Oberhausen. Der Oberhausener Rollstuhlfahrer David Broll erzählt von Herausforderungen beim Dating mit Behinderung – online und offline.

Der 26-jährige David Broll ist ein aufgeschlossener junger Mann. Er lacht viel, „spaziert“ durch die Oberhausener Nachbarschaft zum Volkspark und erzählt von seiner Arbeit und seinen Freunden. Dass Broll unter verschiedenen körperlichen Einschränkungen leidet, lässt er sich mit seiner lebensfrohen Art kaum anmerken, für ihn gehört das zum Alltag. Im Gespräch verrät er, wie er das Thema „Dating mit Behinderung“ erlebt.

Trotz Querschnittslähmung viel in Oberhausen unterwegs

Seit seiner Geburt sitzt Broll im Rollstuhl, durch eine Fehlbildung der Wirbelsäule – „Spina bifida“ genannt – ist er von der Hüfte abwärts gelähmt. Zusätzlich sind seine Stimmbänder beschädigt, so dass sich seine Stimme dauerhaft heiser anhört, oft kommt nicht mehr als ein Flüstern hervor. Dafür wird er immer wieder ausgelacht: „An einer Bushaltestelle in Osterfeld habe ich eine Sprachnachricht gemacht, neben mir saßen drei Mädels. Als ich angefangen hatte zu reden, haben sie mich ausgelacht.

Unterkriegen lässt sich der Oberhausener davon aber keineswegs. Er arbeitet seit sieben Jahren bei der Oberhausener Lebenshilfe, zudem ist er viel alleine unterwegs und erkundet das Stadtgebiet mit dem Bus. Vor der Corona-Pandemie war er auch gerne in Clubs unterwegs, beispielsweise in der integrativen Disko „Nobody is perfect“ im Zentrum Altenberg. Auf Hilfe ist der Oberhausener dennoch angewiesen, seine Eltern unterstützen ihn täglich.

David Broll wurde an einer Oberhausener Haltestelle von mehreren Mädchen ausgelacht – mit dem Bus ist er dennoch gerne unterwegs.
David Broll wurde an einer Oberhausener Haltestelle von mehreren Mädchen ausgelacht – mit dem Bus ist er dennoch gerne unterwegs. © Privataufnahme David Broll

„Es ist schwer, sich auf eine Person komplett einzulassen“

Eine Freundin hat Broll derzeit nicht, dazu sei er gerade nicht bereit. Broll führt aus: „2016 hatte ich kurzfristig eine Beziehung und war auch richtig verliebt. Kennengelernt habe ich meine damalige Freundin bei der Arbeit.“ Sie sitze selbst nicht im Rollstuhl, habe aber eine Lernschwäche. „Leider ging das schnell wieder in die Brüche, mit dem Rollstuhl hatte das aber nichts zu tun.“ Es sei generell schwer, eine Person zu finden, auf die man sich komplett einlassen könne. „Das geht ja nicht nur mir so. Letztendlich denke ich, dass es egal ist, ob man eine Behinderung hat oder nicht, man muss der Partnerin vertrauen können.“

Seit der gescheiterten Beziehung fällt es Broll noch schwerer, sich für eine neue Partnerschaft zu öffnen. So halte er zwar die Augen offen, habe aber gleichzeitig auch Angst davor, nicht ernst genommen zu werden und einen Reinfall zu erleben. Eine Partnerin, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt, kann sich der 26-Jährige nur schwer vorstellen. „Es wäre schon eine sehr große Herausforderung, wenn wir beide auf Hilfe angewiesen wären. Meine zukünftige Partnerin darf gerne körperliche Einschränkungen haben, aber ich fände es super, wenn sie wenigstens ein bisschen laufen könnte.“

„Handicap-Love“ als Datingplattform für Menschen mit Behinderung

Um die richtige Partnerin zu finden, hat Broll sich auch online umgesehen. So gibt es eine Dating-Plattform, die eigens für Menschen mit Behinderung entwickelt wurde. Die Website handicap-love.de funktioniert dabei ähnlich wie andere Datingseiten: Nutzer legen ein Profil mit Foto an und können dann andere Singles anschreiben und treffen. Broll überzeugte die Website allerdings nicht: „Generell habe ich nur selten eine Antwort bekommen, dafür wurde ich häufig von Männern angeschrieben – obwohl ich gar nicht homosexuell bin.“ Ihm wurde das dann irgendwann zu viel. „Ich nehme dann lieber all meinen Mut zusammen und spreche eine Frau außerhalb des Internets an.“

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Viel wichtiger als eine Liebes-Beziehung sind David Broll im Moment aber auch seine Familie und seine Freunde. Besonders eine Freundin, die unter einem angeborenen Herzfehler leidet, sei für ihn „wie eine Schwester“, die ihn bei allem unterstützt. „Auch bei der Suche nach der richtigen Partnerin, sollte ich mich dafür wieder bereit fühlen.“ Auf die Frage, was Broll sich für die Zukunft wünscht, antwortet er nach kurzer Bedenkzeit: „Wenn ich ehrlich bin, bin ich wunschlos glücklich. Es ist alles gut, so wie es ist!“

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