Oberhausen. Die Grünen punkten in Oberhausen mit Inhalten, die SPD verließ sich zu sehr auf einen netten Spitzenkandidaten mit einem Schlafwagen-Wahlkampf.

Da mag sich die CDU in Oberhausen so viel freuen, wie sie will: Der eigentliche Gewinner dieser Wahl sind im Land wie im Stadtgebiet die Grünen. Im Vergleich zur vergurkten Landtagswahl 2017 gewannen sie mit inhaltlichen Themen sensationell viele Oberhausener Wählerinnen und Wähler hinzu, die vor allem mehr Engagement der Politik sehen wollen im Kampf gegen den Klimawandel, beim Naturschutz, für mehr Lebensqualität in Städten mit intelligenter Mobilität (mehr Öffentlicher Nahverkehr, mehr E-Autos und ein besser Rad- wie Fußgängerverkehr).

Die Grünen haben zwar in der einstigen Schwerindustriestadt Oberhausen immer noch Probleme, den Landesschnitt ihrer Partei zu erreichen, doch die vergangenen Wahlen zeigten, dass sich die Grünen hier zweistellig festgesetzt haben. Das ist in einer Stadt mit einem so geringen bürgerlichen Anteil in der Bevölkerung von Latte-Macchiato-Trinkern und Yoga-Innere-Stimme-Entdeckern mehr als beachtlich.

Der Aufschwung der Grünen kostet die SPD und die CDU Stimmen

Die CDU sorgt sich bereits darum, dass ein Teil ihrer konservativen Ur-Klientel im Oberhausener Norden die Grünen-Welten zunehmend dauerhaft attraktiver findet als ihre christdemokratische Politik. Auch dies ist ein Grund, warum es der CDU in der einstigen Stamm-Hochburg der SPD mit 60 Prozent-Anteilen heute so schwer hat, die 30-Prozent-Marke klar zu überspringen – obwohl die SPD seitdem so viel verloren hat. Nur vier Mal war der CDU dies über alle Wahlen hinweg in den vergangenen 17 Jahren gelungen.

Und die SPD? Der Aufschwung der Grünen macht den Sozialdemokraten mindestens seit 2019 ziemlich zu schaffen. Überragende SPD-Ergebnisse wie 2005 (über 61 Prozent) oder 2012 (über 57 Prozent) sind heutzutage unerreichbar. Selbst dass Sozialdemokraten wie eh und je die beiden Oberhausener Wahlkreise direkt holen, ist in diesen Zeiten nicht mehr selbstverständlich. So traurig zu Recht die SPD über das Landesergebnis ist, so können die Oberhausener auf ihr relativ stabiles Ergebnis im Vergleich zu 2017 ruhig stolz sein.

Allerdings: Was wäre eigentlich gewesen, wenn die SPD ihre Inhalte konkret und durchaus konfrontativ nach vorne gebracht hätte? Was wäre gewesen, wenn sie die Mängel der schwarz-gelben Landesregierung klarer benannt und Verbesserungsvorschläge eingebracht hätte? Mit einem Schlafwagen-Wahlkampf und einem überaus netten Spitzenkandidaten kann man ein ganzes Land nicht gewinnen.