Oberhausen. Die Polizei Oberhausen warnt vor dreisten Telefonbetrügern. Zwei Kripobeamte berichten aus ihrer Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit.

Seit zwei Jahrzehnten ermittelt Kriminalhauptkommissar Chris Hauffe bei der Polizei Oberhausen gegen Telefonbetrüger – ein Deliktfeld, das sich mit Blick auf die Sozialen Netzwerke immer weiter intensiviert hat. Allein im Mai kamen unbekannte Täter in drei Fällen in Oberhausen zum Zuge und erbeuteten insgesamt eine höhere fünfstellige Eurosumme.

Die Opfer: In der Regel ältere Menschen, die einen betrügerischen Anruf oder eine ebensolche Textnachricht auf dem Handy erhalten, oft verbunden mit dem „Notruf“ eines angeblichen nahen Verwandten (Sohn, Tochter, Enkel), dass man dringend Geld benötige, das umgehend überwiesen werden soll.

Doch nicht immer sind die skrupellosen Täter, die sich aus Call-Centern im Ausland melden, erfolgreich, wie Chris Hauffe (Betrugskommissariat) und seine Kollegin, Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen (Kriminalprävention und Vorbeugung), berichten. Eine 68-jährige Oberhausenerin hatte jetzt zu Wochenbeginn einen ganz persönlichen Schutzengel – eine Sparkassenmitarbeiterin, die verhinderte, dass die Frau eine größere Geldsumme an einen Telefonbetrüger überwies.

Messenger-Nachricht: „Ich bin’s“

Die 68-Jährige hatte über einen Messengerdienst eine Nachricht erhalten – angeblich von ihrem Sohn, der dringend Geld benötige: „Hallo Mama, ich bin’s. . .“ Die Frau zeigte der Sparkassen-Mitarbeiterin die im Chatverlauf angegebene Kontonummer – das machte die Bankangestellte stutzig. Sie vermutete sofort einen Betrüger, zumal sie in einem ähnlichen Fall schon einmal erfolgreich einen Betrug verhindert hatte.

Die Ermittler der Polizei sind eingeschaltet worden. Wenig später hat die 68-Jährige Anzeige erstattet. Die Fahnder der Polizei rufen vor dem Hintergrund der jüngsten Fälle die Oberhausener Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Prävention ist hier das beste Mittel“, sagt Polizeisprecher Tom Litges. Wenn ältere Menschen einen Notruf mit der Aufforderung einer Geldüberweisung erhielten, sollten sie erst einmal direkte Rücksprache mit Sohn oder Enkel halten. „So dringlich, dass alles sofort geschehen muss, kann keine Überweisung sein“, sagt Chris Hauffe.

Meist stelle sich dann schnell heraus, dass der Notruf gar nicht vom echten Enkel oder vom eigenen Kind stamme, so die Kriminalbeamten, die auch darauf hinweisen, dass die Täter die Seniorinnen und Senioren stets mit frei erfundenen Geschichten unter Druck setzen würden; etwa ein Unfall, an dem man schuld sei und wofür man eine hohe Kaution zahlen müsse, um nicht ins Gefängnis zu kommen. Die Fantasie der Verbrecher ist schier grenzenlos: Sie schlüpfen zum Beispiel auch in die Rolle eines Polizeibeamten, eines Richters oder eines Staatsanwalts.

Herausforderung für die Ermittler

Für erfahrene Ermittler wie Chris Hauffe stellen die Telefonbetrüger eine echte Herausforderung dar. Es ist nicht unmöglich, aber äußerst schwierig die Kriminellen zu finden und in Gewahrsam zu nehmen. Dabei ist die Polizei Oberhausen auf die internationale Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeibehörden, etwa in Polen oder der Türkei, angewiesen, wo oft die kriminellen Callcenter sitzen. Rechtshilfeersuchen sind erforderlich, damit es zu Festnahmen kommen kann. Und ebenso muss eine möglichst lückenlose Beweiskette dokumentiert werden.

Selbst wenn die Täter mit ihrer Masche an aufmerksamen Senioren scheitern, wirkt sich ihre dreiste Vorgehensweise oft verheerend auf die Opfer aus. Die älteren Menschen fühlen sich oft verletzt und verunsichert, manche zittern danach heftig und können kaum fassen, was ihnen da passiert ist, wie Jenny Verhoefen berichtet.

Deshalb, so rät die Polizistin, sollten alle nahen Verwandten, alle Kinder und Enkel, ihre Eltern und Großeltern von vorneherein vor solchen kriminellen Machenschaften eindringlich warnen.