Oberhausen. Der Ärger über das Warten auf Termine beim Einwohnermeldeamt hält an. Die Stadt reagiert: Die Rathaus-Spitze habe bereits Maßnahmen eingeleitet.

Für Rolf Vermöhlen hört Ostern nicht auf. Der Oberhausener sucht seit Dienstag weiter, keine Eier mehr, dafür aber Mitarbeitende der Stadt Oberhausen, die den Hörer abnehmen: „Ich versuche es pausenlos. Ich kriege niemanden“, sagt Vermöhlen. Er muss seinen Personalausweis verlängern. Die Online-Terminvergabe kann er nicht nutzen, weil er gerade kein Internet hat. Das Telefon bleibt stumm. „Ich habe zum Glück noch meinen Reisepass.“

Doch auch mit Internet ist die Suche zäh. „Seit Wochen“, sagte Sabine Schrade, versuche sie, beim Einwohnermeldeamt einen Termin zu bekommen. Ihr Personalausweis ist ebenfalls abgelaufen, im Juni will sie in den Urlaub nach Österreich fahren. Aber im Bürgerservice nimmt keiner ab – und im Internet bekommt sie keinen Termin. Fast täglich ruft sie von der Arbeit aus an. „Zum Glück kann ich das. Meine Kollegin hat sich schon kaputtgelacht“, berichtet sie am Telefon. Die Redaktion konnte Schrade ein Ostergeschenk machen. Sie bekam mit etwas Hilfe einen Termin.

Stadt reagiert auf Termin-Ärgert der Oberhausener

Zwei Beispiele, die für eine Vielzahl ähnlicher Erfahrungen stehen. Unter einem Aufruf vor Ostern auf unserer Oberhausener Facebook-Seite entlud sich der Frust über das Vergabe-Verfahren: Mütter, die Kinderreisepässe beantragen wollen, Umgezogene, die sich erst in zwei Monaten ummelden können. „Seit drei Wochen ist telefonisch weder in Osterfeld noch in Sterkrade jemand zu erreichen und online zu keiner Tageszeit ein freier Termin für ein Kinderreisepass verfügbar“, schreibt etwa eine Frau. In Alt-Oberhausen gibt es noch einen dritten Bürgerservice der Stadt.

Unter einem Artikel zum Termin-Chaos vom Wochenende schimpften Oberhausener Bürger weiter. Die Erfahrungen sind die gleichen: Der Bürgerservice ist nicht erreichbar, tagesaktuelle Termine sind nicht vorhanden. Und wenn es klappt, dann nur mit wochenlangem Warten: „Man kommt sich vor wie bei einem Kartenvorverkauf“, schreibt eine Betroffene auf Facebook.

Kritik an Bürgerservice- Mehr Transparenz, weniger StressEs gibt auch verständnisvolle Reaktionen: Dass sich das Termin-Vergabe-System verbessert habe, dass die Stadtverwaltung wegen der Flüchtlingswelle viel zu tun habe, oder auch: dass es sofort mit dem Termin geklappt habe. Andere verweisen darauf, dass es auch in anderen Städten mit der Erreichbarkeit hapere. Unter die Kommentare mischen sich auch Vorurteile gegen Beamte: „Die Damen und Herren haben sich an die gemütliche Arbeit gewöhnt.“

Neues Aufrufsystem im Sommer

Gemütlich geht es aber keineswegs zu, wenn es um Bürgerservice-Themen geht. Schon im September vergangenen Jahres war die Stadt mit dem Frust der Bürger konfrontiert. Die wegen der Corona-Pandemie eingeführte Online-Termin-Vergabe sorgte für Kritik. Auf Nachfrage der Redaktion schreibt die Stadt, dass sich aus ihrer Sicht diese Art der Termin-Vergabe bewährt habe, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Sie stellt nun Besserung in Aussicht: „Aufgrund des Wegfalls der Corona-Einschränkungen, insbesondere der nunmehr wieder möglichen Nutzung der Wartezonen, werden derzeit die Terminvergaben angepasst und optimiert. Durch kürzere Taktungen in der Terminfolge führt dies zu einer Erhöhung der täglich zur Verfügung stehenden Termine.“

Und: Die Stadtverwaltung habe weitere Maßnahmen eingeleitet, um die Wartezeit abzubauen: „Durch den Einsatz von zusätzlichem Personal, der Optimierung der Terminintervalle und der bevorstehenden Installation einer neuen technischen Aufrufanlage in den Wartezonen der Bürgerservicestellen soll noch vor den Sommerferien eine deutliche Verbesserung der Situation erreicht werden.“

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema von Redakteur Dominik Loth: Kritik an Bürgerservice: Mehr Transparenz, weniger Stress