 in einer Mail an den Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) unterstrichen.
Das bayerische Unternehmen hatte Ende 2016 ein neues Möbelhaus in Pulheim bei Köln eröffnet und wagte damit erstmals den Sprung über die Main-Linie. Mit Sterkrade sollte ein zweiter Standort in Nordrhein-Westfalen verwirklicht werden.