Essen. Die Essener Konzerne RWE und OGE erwägen Investitionen von 3,5 Milliarden Euro für die Wasserstoff-Wirtschaft. Im Fokus: Abnehmer im Ruhrgebiet.

Der Essener Energiekonzern RWE und der Gasnetzbetreiber OGE haben milliardenschwere Pläne für den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur entwickelt. Nach Darstellung von RWE-Vorstandschef Markus Krebber geht es darum, „den ersten Wasserstoff-Schnellweg in Deutschland“ zu schaffen. Im Zuge des Projekts namens „H2ercules“ sollen Anlagen zur Wasserstoff-Produktion im Norden der Bundesrepublik sowie Speicher und Importnetze mit industriellen Verbrauchern im Westen und Süden verbunden werden. Die Umsetzung des Vorhabens erfordert nach Angaben der Unternehmen voraussichtlich Investitionen in einer Größenordnung von 3,5 Milliarden Euro.

Der Essener Konzern Open Grid Europe (OGE), in dem das Pipeline-Netz des Traditionsunternehmens Ruhrgas aufgegangen ist, will dabei bestehende Erdgasleitungen für den Wasserstofftransport nutzen und ergänzend neue Infrastruktur bauen. So könne ein Leitungsnetz von circa 1500 Kilometern entstehen.

In Entwicklung befindliche Importrouten aus dem Süden und Osten sollen den Plänen von RWE und OGE zufolge bis zum Jahr 2030 an das Wasserstoff-Netz angeschlossen werden. Die beiden Ruhrgebietskonzerne sehen die Chance, auf diesem Wege eine Wasserstoff-Infrastruktur zu schaffen, die von der Nordseeküste bis nach Süddeutschland reicht. Erste Großunternehmen wie zum Beispiel Thyssenkrupp hätten ihr Interesse signalisiert, an ein solches Netz angeschlossen zu werden.

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Das Projekt „H2ercules“ sei auch dazu geeignet, Deutschland an wichtige Importrouten anzuschließen – zunächst über Pipelines aus Belgien und den Niederlanden, später über Norwegen sowie aus Süd- und Osteuropa, erläutern RWE und OGE.

Für Stahlhersteller, Chemieunternehmen und Raffinerien im Ruhrgebiet

RWE-Chef Krebber verweist auf den großen Bedarf der Industrie, die möglichst klimafreundlich hergestellten Wasserstoff benötige, um ihre – teils vorgegebenen, teils selbstgesteckten – Ziele zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen zu erreichen. Daher will RWE an küstennahen Standorten im Nordwesten Deutschlands zusätzliche Elektrolyse-Anlagen bauen und betreiben. „Der erzeugte grüne Wasserstoff soll dann vom Norden dorthin transportiert werden, wo er gebraucht wird, etwa zu Stahlerzeugern, Chemieunternehmen und Raffinerien im Ruhrgebiet und in Süddeutschland“, sagt Krebber.

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Nach eigenen Angaben will RWE bis zum Jahr 2030 neue Elektrolyse-Anlagen mit einer Leistung von rund einem Gigawatt aufbauen. Entlang der Pipeline-Trasse sollen zudem neue Gaskraftwerke entstehen, die mit Wasserstoff betrieben werden können. Teil des Konzepts ist auch die Nutzung von Gasspeichern nahe der niederländischen Grenze.

„Das Konzept ist als umsetzbarer Vorschlag zu verstehen, um die Herkules-Aufgaben Dekarbonisierung und Diversifizierung der Energieversorgung zu lösen“, so OGE-Chef Jörg Bergmann. Die Unternehmen ließen – ohne dabei ins Detail zu gehen – durchblicken, dass sie sich politische Unterstützung für das Vorhaben erhoffen, um es realisieren zu können. RWE und OGE streben an, die Pläne „in Kürze mit der Politik zu erörtern“.