Oberhausen. Die Taxi-Branche leidet unter den Folgen der Pandemie und kämpft um Vertrauen der Kunden. Ein Betrieb plant gar eine 2G-plus-Regel für Fahrer.
Die von der Pandemie gebeutelte Taxi-Branche tut alles, um ihre Fahrgäste zu halten und zurückzugewinnen. Nachdem bekannt wurde, dass ein großer Anbieter in Dortmund einen neuen Service einführt, ziehen Unternehmen in Oberhausen nach: Künftig wird es bei der Taxizentrale möglich sein, bei der Wagen-Bestellung einen „2G-Fahrer“ anzufordern. Das Familienunternehmen Taxi-Team Oberhausen will sogar noch einen Schritt weitergehen und plant eine 2G-plus-Regelung für seine Angestellten.
„Wir wollen, dass unsere Taxler auf der Straße bleiben und die Menschen versorgen können“, erklärt Siegfried Manik, Geschäftsführer der Taxizentrale Oberhausen. „Schließlich haben wir auch eine gewisse Fürsorgepflicht.“ Dabei gehe es vor allem um jene Menschen, die trotz Pandemie nicht auf eine Taxifahrt verzichten können. „Wir fahren viele Leute aus Risikogruppen. Oft Menschen mit einem schwachen Immunsystem und Dialyse-Patienten.“ Besonders diese hätten in den vergangenen Wochen und Monaten schon oft bei ihrem Anruf gefragt, ob es möglich wäre, einen geimpften Fahrer zu bestellen.
Fahrer können 2G-Nachweis freiwillig vorzeigen und in ihr Profil eintragen lassen
Die Taxizentrale Oberhausen hat 43 Mitglieder, rund 60 Fahrzeuge und knappe 400 Fahrer. Hier arbeitet jeder auf eigene Rechnung und bezahlt eine monatliche Mitgliedsgebühr an die Zentrale für die Vermittlungskosten. Wer in der Zentrale anruft, um ein Taxi zu bestellen, kann künftig auch angeben, einen genesenen oder geimpften Fahrer zu wünschen. Manik: „In den kommenden Tagen wird es ein Rundschreiben für alle Fahrer geben, dann können sie uns freiwillig ihren Nachweis zeigen und der wird in ihrem Fahrerprofil unserer Datenbank hinterlegt.“
Ein zusätzlicher Service, von dem am Ende alle Seiten profitieren sollen. Da seit dem Ausbruch der Pandemie immer weniger Menschen mit dem Taxi fahren, hofft die Taxizentrale, ihren Stammkunden ein sicheres Gefühl geben und andere Kunden zurückgewinnen zu können. Das neue Angebot soll schnellstmöglich eingeführt werden. „Ich tippe auf Mitte des Monats“, sagt Siegfried Manik, „allerspätestens aber zum 1. Februar wird die 2G-Buchung möglich sein.“
Hohe Impfbereitschaft unter Taxi-Fahrern
Generell gilt für Taxi-Fahrerinnen und -Fahrer bereits seit längerer Zeit die 3G-Regel (geimpft, genesen oder negativ getestet). Dass ungeimpfte Taxifahrer Nachteile durch den 2G-Service haben können, glaubt Manik nicht. „Wir haben eine hohe Impfbereitschaft unter den Taxlern, sicher höher als die generelle Impfquote in Deutschland.“
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Auch beim Taxi-Team Oberhausen ist man stolz auf den Impfstatus der Mitarbeiter. Das Unternehmen an der Vestischen Straße, mit 15 Taxi-Konzessionen eines der größten in der Stadt, gibt an, dass die allermeisten der über 50 Fahrer inzwischen geimpft seien. Weshalb Geschäftsführer Şendoğan Onur und Betriebsleiter Sezgin Onur demnächst einen erweiterten Service für ihre Kunden anbieten wollen: „Wir denken über 2G-plus nach“, sagt Sezgin Onur. Ein eigenes Testcenter auf dem Firmengelände an der Vestischen Straße sei bereits beantragt. Dies soll das Prozedere vereinfachen, erklären die Onurs.
Auch die Fahrer begeben sich in Gefahr
Die Hoffnung auch hier: das Geschäft wieder anzukurbeln. Denn sogenannte Bar-Fahrten gebe es zurzeit so gut wie gar nicht. „Wir leben von unseren Krankenfahrten in Kliniken, Arztpraxen, zur Dialyse oder Bestrahlung“, zählt Sezgin Onur auf. Dabei würden sich die Fahrer stets selbst in Gefahr begeben, wie er betont. „Darüber spricht aber niemand.“ Man wisse nie, was der Kunde habe, den man gerade fährt, und beim Abholen oder Hinbringen würden sie tagtäglich Krankenhäuser und Arztpraxen betreten.
„Die Kunden fragen nach dem Impfausweis des Taxifahrers, aber wir dürfen das nicht. Wir haben kein Recht dazu“, sagt der Taxi-Unternehmer. Er wolle sich nicht beschweren und habe auch Verständnis dafür, „aber ein bisschen Anerkennung wäre doch mal ganz schön. Wenn jemand mal ,Hut ab vor den Taxifahrern’ sagen würde. Das macht uns schon traurig, dass wir nie erwähnt werden.“ Seit zwei Jahren schon sei diese Berufsgruppe überall dort im Einsatz, wo andere sich nicht hintrauen.
Respekt – statt endloser Masken-Diskussionen
„Wir gehen auch einkaufen für ältere Menschen, die aus Angst vor Corona nicht rauswollen“, sagt Sezgin Onur. Hinzu kämen Anfragen von Corona-positiv Getesteten, die ins Krankenhaus gefahren werden wollen. Oder Eltern, die wie selbstverständlich ihr positives Kind im Taxi von der Schule abholen. Dies alles sei in Pandemiezeiten Berufsrisiko. Hierfür gebühre den Fahrern auch öffentlich Respekt – statt elender Diskussionen mit Unbelehrbaren, die nach zwei Jahren Corona immer noch nicht begriffen hätten, dass sie im Wagen ihre Maske aufsetzen müssen, egal ob geboostert oder nicht.
Sieben Tipps für Taxifahrten in Corona-Zeiten
Der ADAC gibt auf seiner Homepage Tipps, wie sich das Risiko einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 bei Fahrten mit dem Taxi minimieren lässt. Erstens: Offenheit. Schon bei der Taxibestellung sollte man das Anliegen kundtun. Man könnte etwa sagen, dass man wegen hohen Blutdrucks zum Arzt muss, aber kein Fieber hat und keinerlei Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht. Zweitens: Handhygiene. Waschen Sie sich vor der Fahrt gründlich die Hände. Drittens: Abstand halten. Steigen Sie hinten rechts in das Taxi ein, um möglichst weit vom Fahrer entfernt zu sitzen. Viertens: Tragen Sie eine Maske.Fünftens: Schweigen. Auf angeregte Unterhaltungen sollten Sie in diesen Zeiten verzichten – zum Schutz beider Seiten.Sechstens: Bargeldlos bezahlen. Bargeld wechselt häufig den Besitzer. Daher ist das Bezahlen via EC- oder Kreditkarte ratsam. Siebtens: wieder Handhygiene. Waschen Sie sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt nach der Fahrt gründlich die Hände.