Oberhausen. Infotafeln und Skizzen prägen das Bild in der Sporthalle an der Kiefernstraße: Dort informieren sich Bürger über ein wichtiges Leitungsprojekt.
Ab Ende 2026 soll grüner Wasserstoff von Dorsten aus über das nördliche Oberhausener Stadtgebiet nach Duisburg-Hamborn strömen. Eine neue Wasserstoffleitung, über die Ende 2021 bereits im Landschaftsbeirat und im Umweltausschuss diskutiert worden ist, soll das möglich machen. Jetzt gibt es neue Projektdetails.
Die Open Grid Europe (OGE), in dem das Pipeline-Netz des Traditionsunternehmens Ruhrgas aufgegangen ist, plant den Bau der Wasserstoffleitung und hat nun in der Sporthalle an der Kiefernstraße in Königshardt interessierte Bürgerinnen und Bürger über das Vorhaben informiert. Und so sieht der Zeitplan dafür aus: Im April 2022 soll das Raumordnungsverfahren starten, im Februar 2024 dann das Planfeststellungsverfahren; nach dem Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung soll der Bau der Leitung im Oktober 2025 beginnen und bis Ende 2026 abgeschlossen sein.
Der grüne Wasserstoff kommt von einer Elektrolyse-Anlage des RWE in Lingen/Ems. Die Leitung von Lingen nach Dorsten gibt es bereits. Hier wird eine bestehende Erdgasleitung auf Wasserstoff umgestellt. Die neue Leitung von Dorsten über Oberhausen nach Duisburg-Hamborn verlängert also diese Wasserstoff-Transportroute und gilt damit als ein zentraler Baustein bei der Realisierung einer klimaneutralen Stahlproduktion im Ruhrgebiet.
Umweltschützer wollen aufpassen
Auch Cornelia Schiemanowski, Kreisvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), war bei der Infoveranstaltung in Königshardt präsent.
Die engagierte Umweltschützerin erklärte im Gespräch mit der Redaktion, dass der BUND das Projekt genau prüfen werde, damit Belange des Natur- und Artenschutzes genügend Berücksichtigung finden.
Im Zuge des Genehmigungsverfahrens ist auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen.
Bisher verarbeiten Hochöfen Eisenerz zu Roheisen weiter, indem sie Koks verwenden. Dabei entsteht jede Menge Kohlendioxid mit schädlichen Klimafolgen. Die Ära dieser schmutzigen Hochöfen soll noch in diesem Jahrzehnt vorbei sein. Grüner Wasserstoff, hergestellt mit Strom aus erneuerbaren Energien, ersetzt den Koks. Eine Anbindung der neuen Wasserstoff-Leitung zum Stahlwerk von Thyssen-Krupp in Hamborn wird Teil des Projektes sein. Aber auch Chemieunternehmen und Raffinerien in der Region sollen von der Leitung profitieren.
Bezirksbürgermeister Ulrich Real vor Ort
Auch der Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) informierte sich jetzt in der Sporthalle an der Kiefernstraße über den geplanten Leitungsbau. Allerdings ist ein exakter Trassenverlauf noch nicht skizziert. Es gibt lediglich verschiedene, 600 Meter breite Planungskorridore, in denen die Wasserstoffleitung durch den Stadtnorden verlaufen könnte. Da geht es in einer Variante direkt nördlich des Autobahnkreuzes Oberhausen durch den Sterkrader Wald; eine andere Variante sieht einen Trassenverlauf weiter nördlich im Bereich Hühnerheide vor. Es wird dabei ein Stahlrohr mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern in mindestens einem Meter Tiefe in der Erde verlegt, wie André Graßmann von der OGE erläuterte.
Auch wenn der exakte Leitungsverlauf noch nicht feststeht, ist klar: Das Rohr wird sowohl auf landwirtschaftlich genutzter Fläche, auf öffentlichen Flächen und auf privaten Grundstücken in der Erde verbuddelt, um das durchführen zu können, ist nicht nur ein Planfeststellungsbeschluss nötig, sondern jeder betroffene private Grundstückseigentümer muss dazu seine privatrechtliche Genehmigung geben und erhält dafür eine einmalige Entschädigung.
In den nächsten Monaten ist also noch ein ziemlich komplizierter Plan- und Genehmigungsprozess abzuwickeln, bevor die Bagger rollen können. Bezirksbürgermeister Ulrich Real nutzte die Gelegenheit in der Sporthalle in Königshardt, um die OGE-Experten in die Bezirksvertretung Sterkrade einzuladen, damit sie das Projekt dort nochmals im Detail präsentieren können.