Oberhausen. Hohe Spritpreise, Mindestlohn und wenig Fahrgäste: Taxi-Unternehmer leiden – nicht nur unter den Folgen von Corona. Sie fordern neue Tarife.

Taxifahren in Oberhausen ist zu günstig – finden nicht nur die Taxiunternehmer, sondern auch ein von der Stadt bestellter Gutachter. Der aktuelle Tarif stammt aus dem Jahr 2015: Seit sieben Jahren leuchten drei Euro Grundentgelt und zwei Euro pro gefahrenem Kilometer (nachts und an Feiertagen 2,10 Euro) auf dem Taxameter auf. Preise, die sich wegen explodierender Kosten und einer pandemiebedingten geringen Nachfrage längst nicht mehr halten lassen, sagen die Chefs von Taxi-Team und Taxizentrale. In einem gemeinsamen Antrag an die Stadt fordern sie eine Anhebung der Tarife, bevor ihnen im Oktober der nächste tiefe Einschnitt droht: die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro.

Blickt mit Sorge auf seine Branche: Sezgin Onur, Betriebsleiter der Firma Taxi Team in Oberhausen.
Blickt mit Sorge auf seine Branche: Sezgin Onur, Betriebsleiter der Firma Taxi Team in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Mit dem aktuellen Tarif können wir nicht überleben“, sagt Sezgin Onur, Betriebsleiter bei Taxi-Team Oberhausen, einem Familienunternehmen, das 15 Konzessionen hält. So vieles sei in den vergangenen Jahren teurer geworden, zählt er auf: Sozialabgaben für die Fahrer, Umsatz- und Einkommensteuer, Krankenkassenbeiträge, Gebühren für TÜV, Eichamt und IHK, Zulassungen, Reparaturen, Inspektionen. Eine stolze Liste, in der die steigenden Spritpreise noch gar nicht aufgeführt sind. Nicht selten habe einer seiner Fahrer nach einer Stunde Arbeit nur 5,50 Euro im Portemonnaie – „obwohl mich diese eine Stunde 35 Euro gekostet hat“.

Taxigebühren in Oberhausen: Der Rat muss entscheiden

Einen Antrag auf Erhöhung der Taxigebühren hatten Sezgin Onur und Siegfried Manik, Geschäftsführer der Taxizentrale mit über 40 selbstständigen Mitgliedern, bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. „Aber wir haben ihn zurückgezogen und die Preise noch einmal nach oben korrigiert“, sagt Onur, „weil uns sowohl unser Taxiverband als auch ein Gutachter, den die Stadt bestellt hat, dazu geraten hat.“ Der aktuelle Antrag fordert die Erhöhung des Grundentgelts auf 5,50 Euro (bisher 3 Euro) und einen Kilometerpreis von 2,60 Euro am Tag und 2,70 Euro in der Nacht und an Feiertagen (bisher 2 Euro/2,10 Euro). Der Zuschlag für Großraumtaxis soll von 6 Euro auf 7,70 Euro steigen, das Wartezeitentgelt 33 statt 29 Euro betragen. Die Mitglieder des Rates werden in ihrer nächsten Sitzung am 20. Juni 2022 über diese Vorschläge entscheiden.

Gutachten für Oberhausens Taxibranche: „Preise nicht auskömmlich“

„Ich denke, die Stadt wird uns unterstützen“, ist Sezgin Onur zuversichtlich. Dafür spricht nicht nur ein Blick auf die Taxipreise in der Umgebung, sondern auch das Fazit des „Gutachtens zur Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes in der Stadt Oberhausen“, das 2019 im Auftrag des Bereichs Öffentliche Ordnung und Straßenverkehr erstellt wurde. Der Gutachter empfiehlt eine Erhöhung des Tarifs auf einen Grundpreis von 4 Euro am Tag und 4,20 in der Nacht sowie einen Kilometerpreis von 2,40 für kürzere und 2,20 Euro für längere Fahrten (in der Nacht 2,60 Euro und 2,40 Euro). Der aktuelle Tarif sei „nicht auskömmlich“. Eine „kontinuierliche, zeitnahe Anpassung des Tarifes“ sei „im Abstand von maximal zwei bis drei Jahren vorzunehmen“.

„Niemand in der Umgebung ist so günstig wie wir“, beklagt Sezgin Onur. Eine Tabelle in dem Gutachten gibt ihm recht: Der Grundpreis in Duisburg liegt demnach bei 5,50 Euro, in Mülheim bei 4 Euro, in Essen ebenfalls bei 4 Euro, in Bochum bei 3,30 Euro und in Bottrop ebenso. Dieses Missverhältnis führe zu kuriosen Situationen: „Wir werden immer wieder mal aus Mülheim oder Duisburg angefordert“, erzählt Sezgin Onur. „Die Leute sagen uns dann, dass es einfach günstiger für sie ist, ein Oberhausener Taxi zu bestellen.“ Damit müsse endlich Schluss sein.