Oberhausen. Knapp 2300 Flüchtlinge aus der Ukraine hat Oberhausen bislang aufgenommen. Die aktuelle Lage bleibt für die Stadt eine große Herausforderung.
Während Oberhausen weiter alle Mühe hat, die geflüchteten Menschen aus der Ukraine in der Stadt unterzubringen und den Kindern und Jugendlichen einen Platz in einer Schule zu sichern, haben die ersten Flüchtlinge die Stadt bereits wieder verlassen. Sie sind zurückgekehrt in ihr Heimatland, zu ihren Verwandten, die sich vor den einschlagenden Raketen der angreifenden russischen Armee in Luftschutzkeller in Sicherheit bringen. Über den aktuellen Stand der Flüchtlingssituation in Oberhausen berichtete der Frank Motschull, Sozialdezernent und Leiter des Ukraine-Krisenstabes, in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses.
Insgesamt sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine 2286 Geflüchtete (Stand Mittwoch, 27. April) in Oberhausen angekommen. Geht man insgesamt von derzeit einer Million Flüchtlingen aus, müsste Oberhausen laut dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zur Verteilung von Flüchtlingen insgesamt 2300 Menschen aufnehmen. „Diese Zahl haben wir wahrscheinlich Ende der Woche erreicht“, sagt Frank Motschull.
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Die Politik lobte die Stadt für ihren Einsatz für die aus der Ukraine Geflüchteten. Ulrike Willing-Spielmann (CDU) etwa, stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses, bedankte sich bei den Mitarbeitenden der Verwaltung, bei den „Männern und Frauen, die in kürzester Zeit Betten aufbauen, ihre Sprachkenntnisse zur Verfügung stellen“. Auch aus den Reihen der SPD gibt es Anerkennung für diejenigen, die „bis in die Nacht gearbeitet haben“, so Ercan Telli, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion.
Dass die Aufnahme und Unterbringung Geflüchteter in Oberhausen gut läuft, habe sich offenbar herumgesprochen. Die Stadt genieße einen guten Ruf, so Klaus-Dieter Broß’ Eindruck. Ob die Partnerstadt Saporishja wohl eine Rolle dabei spiele, dass so viele Menschen aus der Ukraine in Oberhausen Zuflucht suchen, fragt der CDU-Sprecher im Sozialausschuss. Frank Bohnes, Leiter des Fachbereichs Soziales bei der Stadt, vermutet eher Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb der Netzwerke Flüchtender. Aus Saporishja hätten bislang lediglich rund 150 Menschen den Weg nach Oberhausen gesucht.
Oberhausen appelliert an Bund und Land
Nach derzeitigem Stand kann Oberhausen noch 350 bis 400 weitere Personen aufnehmen, schätzt derweil Frank Motschull. Die Stadt habe viel Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung, von Krankenhäusern, Hoteliers und vielen weiteren erfahren, die Wohnraum zur Verfügung gestellt haben. „Es ist uns gelungen, niemanden wegschicken zu müssen.“ Doch nach wenigen Wochen war klar, dass die damals zur Verfügung stehenden Räume nicht ausreichen. In der Konsequenz sind, anders als die Stadt es anfangs vorhatte, aktuell auch in zwei Turnhallen Geflüchtete untergebracht. Mehr sollen es laut Motschull aber nicht werden.
Er appelliert erneut an Bund und Land, die Verteilung der Geflüchteten zentral zu steuern. Derweil versuche die Stadtverwaltung, „es den Menschen so leicht wie möglich zu machen, das Elend zu vergessen und sich hier aufgenommen und wohlzufühlen“.
Ukrainische Lehrkräfte brauchen Führungszeugnis
Dazu gehört auch, Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen unterzubringen. Bei aller Mühe stoße die Stadt aber auch hier an ihre Grenzen. „Wir haben so viele minderjährige Kinder, dass wir eine fünfzügige Grundschule errichten könnten“, sagt der Sozialdezernent. All diese Kinder in Klassen zu integrieren, werde Zeit in Anspruch nehmen. Auch könnte nicht jeder und jede die Schule besuchen, die räumlich am nächsten liegt. Einige Kinder würden beispielsweise auch der Gesamtschule zugewiesen, obwohl sie aufs Gymnasium gehen könnten. Doch die Kapazitäten seien begrenzt.
Dass man aktuell noch keine Lehrkräfte aus der Ukraine beschäftigen könne, wie es in anderen Städten bereits getan wird, sei bedauerlich. „Der Teufel steckt im Detail“, sagt Motschull. Denn für ihre Arbeit in der Schule müssten die Pädagoginnen und Pädagogen ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen. Und das sei im Kriegsland aktuell natürlich nicht zu bekommen. „Man arbeitet daran, eine praktikable Lösung zu finden.“