Oberhausen. Heute mutet dieser Plan ein wenig merkwürdig an. Ein Dach für die Marktstraße in Alt-Oberhausen? Im Juni 1992 war das ein topaktuelles Thema.

Vor genau 30 Jahren – Anfang Juni 1992 – ist in Oberhausen ein Projekt vorgestellt worden, das weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung fand, aber am Ende doch nicht verwirklicht worden ist: Die Überdachung der Marktstraße.

Oberhausen in den frühen 1990er-Jahren: Das Projekt Neue Mitte zeichnete sich bereits ab, auch wenn viele Fragen dazu noch unbeantwortet waren. Doch in der alten Mitte, also rund um die Marktstraße, blickten zahlreiche Geschäftsleute bereits zu diesem Zeitpunkt sorgenvoll in die Zukunft: Wie kann die alte Einkaufs-Achse überleben?

Und so entstand die Idee einer künftigen Shopping-Mall, um dem Centro in der Neuen Mitte mit einer überdachten Marktstraße Paroli zu bieten. Die Marktstraße sollte auf rund 450 Meter eine wellenförmige Glasüberdachung erhalten, die auf Pfeilern stehen und ca. 1,4 bis zwei Meter vor den Hausfassaden enden sollte. So sollte der Einkaufs-Komfort verbessert werden; so sollte die alte Mitte zeitgemäßer werden.

Was wäre, wenn die Marktstraße in den 90er Jahren überdacht worden wäre? Wäre der Umsatz in den Geschäften dann höher als heute? Hätten wir eine andere Mischung der angebotenen Waren? Das Bild zeigt Passanten beim verkaufsoffenen Sonntag auf der Marktstraße am Sonntag, 3. April 2022.
Was wäre, wenn die Marktstraße in den 90er Jahren überdacht worden wäre? Wäre der Umsatz in den Geschäften dann höher als heute? Hätten wir eine andere Mischung der angebotenen Waren? Das Bild zeigt Passanten beim verkaufsoffenen Sonntag auf der Marktstraße am Sonntag, 3. April 2022. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Und dann ging damals zunächst alles blitzschnell: Die Stadt Oberhausen startete eine umfangreiche Bürgerbeteiligung; Belichtungs-, Belüftungs- und Brandschutzgutachten wurden eingeholt und dann für das Gesamtobjekt eine Baugenehmigung erteilt sowie die sofortige Vollziehung der Genehmigung angeordnet.

Projektkosten: 20 Millionen Euro

Das Vorhaben sollte rund 20 Millionen DM kosten, teils vom Land NRW (zwei Millionen DM), teils aus Spenden von Kaufleuten (rund 6 Millionen DM) und ergänzend von der Stadt finanziert.

Es kam zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Eigentümer anliegender Gebäude legten Widerspruch gegen die Genehmigung ein. Schließlich entschied der 10. Senat des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen im Februar 1996 in einem Eilverfahren, dass bereits die Baugenehmigung zu unbestimmt gewesen sei. Das gesamte Projekt scheiterte schließlich, ist aber in den Köpfen vieler Oberhausener nach wie vor fest verankert: Was wäre wenn – die Marktstraße heute ein Dach hätte?

Lesen Sie auch unsere Serie zum 20. Geburtstag des Centros Oberhausen aus dem Jahre 2016:

https://www.waz.de/staedte/oberhausen/20-jahre-centro-oberhausen-geschichte-und-zukunft-id12004081.html