Das Centro Oberhausen ist ein politisches Drama, welches im Detail beweist, wie eine deutsche Kulturstadt systematisch zerstört wurde. Die Politiker haben es für richtig befunden, ein großes Zentrum neben dem eigentlichen Stadtzentrum zu erlauben, um – wovon Fachleute bereits vorher dringend abrieten – den Einzelhandel einschließlich des Kaufhofs in das neue Centro Oberhausen zu verlagern. Die Marktstraße, die ehemalige Haupteinkaufsstraße Oberhausens, verwandelte sich nach Errichtung des Centro in eine öde „Müllstraße“, an der die meisten Geschäfte heute leer stehen und nur noch Nahversorger, wie z. B. Aldi etc. Platz finden.

Etwa 160 Einzelhändler haben ihre Existenz verloren und ein Investor aus England macht ein riesiges Millionengeschäft. Die meisten Einzelhändler konnten nicht in das Centro Oberhausen übersiedeln, weil der Investor keinen Inhaber geführten Einzelhandel wünschte, sondern nur Filialisten.

Der Inhaber geführte Einzelhandel zahlt Steuern in Oberhausen, die Filialisten an den Standorten der jeweiligen Hauptverwaltungen – und diese sind nicht in Oberhausen. Infolge dessen avancierte Oberhausen zu einer der ärmsten Städte Deutschlands. Sie verlor nicht nur den städtischen Charme, sondern auch Steuerzahler, die hier wirtschafteten und lebten. Der wirtschaftliche Erfolg resultierend aus dem Einzelhandelsumsatz wurde in die Hände eines ausländischen Investors übertragen. Und die Versprechungen der Politiker, die Marktstraße würde mit einem Glasdach versehen ein neues Einkaufserlebnis bieten, waren gelogen. Das Glasdach verblieb im Prospekt der politischen Weißmacher.

In den 50er Jahren galt es in Düsseldorf als MUSS, während der Weihnachtszeit mindestens einmal zum Einkaufen nach Essen oder Oberhausen zu fahren, weil die jeweiligen Haupteinkaufsstraßen (Kettwiger Straße in Essen sowie Marktstraße in Oberhausen) ihren Ruf als die Lichterstraßen bis nach Düsseldorf trugen. Es war chic, dort in der Weihnachtszeit einen Teil der Geschenke in sehr lebendiger Weihnachtsstimmung kaufen zu können. Aber das hat Oberhausen nun für immer verloren – Dank an den damaligen „tüchtigen“ Oberbürgermeister, dem es gelungen ist, noch kurz vor seinem Dienstausscheiden weitere 30 000 Quadratmeter Centro-Erweiterung genehmigungsmäßig durchzupeitschen – auch gegen Klagen und Widersprüche der Nachbarstädte, die die Folgen der ersten 70 000 Quadratmeter bereits kräftig spürten. Man kann sich ehrlich fragen, warum ein Bürgermeister so etwas macht, wenn er ohnehin aus dem Amt scheidet – was er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste. Mit solchen unüberlegten Alleingängen werden unsere gewachsenen Kulturstädte von leichtfertigen Politikern zerstört.