Oberhausen. Der CDU-Chef Wilhelm Hausmann kritisiert die Aussagen der früheren NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn. Die Grüne weist die Kritik strikt zurück.

Das kann CDU-Chef Wilhelm Hausmann so nicht stehenlassen: Mit Zahlen widerspricht der Kreisvorsitzende der CDU Oberhausen der früheren NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn. Die ehemalige Spitzenpolitikerin der Grünen hatte im Interview mit dieser Redaktion im Hinblick auf die Atomdebatte unter anderem betont, dass die Grünen sich mit ihren Forderungen nach einer klimagerechten Energiewende durchgesetzt hätten und Atomenergie keine Zukunft mehr habe.

So hatte Bärbel Höhn etwa betont: Mit den erneuerbaren Energien habe Deutschland im ersten Halbjahr 2022 circa 50 Prozent des Stroms liefern können. Der Erhalt der letzten drei Atomkraftwerke sei nicht nötig und nur in Bayern ein Thema, weil dort vor allem auf Gaslieferungen aus dem Ausland gesetzt worden sei. Anstatt über Laufzeitverlängerungen zu diskutieren, sollten die erneuerbaren Energien zügiger ausgebaut werden. Am Beispiel von Frankreich könne man erkennen, wie teuer Atomenergie sei. Höhn: „Die Hälfte der Atomkraftwerke dort ist seit Wochen wegen Hitze, Wartung oder Reparatur nicht am Netz.“

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Hausmann hält dagegen: „Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch betrug nach Angaben des Umweltbundesamtes im Jahr 2022 exakt 47 Prozent und nicht 50 Prozent.“ Gar nicht erwähnt habe Höhn, dass der Anteil des Windstroms wetterbedingt stark schwankt. „Im Jahr 2021 ging er um 13,5 Prozent zurück.“ Um die Energiesicherheit im Land zu gewährleisten, müssten deshalb zwingend andere Energieträger vorgehalten werden.

Die höchsten Strompreise aller Industrieländer

Die Energiewende habe schon jetzt dazu geführt, dass Deutschland die höchsten Strompreise aller Industrieländer zahlt, betont Hausmann. „Der Strompreis ist doppelt so hoch wie im von Frau Höhn zitierten Frankreich – 36,4 Cent pro Kilowattstunde zu 18,1 Cent pro Kilowattstunde.“ Am gesamten Energieverbrauch hätten die erneuerbaren Energien aber trotzdem nur einen geringen Anteil. Dies belegten die Zahlen der AG Energiebilanzen für 2021. „Windenergie mit acht Prozent, Solar mit drei Prozent und Wasser mit einem Prozent. Biomasse (acht Prozent), Öl, Kohle und Gas zusammen aber mit 73 Prozent und Kernkraft mit fünf Prozent.“

Dazu kommt: „Ausgerechnet Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) hat in diesem Jahr fast alle KfW-Förderungen für klimaschützendes Bauen gestrichen.“ Folge: Die Kaltmieten für Neubau und Renovierung seien in Oberhausen auf zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Höhn weist Kritik von Hausmann strikt zurück

Ex-Ministerin Bärbel Höhn (Grüne) hat unterdessen am Montag den Vorwurf des Oberhausener CDU-Chefs Wilhelm Hausmann zurückgewiesen, dass die grüne Energiepolitik für hohe Stromkosten sorge. „Ihre Ablehnung der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft, ist verantwortungslos, weil Sie damit die Chancen für die Menschen in NRW in Hinsicht auf Arbeitsplätze und Mehrwert aus ideologischen Gründen nicht nutzen“, formuliert Bärbel Höhn an die Adresse von Wilhelm Hausmann.

Zudem habe der CDU-Chef in seiner jüngsten Stellungnahme Zahlen genannt, die teils veraltet seien und deshalb nur geringe Aussagekraft hätten. Der Hinweis von Hausmann auf geringere Strompreise in Frankreich, das auf Atomkraft setze, sei insofern unvollständig, weil Präsident Macron dort die Strompreise für Verbraucher gedeckelt habe, die Preise also vom Staat massiv subventioniert würden. Frankreich müsse momentan Strom insbesondere aus Deutschland zukaufen und habe erheblich höhere Börsenstrompreise als die Bundesrepublik, so Höhn, die unterstreicht: „Dass Erneuerbare Energien den Strompreis verteuern, war am Anfang der Energiewende der Fall. Inzwischen ist die Technologie so weit, dass Erneuerbare Energien zur Strompreissenkung beitragen.“

Bärbel Höhn bekundet in ihrer Stellungnahme ihre Bereitschaft zu einer Podiumsdiskussion mit Wilhelm Hausmann, um das Thema Energiewende ausführlich zu thematisieren.