Oberhausen. Gute Nachrichten für Familien in Oberhausen. In Sterkrade entsteht ein Kindergarten. Aber: ohne das Okay der Naturschützer kein Bauvorhaben.

An der Mozartstraße in Sterkrade, in direkter Nachbarschaft zum beschaulichen Reinersbachtal in Oberhausen, soll ein neuer Kindergarten entstehen. Bauherrin wird die evangelische Kirchengemeinde Holten-Sterkrade sein, die für das Projekt ein ehemaliges Gemeindehaus abreißen lässt. Die erste Hürde für das Vorhaben inmitten eines Landschaftsschutzgebietes wurde genommen: Der Naturschutzbeirat hat bei einem Termin vor Ort grünes Licht gegeben. Zwar könnten auch ohne die Zustimmung des Gremiums die Bagger anrücken, doch erfahrungsgemäß richten sich die Ratsmitglieder nach ihrem Urteil.

Cornelia Schiemanowski (Naturschutzbeirat) Markus Werntgen-Orman (Bereich Umwelt) und Pfarrer Thomas Fidelak haben sich die ersten Pläne von Architekt Jörg Spelleken (v.l.) vor Ort erläutern lassen.
Cornelia Schiemanowski (Naturschutzbeirat) Markus Werntgen-Orman (Bereich Umwelt) und Pfarrer Thomas Fidelak haben sich die ersten Pläne von Architekt Jörg Spelleken (v.l.) vor Ort erläutern lassen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Natur und Umwelt haben hier Vorrang“, beschreibt Markus Werntgen-Orman, Leiter des städtischen Bereichs Umwelt, die Spielregeln für das Areal in Sterkrade. Ausnahmen würden nur in besonderen Fällen wie für die Landwirtschaft gelten – oder bei besonderem öffentlichen Interesse. Und dieses besteht eindeutig, da die Kirchengemeinde sich für den Bau von Kitaplätzen entschieden hat, an denen nach wie vor „ein extrem hoher Bedarf“ besteht, wie Werntgen-Orman es formuliert. Mindestens drei Gruppen soll der neue Kindergarten beherbergen.

Blumenwiese statt Schaukel und Klettergerüst

Bei der Stadt stieß das Anliegen deshalb auch auf offene Ohren. Jürgen Schmidt, Dezernent für Familie in Oberhausen, spricht von einem großen Bedarf an Betreuungsplätzen, auch aufgrund der Zuzüge ins Stadtgebiet. In diesem speziellen Fall befinde er sich freilich „zwischen Baum und Borke“ – auf der einen Seite der Bedarf der Familien, auf der anderen der Umweltschutz. Dennoch habe die Stadt sich entschieden, das Vorhaben zu unterstützen, und koordiniere im Vorfeld die Abstimmungen zwischen Jugendamt, Stadtplanung und dem Bereich Umwelt.

Cornelia Schiemanowski ist Vorsitzende des Naturschutzbeirats in Oberhausen.
Cornelia Schiemanowski ist Vorsitzende des Naturschutzbeirats in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Vor Ort haben sich die Mitglieder des Naturschutzbeirats kürzlich einen eigenen Eindruck verschaffen können und einen Blick auf die ersten Skizzen des Dinslakener Architekten Jörg Spelleken geworfen. „Uns wurde zugesagt, dass die Kita an der Stelle der jetzigen Bebauung stehen soll und dass keine nennenswerten zusätzlichen Flächen versiegelt oder bebaut werden“, sagt Cornelia Schiemanowski, die Vorsitzende des Naturschutzbeirats. Auch der Außenbereich soll naturnah gestaltet werden, ohne die üblichen Spielgeräte. Ebenfalls geplant ist eine Fassaden- und Dachbegrünung. Das Regenwasser soll aufgefangen werden, um es dann versickern zu lassen. Die Biologische Station Ruhrgebiet wird dabei helfen, eine Art Natur-Kita zu errichten.

Kein Freifahrtschein für den Bauherrn

Unter diesen Vorzeichen, so Schiemanowski, habe der Beirat ein erstes positives Votum abgegeben: „Aber das ist kein Freifahrtschein.“ Der Bauträger müsse sich an die Vereinbarungen halten, auch wenn in der Umgebung ein großes Interesse für die Kitaplätze vorhanden sei – ab Herbst beginnt der Bau von Reihenhäusern für Familien ganz in der Nähe. Markus Werntgen-Orman lobt die zügige Zustimmung des Naturschutzbeirats. „Sie hätten sich auch querstellen können“, sagt er. Dann jedoch wäre das Gebäude, das aus den 1960er Jahren stammt, weiterhin ungenutzt geblieben und womöglich verfallen: „Das bringt dem Naturschutz gar nichts.“

Der erste Schritt ist somit gegangen, der Architekt kann seine Planungen nun weiter ausführen, die Kirchengemeinde dann mit Unterstützung der Stadt einen Bauantrag stellen. Über diesen wird der Rat entscheiden. Frühestens in zwei bis drei Jahren, schätzt Dezernent Jürgen Schmidt, könnte das Bauvorhaben dann umgesetzt werden.