Oberhausen. Unseriöse Stromanbieter versuchen immer wieder mit neuen Tricks, Verbraucher zu Zahlungen zu drängen. Die Verbraucherzentrale klärt auf.

„Wir wurden regelrecht überrannt mit Ratsuchenden und es graut uns vor dem, was noch kommt“ – beim Jahresbericht 2021 der Verbraucherzentrale Oberhausen findet die Leiterin der Beratungsstelle, Angelika Wösthoff, klare Worte mit Blick auf die explodierenden Energiepreise. Kurzfristige Vertragskündigungen und Preiserhöhungen der Energieanbieter hätten bereits zum Jahresende 2021 für einen Ansturm an Hilfesuchenden gesorgt, für dieses Jahr befürchtet die Verbraucherzentrale nicht zuletzt aufgrund des Ukraine-Kriegs noch deutlich mehr Probleme.

Besonders viele Anfragen erhielt die Beratungsstelle 2021 wegen Vertragskündigungen, die teils nur wenige Tage im Voraus verschickt wurden. Petra Gülker, Beraterin im Bereich Energierechtsversorgung, erklärt: „Wenn einem Verbraucher beispielsweise der Stromvertrag gekündigt wird, fallen die Kosten für eine Ersatzversorgung häufig deutlich höher aus. Ist die Kündigung seitens des Anbieters nicht rechtzeitig erfolgt, hat der Verbraucher zwei Möglichkeiten: Entweder der Anbieter muss trotz Kündigung weiter Strom liefern oder der Verbraucher kann Schadensersatz geltend machen.“

Knapp 5200 Oberhausener Anliegen im Jahr 2021

Aus dem Jahresbericht der Oberhausener Verbraucherzentrale geht hervor, dass die Beratungsstelle in 5191 Beratungsfällen mit Tipps und rechtlicher Unterstützung weiterhalf. Rund 41 Prozent der Beratungen erfolgte kostenlos, weil die Ratsuchenden wenig Geld verdienen.

27 Prozent der Beratungen entfielen auf den Dienstleistungssektor, 17 Prozent auf Finanzen, 15 Prozent auf Energiefragen, 14 Prozent auf den Bereich „Telefon“ und elf Prozent auf Konsumgüterfragen.


Unseriöse Stromanbieter hielten „ganz NRW auf Trab“

Ganz NRW „auf Trab gehalten“ hätten zudem zwei unseriöse Stromanbieter, die Neukunden am Telefon mit billigen Tarifen lockten – die böse Überraschung in Form von versteckten Kosten sei den Verbrauchern dann häufig erst nach Vertragsabschluss bewusstgeworden.

Die Verbraucherzentrale rät: Finger weg von den Anbietern „primastrom“ und voxenergie“. Wösthoff führt aus: „Wenn die Verbraucher den Firmen selbst geschrieben haben, weil die Kosten plötzlich höher waren als besprochen, erhielten nur die wenigsten eine Antwort, die Kunden fühlten sich hilflos. Sobald wir uns eingeschaltet haben, kam meist innerhalb kürzester Zeit eine Reaktion zurück.“

Ihre Kollegin Gülker ergänzt: „Die unseriösen Unternehmen haben uns dann Gerichtsurteile zugeschickt, um zu zeigen, dass wir ihnen nichts anhaben können – die Urteile hatten allerdings gar nichts mit unserem Fall zu tun. Daran merkt man, dass die Anbieter die Verbraucher einschüchtern wollen. Unsere Aufgabe ist es dann, die Kunden zu beruhigen und ihren Rechtsanspruch durchzusetzen.“

Mit Bauchschmerzen blicken Wösthoff und ihre Kolleginnen auf die weitere Entwicklung der Energiepreise, die besonders Kunden mit geringem Einkommen finanziell stark belasten. An den stark gestiegenen Preisen könne schließlich auch die Verbraucherzentrale nichts ändern, stattdessen setze man auf Beratungen, wie man Energie spart. Dabei sei ein Erstberatungsgespräch kostenfrei, die weitere Beratung koste 20 Euro – mit Ausnahme von Menschen mit geringem Einkommen, diese können den Service der Verbraucherzentrale kostenfrei in Anspruch nehmen. Zudem sind auf der Internetseite der Beratungsstelle viele wichtige Informationen rund um das Thema “Energie“ zu finden.

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