Oberhausen. Eine Oberhausener Firma versucht zurzeit, neue Eigentümer fürs Musical-Theater zu finden. Die Makler über Schwierigkeiten – und eigene Wünsche.
Hier schwang sich ein sexy Tarzan von Liane zu Liane, ließen blutrünstige Vampire das Publikum erschaudern und sonnten Stars und Sternchen sich im Licht der Scheinwerfer und Kameras. Schillernd war die Vergangenheit des Metronom-Theaters, einst Attraktion der Neuen Mitte. Umso trauriger der aktuelle Anblick des markanten Gebäudes, an dessen Fassade sich seit kurzem ein riesiges Plakat mit der Aufschrift „For Sale“ befindet: zu verkaufen. Wir sprachen mit Sven Haferkamp und Marco Boksteen von der Oberhausener Firma „Ruhrwert Immobilien“ über die nicht einfache Vermarktung eines einstigen touristischen Wahrzeichens.
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Sie wurden im April 2022 vom Eigentümer, der Hamburger Stage Entertainment GmbH, mit dem Verkauf des Metronom-Theaters beauftragt. Ein Job wie jeder andere?
Boksteen: Wir haben es hier mit einem außergewöhnlichen Gebäude zu tun. Seine Komplexität ergibt sich durch die technische Konstruktion und die exponierte Lage am Centro. Auch wenn es in unserem Repertoire größere Objekte gibt, ist das hier kein alltäglicher Prozess für uns. Da sind viele Besonderheiten wie das starke öffentliche Interesse und viel Kommunikation von allen Seiten.
Haferkamp: Als Oberhausener Jungs haben wir ein starkes Interesse an einer vernünftigen Nutzung.
Boksteen: Unser Wunsch ist es, dass der Tourismus in Oberhausen zunimmt und die Übernachtungen steigen. Im besten Fall kommt etwas hierhin, das überregionales Interesse auslöst und Menschen in die Stadt lockt.
Was können Sie uns über bisherige Interessenten sagen?
Haferkamp: Es gibt derzeit etwas mehr als eine Handvoll konkrete Interessenten, darunter auch überregionale. Die Anfragen kommen aus den Bereichen Event, Gaming und E-Sports. Genaueres können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Unser Banner hat auch lokales Interesse geweckt, aber wir mussten Betreibern von Eventhallen und Hochzeitsstätten Absagen erteilen, dafür ist das Gebäude nicht geeignet. Die Besucher kennen ja nur die öffentlichen Räume: das Foyer, den Vorstellungsraum und die Toiletten. Darunter und daneben befindet sich noch viel mehr: Büros, Küchen, Fitnessraum. Das ist schon enorm und man muss schauen, wie man das alles in eine neue Nutzung einbinden kann.
Gibt es Vorgaben von Stage Entertainment, die ja in mehreren deutschen Städten Musicaltheater betreiben? Zum Beispiel, nicht an einen Konkurrenten zu verkaufen?
Boksteen: Es gibt hierzu keinen kategorischen Ausschluss. Natürlich ist es nicht unbedingt der Wunsch, dass ein Konkurrent das Haus übernimmt. Aber letztendlich geht es hier um wirtschaftliche Interessen. Und ein dadurch bedingt höherer Preis wäre einer von vielen verschiedenen Faktoren, die hier einfließen.
Bedeutet das, Ihr Auftraggeber braucht dringend Geld?
Haferkamp: Nein, es handelt sich hier um einen ganz normalen Immobilienverkauf. Wir haben ausreichend Zeit.
Dürfte der neue Eigentümer das Theater auch abreißen?
Haferkamp: Theoretisch ja, mit Genehmigung der Stadt. Aber ein solches Vorhaben wäre weder im Interesse des Eigentümers noch im Interesse der Stadt oder in unserem. Das Metronom ist ein markantes Gebäude, eine Landmarke.
Für welchen Preis soll das Schmuckstück denn über die Theke gehen?
Boksteen: Die Errichtungskosten sollen damals 30 Millionen Euro betragen haben. Im Zuge des Ankaufs sollen durch den jetzigen Eigentümer noch einmal zehn Millionen Euro für den Umbau investiert worden sein. Wir gehen beim Verkauf von einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus.
Sie gehen auch selbst auf mögliche Käufer zu. Verraten Sie uns, was schon dabei war?
Boksteen: Wir haben uns weltweit nach Freizeit-Konzepten und Attraktionen umgeschaut. Demnächst besuchen wir eine Messe dazu in London. Das macht auch Spaß. Was uns gut gefallen hat, war zum Beispiel ein Freizeitpark für Kinder, die in verschiedenen Räumen in Berufsrollen schlüpfen können. Sie arbeiten dann bei der Feuerwehr oder sind Archäologen, alles mit Zubehör im kleinen Maßstab. Aber leider ist der Platz im Metronom-Theater dafür doch zu klein.