Oberhausen. Eine große Zukunft hatte der Wirbelsäulenchirurgie am Helios Krankenhaus in Oberhausen niemand vorhergesagt. Doch die Klinik setzte sich durch.
Die Wirbelsäulenchirurgie an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Dass sich diese Abteilung gegen alle Kürzungspläne von Bund und Land bis heute behaupten konnte, hat gute Gründe.
Als Chefarzt Dr. Oliver Schindler 2012 in Oberhausen anfing, stand er zunächst alleine da. Eine eigene Abteilung hatte er nicht. „Ich gehörte damals bei Helios noch der Unfallchirurgie an“, erzählt der Mediziner rückblickend. Dort landeten schließlich auch für ihn gleich reihenweise Patienten. Schindler behandelte Bandscheibenvorfälle und versteifte Wirbelbrüche. Nach und nach sprach sich in Oberhausen herum, dass da ein Arzt war, der sich Zeit nahm und trotz allen finanziellen Drucks nur operiert, wenn es nötig ist.
„Bei den niedergelassenen Orthopäden stieß das auf offene Ohren, sie wiesen uns immer mehr Fälle zu“, erinnert sich Schindler. Knapp ein Jahr später war die Arbeit für ihn allein nicht mehr zu bewältigen. Ein zweiter Arzt wurde eingestellt. 2014 stieg die Behandlungszahl auf 400 Erkrankte, „die operativ behandelt werden mussten“. Ein dritter Facharzt verstärkte das Team, 2015 kam der vierte dazu. „Inzwischen operierten wir bereits bis zu 800 Patienten – Tendenz weiter steigend.“ Dazu kommen Hunderte, die Hilfe in der Schmerztherapie suchten.
Die Zahlen überzeugten
Diese Zahlen überzeugten schließlich auch die Helios-Leitung: 2015 entschloss sich das Unternehmen zur Gründung einer neuen Abteilung. Oliver Schindler wurde Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und verfügt seitdem über ein eigenes Budget. „Als Erstes beantragten wir eine Weiterbildungsermächtigung für die Neurochirurgie.“ Ein Schachzug, der die junge Abteilung künftig auf feste Füße stellen sollte. Denn das Team, allesamt Neurochirurgen, hatte rasch erkannt: „Brüche, insbesondere an der Halswirbelsäule, konnten bis dahin in Oberhausen kaum versorgt werden – da traute sich keiner dran.“ Auch bei der Feuerwehr in der Stadt sprach es sich schnell herum, dass Schindler und sein Team sich auf blutende Köpfe, mehrfach traumatische Schädelverletzungen und eingeklemmte Nerven spezialisiert hatten.
- Lesen Sie hier allgemein mehr Geschichten aus Oberhausen oder folgen Sie der WAZ Oberhausen auf Facebook
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Oberhausenin unserem Newsblog
- Lesen Sie hier mehr über die Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen
Letztlich aber seien es die Patienten selbst gewesen, die die Klinik auf die Erfolgsspur brachten. „Wer sich gut behandelt und aufgehoben fühlt, erzählt das weiter“, meint Schindler. Sein Rat ist inzwischen auch bei Mülheimern, Bottropern, Duisburgern und Essenern gefragt. Eben weil er sich Zeit nimmt. Pro Gespräch mindestens 30 Minuten. „Viele meiner Patientinnen und Patienten sind um die 80 Jahre alt und kommen mit dem Rollator zu mir, da ist es uns einfach wichtig, Ängste zu nehmen und so ausführlich zu erklären, dass alle alles verstehen.“ Das hätten er und sein Team sich nie nehmen lassen.
Facharzt für Neurochirurgie
Dr. med. Oliver Schindler war ab 1990 als Arzt im Praktikum im Mülheimer Radiologie Institut tätig und von 1993 bis 2004 als Assistenzarzt und Facharzt Neurochirurgie im Evangelischen Klinikum Niederrhein in Duisburg.
Von 2004 bis 2012 war er Leitender Oberarzt der Neurochirurgie im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, im Februar 2012 wechselte Schindler als Leitender Arzt der Neurochirurgie in die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Seit 2015 ist er dort als Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie im Einsatz.
„Aber zum Glück wollte das bei uns auch gar keiner“, sagt Schindler. Im Gegenteil. Für das effektivere und schonendere Röntgen der alten Menschen hatte er einen Carbontisch für das 3D-Röntgen beantragt, mit dem man Verletzte einfach und schmerzfrei unter das Röntgengerät schieben kann. „Dieses Gerät kostet mal eben rund 100.000 Euro, aber wir haben es bekommen.“ Schindler fühlt sich von seinem Haus gut unterstützt und blickt entsprechend positiv in die Zukunft. „Es gibt bei Helios eine Fachgruppe für den Bereich Wirbelsäule, die darüber berät, welche technischen Neuerungen künftig angeschafft werden sollen.“ Aktuell gehe es um den Einsatz einer Roboter-gestützten Wirbelsäulenchirurgie. „Die Entwicklungen bei uns bleiben spannend.“