Oberhausen. Die Mieten steigen. Um die Entwicklung aufzuhalten, müssen neue Wohnformen realisiert werden, meint die SPD – und nennt ein konkretes Beispiel.

Die Wohnungsnot in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet wird sich weiter verschärfen. Davor warnen Experten schon lange. Und das merkt man auch im Wahlkampf der anstehenden Landtagswahl in NRW: Bereits im vergangenen Jahr hat die SPD die Wohnungsnot zum Wahlkampfthema gemacht. Steigende Mieten, heruntergekommene Wohnungen, um die sich niemand kümmert: Nicht weniger als einen „Neustart in der Wohnungspolitik“ fordert die SPD im Düsseldorfer Landtag – eine Forderung, die auch die SPD in Oberhausen – naturgemäß – unterstreicht.

Von einer sich immer weiter nach oben drehenden Mietpreis-Spirale sei auch Oberhausen bedroht. „Diese Entwicklung müssen wir stoppen“, sagt Sonja Bongers, SPD-Landtagsabgeordnete und Direktkandidatin bei der Wahl am Sonntag, 15. Mai. Sie setzt dabei vor allem auf den sozialen Wohnungsbau und neue Wohnformen. Ein konkretes Beispiel in der Stadt hebt sie dabei besonders hervor – und hofft, dass es Schule macht: An der Marktstraße, mitten in der Innenstadt, baut der CVJM, der Christliche Verein Junger Menschen, neue Wohnungen – für junge Menschen.

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Bis 2023 sollen kleine Appartements entstehen. Auf jeweils rund 25 Quadratmetern sollen die Mieterinnen und Mieter ein neues Zuhause finden, zudem gibt es eine große Küche, Gemeinschafts- und Veranstaltungsräume. Einziehen sollen etwa Studierende oder Auszubildende. Junge Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, sollen Hilfe bekommen, etwa etwa bei Behördenangelegenheiten. Sie sollen auch finanzielle und psychosoziale Beratungen in Anspruch nehmen können.

„Lebendige Hausgemeinschaft“ an der Marktstraße in Oberhausen

„Wir möchten damit zu unseren Ursprüngen zurück“, sagt Stefan Weltgen, Vorsitzender des CVJM in Oberhausen: In den 50er Jahren waren es vor allem junge Menschen, die aus den ländlichen Bereichen in die Stadt gekommen waren, um hier eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten, etwa in den vielen Industriebetrieben. Zuletzt waren im Wohnheim Männer untergebracht, die es auf dem regulären Wohnungsmarkt schwer hatten.

Künftig sollen also junge Menschen einziehen und eine „lebendige Hausgemeinschaft“ bilden, sagt Weltgen. Zahlen werden sie ortsübliche Mieten, wegen der vergleichsweise geringen Quadratmeterzahl werden die Appartements für Auszubildende und Studierende erschwinglich sein.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers vor dem CVJM an der Marktstraße in Oberhausen.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers vor dem CVJM an der Marktstraße in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Günstiges Wohnen müsse aber auch für andere Gruppen realisiert werden, sagt Sonja Bongers. „Die Inflation steigt aufgrund der Konflikte und der Corona-Pandemie stetig, dazu werden die Löhne nicht mehr so erhöht, dass die steigenden Preise aufgefangen werden. Beim Wohnen wird es für die Leute dramatisch, faktisch sinkende Löhne bei gleichbleibenden oder sogar steigenden Mieten, dazu die enormen Energiepreise für Strom und Gas – das zwingt viele Menschen in die Knie.“

Investitionssumme: vier Millionen Euro

Rund vier Millionen Euro kostet der klimagerechte und barrierearme Umbau des CVJM-Heims an der Marktstraße. 1,3 Millionen davon werden gefördert, den Rest muss der CVJM selbst finanzieren.

Wie jeder andere Bauträger ist auch der CVJM von steigenden Baupreisen betroffen. „Baupreise sind Tagespreise“, berichtet der Vorsitzende Stefan Weltgen. Arbeiter hätten bereits ihre Dienste angeboten, „aber nichts mit Beton oder Holz“. 2023 soll das Mietshaus für junge Leute dennoch eröffnen.

Bongers wiederholt die Forderung der Sozialdemokraten, ein kommunales Wohnungsunternehmen zu gründen. Solche städtischen Unternehmen hätten den Vorteil, wie auch Genossenschaften, „das Mietniveau vor Ort nach unten zu regulieren.“ Oberhausen tut sich seit Jahren schwer damit, ein solches Unternehmen zu gründen. Das weiß auch Bongers: „Nicht jede Kommune verfügt über eigene Wohnungsbauunternehmen. Da wollen wir mit Gründung einer Landeswohnungsbaugesellschaft die Lücke auffüllen.“

Betroffen von steigenden Preisen sind derweil nicht nur Mieter, sondern auch Paare oder junge Familien, die sich ein Eigenheim wünschen. Auch hier können neue Wohnformen helfen, meint Bongers, „die Möglichkeiten, Wohnraum zu erschließen, sind vielfältig.“ Schafft man beispielsweise tolle Wohnangebote für Senioren, könnten diese ihre über die Jahre zu groß gewordenen Häuser verlassen und so Wohnraum für junge Familien schaffen.