Oberhausen. Eine Oberhausener Brautmodeverkäuferin bietet Second-Hand-Kleider an und verrät, wie viel Zeit für den Kleiderkauf eingeplant werden sollte.

In ihrem Oberhausener Laden verkauft Jasmin Schaar das „emotionalste Kleidungsstück des ganzen Lebens“: Circa einhundert Brautkleider hängen an den Kleiderstangen des “Brautbüdchens“ in Osterfeld und sollen den schönsten Tag im Leben für die Braut perfekt machen. Die Anprobe wird dabei häufig begleitet von Tränen, Freude und Überforderung.

Vor knapp einem Jahr eröffnete Jasmin Schaar die erste Second-Hand-Brautboutique in Oberhausen, schon seit ihrer Kindheit träumte die 28-Jährige davon, gemeinsam mit ihrer Mutter einen eigenen Laden für Brautmode zu leiten. Die gelernte Automobilkauffrau merkte bereits während der Ausbildung, wie sehr ihr die Arbeit mit Kunden Spaß macht und beschloss schließlich, sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen und statt Autos zukünftig Brautkleider an den Mann – oder besser gesagt: an die Frau – zu bringen.

Second Hand Kleider kosten circa die Hälfte des Neupreises

„Bei mir ist das Besondere, dass ich zwei Bräute begrüßen darf. Die ehemalige Braut, die ihr geliebtes Kleid in meine Hände gibt und die zukünftige Braut, die mit meiner Hilfe ihr Traumkleid findet“, beschreibt Schaar, was ihren Laden einzigartig macht. Denn viele der Kleider im Laden wurden zuvor schon von einer anderen Braut getragen. Über ein Formular auf ihrer Website können Bräute Fotos und Informationen wie Größe, Marke und Kaufjahr an Schaar weitergeben, sie entscheidet dann, ob die Kleider zu ihrem Laden passen: „Je länger das Kleid ist, desto besser, mindestens 160 cm lang sollte es schon sein. So habe ich beim Weiterverkauf einfach mehr Spielraum. Die Kleider werden dann für circa die Hälfte des Neupreises weiterverkauft, meist zwischen 700 und 1000 Euro.“ Da während der Pandemie kaum getragene Kleider angeboten wurden, hängen auch neue Brautkleider im „Brautbüdchen“, um eine gute Auswahl anbieten zu können – hier liegen die Preise zwischen 1000 und 1500 Euro.

Seit September 2021 verkauft Jasmin Schaar in ihrem Oberhausener Laden sowohl Second-Hand-Kleider, als auch Neuware. Die Preise liegen dabei zwischen 700 und 1500 Euro.
Seit September 2021 verkauft Jasmin Schaar in ihrem Oberhausener Laden sowohl Second-Hand-Kleider, als auch Neuware. Die Preise liegen dabei zwischen 700 und 1500 Euro. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Eine Braut kam erst zehn Tage vor der Hochzeit vorbei

Die Wartezeit bis zum nächsten freien Termin beschreibt Jasmin Schaar als stark saisonabhängig. So sei es derzeit eher ruhig, während im Herbst besonders viele Bräute einen Termin suchten, um im folgenden Frühjahr oder Sommer mit dem passenden Traumkleid zu heiraten. „Dann kann es auch mal sechs Wochen dauern, bis ich wieder freie Termine habe“, meint die Oberhausenerin. Grundsätzlich empfiehlt sie, etwa zehn Monate vor der Trauung auf Kleidsuche zu gehen, es gäbe jedoch auch Extremfälle: „Ich habe vor einigen Monaten eine Braut beraten, die zehn Tage vor der Hochzeit zu mir kam und noch ein Kleid aussuchen musste. Da liefen bei mir schon ordentlich die Schweißperlen, aber letztendlich hat die Braut tatsächlich in ihrem Traumkleid geheiratet und es ist alles gut gegangen.“

Vor jedem Anprobetermin ist Schaar etwas aufgeregt, sie wisse ja nie, wie sich die Bräute verhalten. Von schüchtern bis sehr präsent seien dabei alle Charaktere dabei, auch die Begleitungen der Bräute unterscheiden sich deutlich: „Oft kommen die Brautmütter und Trauzeuginnen mit zum Termin, ab und zu auch mal Brautväter oder Brüder. Dann wird es oft auch richtig emotional und es fließen nicht nur bei meinen Kundinnen die Tränen, sondern auch bei mir selbst. Ich bin selbst sehr emotional und jedes Brautkleid ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich wähle die Kleider mit sehr viel Liebe aus und es freut mich wahnsinnig, wenn eine Braut sich in eines meiner Kleider verliebt!“

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Je mehr Kleider anprobiert werden, desto schwieriger wird die Entscheidung

Die Anprobe selbst dauert in der Regel um die zwei Stunden, mal werden nur drei Kleider anprobiert, mal 15. Die 28-Jährige führt aus: „Je mehr Kleider anprobiert werden, desto schwieriger wird es. Man verliert schnell den Überblick, deshalb empfehle ich, bei der ersten Anprobe nicht mehr als sieben Kleider anzuziehen und das erstmal auf sich wirken zu lassen.“ Bei rund 70 Prozent aller Anproben werde am Ende auch ein Kleid gekauft, es sei aber auch völlig in Ordnung, wenn die Braut noch mal eine Nacht über ihre Entscheidung nachdenken möchte – es sei schließlich das wichtigste Kleidungsstück im Leben der Braut.

Schaar selbst ist bisher nicht verheiratet und antwortet auf die Frage, wie sie sich die Auswahl des eigenen Brautkleids vorstellt: „Das wird Horror für mich!“ Sie lacht und erklärt dazu: „Ich möchte selbst etwas Ausgefallenes haben, was auch für mich neu ist. Ich ziehe zwar manchmal die Kleider aus meinem Laden an und verliebe mich in einzelne Stücke, aber ich warte noch auf etwas ganz Spezielles.“

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