Oberhausen. Taxifahrer kommen oft ins Spiel, wenn Senioren von Betrügern genötigt werden, Bargeld abzuheben. So sollen sie alten Menschen jetzt beistehen.

Die Polizei Oberhausen setzt ab sofort auf die Hilfe von Taxifahrerinnen und Taxifahrern, um dreisten Betrug an Seniorinnen und Senioren zu verhindern. Mit eigens gedruckten Warnhinweisen im Postkartenformat, die griffbereit in den Taxis bereitliegen, sollen solche Straftäter gestoppt werden.

Die Betrugsmasche, um die es hier geht, ist bekannt: Die Täter melden sich telefonisch über Call-Center aus dem Ausland bei den älteren Menschen, geben sich zum Beispiel als Polizeibeamte aus und erzählen ihnen dann oft eine Schockgeschichte, etwa: „Ihre Tochter hat ein Kind totgefahren und braucht jetzt Geld für die Kaution!“ So in Aufregung versetzt, sind die Seniorinnen und Senioren dann meistens sofort bereit, zu ihrer Bank zu fahren, das Geld abzuheben und in zuvor vereinbarter Weise zu übergeben.

Will Seniorinnen und Senioren vor dreisten Betrügern schützen: Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen.
Will Seniorinnen und Senioren vor dreisten Betrügern schützen: Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Und an diesem Punkt kommen die Taxifahrer ins Spiel. „Häufig nutzt die ältere Generation das Taxi, um den hohen, meist fünfstelligen Betrag bei der Bank abzuholen“, sagt Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen von der Polizei Oberhausen. Taxifahrer seien oft der letzte Kontakt der Opfer, bevor das Geld an die Betrüger übergeben werde.

Warnhinweise im Postkartenformat

Deshalb hat die Ermittlerin jetzt diese besondere Infoaktion gestartet: Die gedruckten Warnhinweise im Postkartenformat sind bereits an die Taxi-Unternehmen in Oberhausen verteilt worden. Die Fahrerinnen und Fahrer können sie direkt an ihre älteren Fahrgäste weitergeben, wenn sie den Verdacht schöpfen, dass diese möglicherweise gerade Opfer eines entsprechenden Telefonbetrugs werden könnten. „Haben Sie einen schrecklichen Anruf erhalten?“ Diese Frage ist vorne auf dem Infokärtchen zu lesen. Dazu die Antwort in roten Großbuchstaben: „Achtung: Betrug!“

Lesen Sie hier mehr zum Thema Betrug an Senioren in Oberhausen:

Auf der Rückseite der Karte geht das Frage-Antwort-Spiel weiter: „Sollen Sie Ihr Vermögen von der Bank abholen?“ Die klare Antwort: „Geben Sie Ihr Vermögen niemals in unbekannte Hände!“ Und weiter: „Sollen Sie Ihr Vermögen heute an Unbekannte übergeben?“ Die Antwort: „Achtung, Betrug! Schützen Sie Ihr Geld und rufen Sie die 110 an!“

In einem Fall konnten die Täter gestoppt werden

Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen ist optimistisch, dass diese besondere Form der Verbrechens-Vorbeugung in Oberhausen gute Wirkung entfalten wird. „Wenn wir nur einen einzigen Betrugsfall damit verhindern, hat sich die Aktion schon gelohnt.“ Wie dringlich diese Prävention ist, zeigen zwei jüngste, per Telefon ausgeführte Betrügereien an Seniorinnen und Senioren, zu denen es im Februar in Oberhausen gekommen ist.

Die Polizei eingeschaltet – und Schlimmeres verhindert

Ein aufmerksamer Taxifahrer hatte bereits ein Bottroper Ehepaar vor großem finanziellem Verlust bewahren können, wie die WAZ Bottrop am 10. Februar 2022 berichtete. Die Eheleute aus Fuhlenbrock, 86 und 88 Jahre alt, hatten zuvor ebenfalls einen „Schockanruf“ erhalten.

Erzählt wurde ihnen, die Tochter habe einen schlimmen Verkehrsunfall verursacht. Dafür müsse jetzt Geld bzw. eine Kaution gezahlt werden. Der Senior rief daraufhin ein Taxi - und machte sich auf den Weg zu seiner Bank, um Geld abzuheben. Doch der Taxifahrer war hellhörig geworden und schaltete die Polizei ein.

In einem Fall konnten die Schockanruf-Täter noch gestoppt werden, im zweiten Fall bewegt sich die erbeutete Summe im fünfstelligen Bereich. Die betroffenen Seniorinnen und Senioren litten oft monate- oder sogar jahrelang an den psychologischen Folgen solcher Betrügereien, ergänzt Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen. „Sie machen sich selbst massive Vorwürfe, dass sie darauf hereingefallen sind.“