Oberhausen. Wertpapiere und Aktienfonds werden in Oberhausen immer beliebter. Was das für die durch Negativzinsen gebeutelte Sparkasse bedeutet.

Immer mehr Menschen in Oberhausen legen ihr Geld in Wertpapieren und Aktienfonds an, statt es auf Girokonten oder in Sparbüchern sein zinsloses Dasein fristen zu lassen. 70 Millionen Euro haben Kundinnen und Kunden der Oberhausener Stadtsparkasse allein im Jahr 2021 in Wertpapieren angelegt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen deutlichen Sprung nach oben. Der Gesamtbestand an Wertpapieren stieg von 482 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 564 Millionen Euro an.

Es sind Zahlen, die die Sparkassen-Vorstände Oliver Mebus (Vorsitzender) und Thomas Gäng bei der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz gerne vortragen. Denn Geld, das nicht angelegt wird, sondern auf irgendwelchen Konten schlummert, belastet Geldhäuser noch immer sehr. Grund ist die Negativzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB): Geld, das die Sparkassen-Kundschaft in Oberhausen „auf die hohe Kante“ legt, muss die Sparkasse wiederum bei der EZB anlegen – und dafür seit 2014 Strafzinsen zahlen.

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Ein dankbares Geschäft für Banken und Sparkassen sind in diesem Zusammenhang Kredite: Statt die Einlagen der Kunden bei der EZB anzulegen, werden sie genutzt, um anderen Kunden Kredite zu gewähren. Als „Erleichterung“ bezeichnet denn auch Thomas Gäng das Kreditwachstum im vergangenen Jahr: 80 Millionen Euro haben sich die Oberhausener bei der Sparkasse geliehen. 82 Millionen Euro haben sie auf ihre Sparkonten eingezahlt – macht ein Plus von „nur“ zwei Millionen Euro, für die Strafzinsen fällig werden.

Präsentierten die Bilanz des Jahres 2021 der Stadtsparkasse Oberhausen: Vorstandsmitglied Thomas Gäng (links) und Vorstandsvorsitzender Oliver Mebus.
Präsentierten die Bilanz des Jahres 2021 der Stadtsparkasse Oberhausen: Vorstandsmitglied Thomas Gäng (links) und Vorstandsvorsitzender Oliver Mebus. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Um die Freude der Sparkassen-Vorstände über diese Zahlen zu verstehen, hilft ein Blick auf die Bilanz des Vorjahres. Mit 176 Millionen zusätzlichen Euro hatten die Kunden ihre Sparkassen-Konten damals regelrecht geflutet – eine große Belastung für die Sparkasse.

Sparkasse Oberhausen vergibt deutlich weniger Kredite

Bei der Bilanzsumme konnte die Sparkasse im vergangenen Jahr trotz Corona noch einmal zulegen: Sie stieg von rund 2,7 auf gut 2,8 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 2,1 Millionen Euro und ist damit auf nahezu gleichem Niveau wie 2020. Die Corona-Pandemie hat auch insgesamt die Oberhausener Wirtschaft nicht so hart getroffen, wie einst befürchtet. „Das Gros der gewerblichen Kundschaft zeigt sich auch im zweiten Jahr der Pandemie äußerst robust“, sagt Sparkassen-Vorstandsmitglied Thomas Gäng.

Dennoch verzeichnet das Geldinstitut einen deutlichen Rückgang bei den gewerblichen Krediten: Oberhausener Unternehmen liehen sich im Jahr 2021 mit mehr als 112 Millionen Euro deutlich weniger als in den Jahren davor. 2020 verzeichnete die Sparkasse sogar einen absoluten Rekordwert von knapp 187 Millionen Euro. 2021 verzeichnet die Sparkasse somit einen Rückgang von 40 Prozent. Doch Thomas Gäng ist auch mit 112 Millionen Euro zufrieden, die die Oberhausener Unternehmen in ihre Betriebe oder Projekte in der Stadt investieren. „Das zeigt doch, dass etwas passiert in Oberhausen.“

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Eingebrochen sind auch die sogenannten Konsumkredite, also die nicht gewerblichen, sondern rein privaten Kredite, die aufgenommen werden, etwa um eine größere Urlaubsreise zu finanzieren oder größere Anschaffungen wie Möbel oder ein neues Auto. 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, hatte die Sparkasse für solche Zwecke noch knapp 31,5 Millionen Euro verliehen. Doch dann brach das Geschäft dieser Kredite ein: 2020 sank der Wert auf gut 22 Millionen, 2021 waren es gerade noch 19,5 Millionen Euro – das entspricht einem Minus von 38 Prozent im Vergleich zu 2019.

Rückläufig ist auch das Betriebsergebnis, das 2021 bei rund 10 Millionen Euro lag. 2020 waren es noch knapp 12 Millionen Euro. Allerdings geben Oliver Mebus und Thomas Gäng zu bedenken: Eine Million Euro hat die Sparkasse im vergangenen Jahr an ihre Kunden zurückerstattet. Hintergrund war ein Urteil des Bundesgerichtshofes von April 2021: Geldhäuser dürfen demnach bei Gebührenerhöhungen nicht das automatische Einverständnis voraussetzen, wenn Kunden den neuen Bedingungen nicht widersprechen. So hatte es die Oberhausener Sparkasse aber gemacht, als sie im April 2021 die Gebühren teils drastisch erhöhte. Der Vorstand hatte mit den Juristen im Haus daher beschlossen, die bis dato eingenommenen Mehreinnahmen durch die Gebührenerhöhung zurückzuzahlen – insgesamt eine Million Euro, die nun das Betriebsergebnis 2021 trüben.