Oberhausen. Ein Oberhausener Ehepaar feiert dieses Jahr „Eiserne Hochzeit“. Seit 65 Jahren sind sie mit ihrer ersten großen Liebe verheiratet – und glücklich.

Der Zylinder, in dem Hans-Günter Erben geheiratet hat, liegt auch heute noch griffbereit im Keller, direkt neben dem „etwas“ vertrockneten Brautstrauß seiner Frau Helga. Das Oberhausener Ehepaar könnte nach eigener Aussage einen Roman über seine Liebesgeschichte erzählen und zusätzlich kiloweise Fotoalben auftischen. Dass der 65. Hochzeitstag, den das Paar dieses Jahr feiert, auch „Eiserne Hochzeit“ genannt wird, hat dabei durchaus seinen Grund: Um so lange verheiratet zu sein, braucht es eben hin und wieder mal einen eisernen Willen, verrät das Ehepaar im Gespräch – und gibt Tipps, wie man auf Dauer glücklich miteinander sein kann.

Helga Erben: „Er war der erste Mann in meinem Leben“

Es ist der Sommer des Jahres 1951, im Radio läuft „Pack die Badehose ein“ von Cornelia Froboess und in Oberhausen findet das erste Sterkrader Spiel- und Sportwochenende statt. Auf dem Fest trifft die damals 16-jährige Helga auf den 18-jährigen Hans-Günter – er nimmt aktiv mit seinem Verein teil, sie feuert ihn als Zuschauerin an. Nach dieser ersten Begegnung folgen viele weitere Treffen, Liebe auf den ersten Blick war es allerdings für beide nicht, das habe ein paar Monate Zeit gebraucht. „Er war der erste Mann, mit dem ich überhaupt engeren Kontakt hatte. Ich hatte keinen Bruder, mein Vater starb im Krieg und einen Freund hatte ich vorher auch nicht“, erzählt Helga Erben aufgeregt. „Er war wirklich der Erste, aber dafür habe ich ihn bis heute bei mir gehalten.“

Hans-Günter lacht neben ihr und erinnert sich gemeinsam mit seiner Frau an die Zeit des Kennenlernens, als wäre es gestern gewesen. Nach fünf Jahren Beziehung steht 1956 schließlich für beide fest: Wir wollen heiraten. „Das war aber kein romantischer Antrag, sondern ein Beschluss, den wir gemeinsam getroffen haben“, meint Hans-Günter Erben. Ein Jahr später ist es so weit, im August 1957 heiratet das junge Paar standesamtlich. Bei der Hochzeitsfeier wird alles selbst organisiert, wie Hans-Günter erzählt: „Meine Mutter musste dafür ihr ganzes Wohnzimmer ausräumen, Stühle und Tische haben wir uns vom Restaurant nebenan geliehen. Gekocht hat meine Tante, auch der Kuchen wurde selbst gebacken.“ Seine Frau ergänzt: „Das waren eben noch andere Zeiten als heute.“

Die Eheringe glänzen auch nach 65 Jahren noch wie am ersten Tag: Helga und Hans-Günter Erben können sich ein Leben ohneeinander nicht mehr vorstellen.
Die Eheringe glänzen auch nach 65 Jahren noch wie am ersten Tag: Helga und Hans-Günter Erben können sich ein Leben ohneeinander nicht mehr vorstellen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Frisch verheiratet lässt auch der Nachwuchs nicht lange auf sich warten, zwei Töchter und vier Enkelkinder bereichern nach und nach das Leben der Verliebten. Dass sie auch heute noch glücklich miteinander sind, ist für beide keine Selbstverständlichkeit: „Es gab natürlich mal Höhen und Tiefen. Aber unser Liebesgeheimnis lautet: Toleranz! Man kann eben nicht immer einer Meinung sein, so etwas gibt es nicht. Aber wir haben uns ein Versprechen gegeben, das gilt heute wie vor 65 Jahren“, berichtet Helga Erben. Sie fügt hinzu: „Unsere Tochter ist mittlerweile sogar auch schon 43 Jahre verheiratet.“

Zukunftswunsch: Mit dem Schiff nach Norwegen fahren

Besonders wichtig sei den beiden nach wie vor gemeinsame Zeit, insbesondere ihre zahlreichen Urlaube hätten das Paar immer weiter zusammengeschweißt. Alleine unterwegs zu sein kommt für das Ehepaar nicht infrage, auch in ihrer kleinen Wohnung in Sterkrade bekommen die beiden nicht genug voneinander. Zum 65. Hochzeitstag am 17. August ist ein Frühstück mit der Familie geplant, richtig gefeiert wird allerdings erst Anfang September. Was genau geplant ist, weiß das Ehepaar selbst nicht, da lassen sie sich von ihren Kindern überraschen.

Ihr größter Wunsch für die gemeinsame Zukunft: Gesundheitlich noch ein paar Jahre so fit bleiben wie derzeit – „Wir brauchen ja nicht mal einen Rollator oder Gehstock“, meint Helga stolz. Wenn es die Gesundheit zulässt, würden sie gerne noch einmal mit einem Schiff an der norwegischen Küste entlangreisen.

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