Oberhausen. Eine 37 Kilometer lange Trasse von Dorsten nach Duisburg soll 2026 in Betrieb gehen – und wird wahrscheinlich durch Oberhausener Wälder führen.

Noch steht nicht fest, wo genau sie verlaufen soll, welche Schäden in Wald und Flur durch sie verursacht werden oder welche Tiere ihretwegen umgesiedelt werden müssen. Doch es scheint sehr wahrscheinlich, dass es ein neues Stück Wasserstoffleitung geben wird, 37 Kilometer lang und zwischen Dorsten und Duisburg-Hamborn gelegen.

Die Rohrleitung soll vor allem die Stahlwerke von Thyssenkrupp mit Wasserstoff versorgen. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Bauherren Thyssengas (30 Prozent) und Open Grid Europe (70 Prozent) wird die Leitung auch Oberhausener Gebiet queren. Da Wohngebiete für solche Vorhaben tabu sind, ist davon auszugehen, dass Bereiche wie das Naturschutzgebiet Sterkrader Wald oder das Landschaftsschutzgebiet Hühnerheide betroffen sein werden. Dies sind die bisher vorliegenden, dürftigen Informationen, mit denen sich auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Umweltausschusses begnügen mussten, denen die Pläne vorgestellt wurden. Viele Fragen gab es da natürlich.

„Sind erhebliche Umweltprobleme zu erwarten?“, wollte Manfred Flore (SPD) von den Vertretern der Open Grid Europe wissen, dem Betreiber von Deutschlands größtem Ferngasnetz mit einer Länge von rund 12.000 Kilometern. „Nein“, lautete die sehr knappe Antwort von André Graßmann. Flore war dies nicht genug. „Wir müssen den geringsten Einfluss auf die Umwelt einfordern“, mahnte er, vermutlich ahnend, dass kurz darauf ausgeführt wurde, mit welchen Folgen beim Bau der Leitung zu rechnen ist. „Eingriffslos läuft das nicht“, heißt es – und dass schon jetzt nach Neuaufforstungsgebieten geschaut werde, wegen der zu fällenden Bäume.

Genaue Trasse wird noch nicht genannt

Es ist noch ein langer Weg bis zum ersten Spatenstich, der im Oktober 2025 erfolgen soll, doch schon im Februar 2022 könnte die erste Hürde für das Projekt genommen werden mit dem Beginn des Raumordnungsverfahrens, das im Dezember 2021 abgeschlossen sein soll. Es folgt das Planfeststellungsverfahren, ohne das kein Baurecht erteilt wird. Geplant sind auch zwei Dialog-Termine, bei denen Bürger informiert werden und diese ihre Bedenken äußern können.

Duisburger Nachbarn sind auf Leitung angewiesen

Das Ruhrgebiet als wichtigste Stahlregion Europas ist auf die Produktion und den Transport von Wasserstoff angewiesen. Der Staat fördert deshalb mit Milliarden Euro die sogenannte grüne Stahlproduktion, die klimaneutral sein soll.

Den größten Teil des in diesem Jahr vergebenen Fördergeldes erhält der Duisburger Konzern Thyssen-Krupp. Dessen Wasserstoff soll es hauptsächlich sein, der ab Ende 2026 durch die Leitungen fließt, die auch Oberhausen queren.

Von „potenziellen Antrag-Trassen“ ist bisher nur die Rede, mögliche Skizzen will Open Grid Europe auf Nachfrage unserer Redaktion lieber noch nicht herausrücken. Viel zu früh sei es dafür, viel zu viel Aufruhr könne damit schon ausgelöst werden, heißt es aus dem Unternehmen. Selbstverständlich werde es Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit geben, betonen Graßmann und Kollegen im Umweltausschuss, neben einem Ingenieurbüro sei auch eines für Umweltfolgenabschätzung involviert. Und dann werde jene Trasse ausgewählt, „die für alle das geringste Übel darstellt“.

Bauarbeiter benötigen 30 Meter Platz

Details zu Bauweise und Sicherheit konnten die Fernleitungsnetzbetreiber jedoch ganz klar benennen. Im Grunde sei alles ähnlich dem Bau einer Gasleitung. Die Rohre haben 60 Zentimeter Durchmesser. Während der Verlegung ist ein dreißig Meter breiter Streifen für das schwere Gerät erforderlich, nach Abschluss bleiben zehn Meter Schutzstreifen plus fünf Meter, in denen keine Gehölze wachsen dürfen. Die Tiefe beträgt einen Meter, kann aber auch tiefer sein. Auch interessant: Landwirtschaftlich genutzte Flächen könnten nach einem bis zwei Jahren Pause wieder ganz normal bearbeitet werden. Der Bauer erhielte in einem solchen Fall eine Entschädigung. Ein Risiko bestehe nicht. Und: Für die Stadt entstehen keine Kosten.

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