Oberhausen. Schlechte Zeiten für Häuslebauer: Der Traum vom Eigenheim wird immer teurer. Zu allem Überfluss ziehen nun auch die Zinsen für Baukredite an.

Die Zeiten für Häuslebauer werden immer schlechter. Mehrere Faktoren treiben die Preise immer weiter in die Höhe: Lieferengpässe lassen die Kosten für Baumaterial steigen, verschärfte Anforderungen in den Vorschriften verteuern das Bauen, Förderprogramme für energieeffizientes Bauen wurden überraschend eingestellt, auch das zur Verfügung stehende Bauland wird immer teurer. Und zu allem Überfluss ziehen die Zinsen für Baukredite überraschend kräftig an, was die ohnehin angespannte Lage noch einmal deutlich verschärft.

Eine Beispielrechnung: Person A hat im Januar 2021 einen Kredit in Höhe von 400.000 Euro aufgenommen, Person B mit denselben Voraussetzungen ebenfalls 400.000 Euro, allerdings im März 2022. Beide zahlen ihren Kredit über zehn Jahre ab. Weil die Zinsen aber innerhalb eines Jahres so stark gestiegen sind, wird Person B am Ende ganze 30.000 Euro mehr gezahlt haben als Person A. Unter Berücksichtigung der Zinsprognose bis Juni 2022, müsste Person B bei einer Kreditaufnahme in den kommenden Monaten sogar 50.000 Euro mehr zahlen als noch vor anderthalb Jahren.

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Das spürt auch die Oberhausener Sparkasse. Die Kunden registrieren die steigenden Zinsen, die Nachfrage nach Baukrediten ist im vergangenen Jahr noch einmal stark gestiegen. Das geht aus der aktuellen Bilanz des Geldinstituts hervor. „Und die erhöhte Nachfrage treibt die Preise weiter nach oben“, warnt Sparkassen-Vorstandschef Oliver Mebus vor einer Preisspirale. Das Ausmaß sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, „eine seriöse Prognose ist bei dieser Dynamik nicht möglich“, sagt der erfahrene Experte.

Wer ein Haus bauen möchte, muss auf Zack sein

Wer mit dem Gedanken spielt, sich in naher Zukunft den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen, solle daher dringend das Gespräch mit seiner Bank oder eben der Sparkasse suchen, empfiehlt Mebus. Und einen weiteren Rat gibt er künftigen Bauherren mit auf den Weg: „Man muss darauf vorbereitet sein, dass es unter Umständen in laufenden Verhandlungen dann plötzlich viel schneller geht als erwartet.“ Wer dann nicht auf Zack sei, verliere das Grundstück oder die Immobilie dann womöglich an einen Mitkonkurrenten. Helfen kann ein sogenanntes Baufinanzierungs-Zertifikat (siehe Info-Box).

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Im abgelaufenen Jahr 2021 hat die Oberhausener Sparkasse im Wohnungsbaugeschäft Darlehen von knapp 162 Millionen Euro an Privatpersonen bewilligt. Das ist deutlich mehr als noch im Vorjahr mit knapp 137 Millionen Euro. Diese 162 Millionen Euro verteilen sich auf insgesamt 705 Einzelanfragen von Privatkunden. Der Durchschnitts-Kreditkunde hat sich im vergangenen Jahr also knapp 230.000 Euro bei der Sparkasse geliehen.

Baufinanzierungs-Zertifikat

Die Oberhausener Sparkasse wirbt bei künftigen Bauherren für ihr sogenanntes Baufinanzierungs-Zertifikat. Ein solches Schriftstück bescheinigt die erfolgreiche Vorprüfung einer Finanzierungsanfrage. Kunden können es nach einem Beratungsgespräch kostenlos erhalten.

Bei Maklern und Verkäufern können die Kundinnen und Kunden sich mit den Zertifikat als solventer und somit kreditwürdiger Partner „ausweisen“. Das kann Verhandlungsgespräche womöglich beschleunigen.

Im Vorjahr lag dieser Wert etwas niedriger: 601 Kunden haben Kredite im Wert von insgesamt 137 Millionen Euro aufgenommen – das entspricht einem Durchschnittswert von knapp 228.000 Euro. Auch das zeigt, dass die Kunden 2021 schlicht mehr Geld benötigten als 2020. So ist der Preis für Baugrund in Oberhausen innerhalb eines Jahres um rund 15 Prozent gestiegen: Bei Grundstücken für Reihenmittelhäuser in mittlerer Lage etwa von 280 auf 320 Euro pro Quadratmeter. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht der Stadt Oberhausen hervor. Die Immobilienpreise sind seit 2018 um rund 35 Prozent angestiegen.