Oberhausen. SPD-Wahlparty im Zentrum Altenberg – schon kurz nach 18 Uhr brandet großer Jubel auf, als die erste Prognose über die Leinwand flimmert.

Ein gewisser Optimismus liegt bereits in der Luft, als die Genossinnen und Genossen eine halbe Stunde vor der Schließung der Wahllokale im Zentrum Altenberg eintreffen. Bei dieser Wahl müsste doch endlich mal wieder etwas gehen! Dieses Grundgefühl täuscht nicht. Als die erste Bundes-Prognose mit deutlichem Gewinn für die Sozialdemokratie eintrifft, brandet großer Jubel im Saal auf.

Wenige Minuten vor 18 Uhr ist hier SPD-Direktkandidat Dirk Vöpel (50) eingetroffen – ziemlich entspannt geht er in weißem Hemd und ohne Jackett durch die Reihen. Dann die erste lokale Auszählung – der erste Stimmbezirk liegt vor: Rund 40 Prozent für Vöpel! Bei der Wahl 2017 hatte er 38,5 Prozent der Erststimmen erhalten. In der folgenden Auszählung nähert er sich Schritt für Schritt diesem Wert an. Und vor allem: Die SPD hat offenbar als Partei bei den Zweitstimmen zugelegt. Von einem verheerenden Verlust wie 2017, als der Stimmenanteil bei den Zweitstimmen um minus 8,3 Prozentpunkte schrumpfte, keine Spur. Eine Erlösung!

Die Ergebnisse im Blick: vorne SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers; hinten im weißen Hemd: Dirk Vöpel.
Die Ergebnisse im Blick: vorne SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers; hinten im weißen Hemd: Dirk Vöpel. © FFS | Kerstin Bögeholz

„Wir haben einen Super-Wahlkampf geführt. Die Stimmung war gut. Es gab keine Pöbeleien. Man konnte sich mit den Menschen richtig gut unterhalten“, sagt SPD-Ratsmitglied Helmut Brodrick. Ähnlich bewerten andere Sozialdemokraten an diesem Abend die zurückliegenden Wahlkampfwochen. Zum Beispiel SPD-Ratsmitglied Jörg Schröer: Der Scholz-Zug habe funktioniert. Sachlich, faktenreich und pragmatisch habe der SPD-Spitzenkandidat diesen Wahlkampf geführt und damit seine Parteigenossen motiviert; kein Vergleich etwa zu Peer Steinbrück und seinem berühmten Stinkefinger im Jahr 2013 – die Menschen hätten jetzt gemerkt, dass mit Olaf Scholz jemand kandidiere, der in der Lage sei, eine Bundesregierung erfolgreich und verlässlich zu führen.

Ob es in Berlin dazu kommt, ist an diesem langen Wahlabend aber fraglich, denn der große Poker um ein Dreierbündnis hat bereits begonnen. Die Parteifarben von SPD, CDU, FDP und Grünen leuchten immer wieder in den Diagrammen auf – wer mit wem? Was ist in Berlin möglich?

Currywurst und Frikadellen

Die gute Grundstimmung im Zentrum Altenberg bleibt von diesen Unwägbarkeiten weitgehend unberührt, auch wenn alle im Saal die im Fernsehen übertragenen Gedankenspiele zu einem möglichen Regierungsbündnis aufmerksam verfolgen. Es gibt Currywurst und Frikadellen. Rote Luftballons schmücken die Bühne. Auch die beiden Landtagsabgeordneten, Stefan Zimkeit und SPD-Fraktionschefin Sonja Bongers, sind präsent. Immer wieder laufen auf der großen Leinwand die Hochrechnungen ein, begleitet von den lokalen Auszählungen aus den Stimmbezirken. „So kann’s bleiben“, sagt ein Genosse und gratuliert Dirk Vöpel, der das zu diesem Zeitpunkt noch ein wenig abwehrt: „Erst einmal die weiteren Ergebnisse abwarten!“

Auch in Dinslaken wird der Direktkandidat an diesem Abend noch erwartet. Gleich geht es los in die Nachbarstadt, die ja ebenfalls zum Wahlkreis 117 gehört. Doch wenn nicht alle Signale trügen, ist es Dirk Vöpel gelungen, mit einem überzeugenden Ergebnis zum dritten Mal für Oberhausen und Dinslaken in den Bundestag einzuziehen. Ja, in manchen Gesprächen ist auch zu spüren: Nach den bitteren lokalen Stimmenverlusten 2017 hat die SPD hier und jetzt wieder ihren Stolz zurückgewonnen.