Oberhausen. Ein sonniger Maiabend am Zentrum Altenberg: Hier hat die SPD Oberhausen zu ihrer Wahlparty geladen. Es wird ein stiller Abend der Enttäuschung.

Sozialdemokratische Optimisten fragten im Vorfeld der Wahl: Gelingt der SPD in NRW als stärkste Fraktion die Rückkehr an die Macht? Ja, ganz zaghaft erinnert die Wahlparty der SPD an diesem 15. Mai 2022 zunächst an den 26. September 2021, an den Abend der Bundestagswahl: Auch damals war das Wetter wunderschön und die SPD kam im Zentrum Altenberg in guter abendlicher Stimmung zusammen; nicht euphorisch, aber mit Zuversicht auf einen Regierungswechsel. In Berlin ist es im September 2021 gelungen – und jetzt in Düsseldorf? Schnell wird klar: Die SPD hat bei der Landtagswahl 2022 nicht gewonnen, sondern Stimmen verloren – ein Abend der Enttäuschung zeichnet sich ab.

Die beiden Direktkandidaten, Stefan Zimkeit (Sterkrade/Dinslaken) und Sonja Bongers (Alt-Oberhausen/Osterfeld), mischen sich unter das Parteipublikum und erwarten kurz vor 18 Uhr so gespannt wie alle anderen Menschen im Saal die erste Prognose.

Dann ist es so weit. Gebannt schauen alle auf die große Leinwand. Die ersten prognostizierten Landeszahlen zeigen Verluste für die SPD, Gewinne für die CDU – und einen stolzen Rekordzugewinn für die Grünen.

Parteichef nimmt Prognose still zur Kenntnis

SPD-Parteichef und Bundestagsabgeordneter Dirk Vöpel ist ebenfalls im Zentrum Altenberg präsent. Schon im Tagesverlauf hat er sich gegenüber der Redaktion zum NRW-Wahltag geäußert und auf Zuversicht gesetzt: An diesem 15. Mai gehe es für die Sozialdemokraten darum, stärkste Partei in Nordrhein-Westfalen zu werden und einen klaren Regierungsauftrag zu erhalten. Davon sind die Sozialdemokraten nun allerdings weit entfernt. Auch Dirk Vöpel nimmt die erste Prognose still zur Kenntnis.

Ein stiller Wahlabend: die beiden Direktkandidaten Stefan Zimkeit (Sterkrade/Dinslaken) und Sonja Bongers (Alt-Oberhausen/Osterfeld) mit SPD-Parteichef Dirk Vöpel im Zentrum Altenberg.
Ein stiller Wahlabend: die beiden Direktkandidaten Stefan Zimkeit (Sterkrade/Dinslaken) und Sonja Bongers (Alt-Oberhausen/Osterfeld) mit SPD-Parteichef Dirk Vöpel im Zentrum Altenberg. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Im weiteren Verlauf des Abends wird es hier auch immer wieder um Prozente und Zahlen aus den lokalen Wahlbezirken gehen. 2017 erhielt Stefan Zimkeit 41,8 Prozent der Erststimmen; auf Sonja Bongers entfielen 41,5 Prozent. Wie werden ihre lokalen Prozentzahlen in Oberhausen ausfallen? Schon die ersten Ergebnisse aus den Wahlbezirken zeigen dann: Zimkeit und Bongers müssen leichte Stimmenverluste hinnehmen. Sie erleben aber offenbar keinen Einbruch und verteidigen jeweils ihre Direktmandate. Sonja Bongers sagt in einer ersten Reaktion: „Insgesamt ist das ein trauriger Abend für die Sozialdemokratie im Land Nordrhein-Westfalen; uns ist es in Oberhausen aber gelungen, durch konstante Arbeit und Präsenz vor Ort die Erststimmen-Ergebnisse im Wahlkreis weitgehend stabil zu halten.“ Stefan Zimkeit hebt zugleich die aus seiner Sicht gute Parteiarbeit in Oberhausen und Dinslaken hervor, die ebenfalls das Erststimmen-Ergebnis stabilisiert habe.

Zimkeit, Bongers, Cordes – bleibt es bei der Dreier-Konstellation?

Nicht zu vergessen: Sozialdemokrat Frederick Cordes mischt ja ebenfalls beim Kandidatenrennen mit. Er ist mit Listenplatz 13 ausgestattet, der im Vorfeld der Wahl als recht aussichtsreich galt. Cordes, Ex-Juso-Vorsitzender in Oberhausen und NRW, war Ende 2020 für einen Parteikollegen, der in die Kommunalpolitik wechselte, überraschend in das Düsseldorfer Parlament nachgerückt. Seitdem war die SPD Oberhausen erstmals in ihrer langen Geschichte mit gleich drei Abgeordneten in der Landeshauptstadt präsent: mit Stefan Zimkeit, Sonja Bongers und Frederick Cordes – ob sich diese Konstellation von Neuem einstellt?