Oberhausen. Das Oberhausener Musical-Theater am Centro schließt am 22. März 2020 endgültig. Doch plötzlich gibt es neue Hoffnung – durch zwei Investoren.

Die fast hundert Beschäftigten demonstrieren, die Politik schaut besorgt auf den Standort, die Tourismus-Manager befürchten Einbußen: Die von Stage Entertainment (Hamburg) angepeilte Schließung des Oberhausener Metronom-Theaters mit der letzten „Tanz der Vampire“-Vorstellung am 22. März 2020 löst im Ruhrgebiet nicht nur bei Musical-Fans große Emotionen aus.

Die seit gut einem Jahr im Besitz der New Yorker Verleger-Familie Newhouse befindliche Stage hatte den kompletten Rückzug aus dem Ruhrgebiet im Herbst 2019 beschlossen – angeblich, weil sich sogar das Investment im Oberhausener Metronom-Theater am Centro bis auf das spektakuläre „Tarzan“-Musical und die erste „Tanz der Vampire“-Staffel nicht ausgezahlt hat. „Wir haben es über 15 Jahre lang nicht geschafft, die Produktionen in die Gewinnzone zu bringen“, sagte Uschi Neuss, langjährige Geschäftsführerin der in Hamburg sitzenden Stage Entertainment GmbH.

Das sehen andere Musical-Betreiber komplett anders. Noch wird es von allen Offiziellen als Geheimnis behandelt, doch tatsächlich wollen zwei potente Investoren das Musical-Theater am Musikweg mit dem auffälligen Dach kaufen, um dort Live-Konzerte und Musicals zu spielen. Angebote an Stage Entertainment abgeben möchten nach Informationen der Redaktion der in Düsseldorf sitzende Konkurrent „Mehr-Entertainment“ (Starlight-Express) und der Centro-Eigentümer „Unibail-Rodamco-Westfield“ (Paris). Beide sind davon überzeugt, dass sich der Musical-Betrieb inklusive sämtlicher damit verbundener Werbe- und Merchandise-Produkte lukrativ gestalten lässt.

Kein Live-Entertainment im Colosseum Essen

Doch Stage Entertainment ziert sich, das Gebäude irgendeinem Konkurrenten zu hinterlassen. Genauso hat sich das einst in Holland von Joop van den Ende gegründete Unternehmen in Essen verhalten: In der alten Krupp-Halle am Berliner Platz, dem Colosseum, sollte auf keinen Fall mehr Live-Entertainment stattfinden, deshalb wurde die beeindruckende Immobilie im Essener Stadtzentrum von Stage in der vergangenen Woche an die RAG-Stiftung und an Eon verkauft. Sie machen daraus eine Start-up-Schmiede für innovative Jungunternehmer – und eben kein Ort für Musikspektakel.

Lieber unbespielt verfallen lassen?

Unter den Verantwortlichen kursiert das Gerücht, Stage wolle offenbar das Oberhausener Metronom-Theater als Halle lieber unbespielt verfallen lassen als sich unnötig Konkurrenz an einem attraktiven Standort nahe des von jährlich 22 Millionen Menschen besuchten Centros ins Haus zu holen. So hofft man, künftig mehr Ruhrgebietler in die von Stage betriebenen Erfolgsmusicals in Hamburg wie etwa „König der Löwen“ zu locken. Stage war in dieser Woche für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Oberhausen verlor bereits viel Geld

Das Oberhausener Metronom-Theater wurde in der Neuen Mitte für 30 Millionen Euro als festes Musicaltheater mit 1800 Plätzen für das Peter-Maffey-Musical „Tabaluga & Lilli“ 1998 und 1999 gebaut. Doch das Musical wurde nur zwei Jahre aufgeführt, danach floppte auch ein Falco-Musical.

Seit 2005 ist das Theater, zwischenzeitlich teuer von der Stadt Oberhausen übernommen, im Eigentum von Stage, die es damals für 20 Millionen Euro umbauten. Insgesamt hat die Stadt Oberhausen durch ihr zwischenzeitliches Theater-Immobilien-Engagement 33 Millionen Euro verloren.

Dieser Trend lässt Oberbürgermeister Daniel Schranz nicht ruhen: Eine leere Freizeit-Ruine passt nicht in die Strategie, Oberhausen zur eindeutigen Tourismus- und Freizeit-Hauptstadt des Ruhrgebiets zu entwickeln. Nun will das Stadtoberhaupt einen Brief an die US-Verleger-Familie schreiben, um in düsteren Farben die Lage und Konsequenzen für Oberhausen vor Ort zu schildern – und sie moralisch zum Verkauf zu bewegen. „Ich appelliere in dem Schreiben an die Verantwortung und die Seriosität des Unternehmens. Aber wir wollen zunächst den Gerüchten keinen Glauben schenken, Stage Entertainment werde seinen bisherigen Standort für den Wettbewerb blockieren und leer stehen lassen.“

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Der Oberhausener Tourismus-Manager Rainer Suhr sorgt sich jedenfalls darüber, dass ein Dauer-Aus für das Metronom-Theater nachhaltigen Schaden für die Besucherströme in die Stadt bedeutet – und macht deshalb ebenfalls auf Stage öffentlich Druck. „Wir hoffen und arbeiten gerade an Lösungen, inwiefern Stage Entertainment als Eigentümerin des Musicalgebäudes konsequenterweise anderen Betreibern die Chance gibt, das Haus zu bespielen. Betreibern, die dem Standort mehr Vertrauen entgegenbringen und für ihr Geschäftsmodell sehr wohl eine erfolgreiche Zukunft in Oberhausen sehen.“