Oberhausen. Wie schlimm hat am Ende die Pandemie den stationären Einzelhandel getroffen? Ein Oberhausener Buchhändler hat dazu eine klare Meinung.
Nein, Oberhausen sei „kein schlechtes Pflaster für Buchhandlungen“, versichert Lars Baumann, „das wäre übertrieben“. Obwohl die Stadt von April 2022 an weniger Buchgeschäfte haben wird als das nur gut halb so viele Einwohner zählende Recklinghausen – der Wohnort des Buchhändlers.
Seinen treuen Kunden im Oberhausener Stadtteil Schmachtendorf und weit darüber hinaus hat sich der „Zweitbuch“-Chef bereits auf der Homepage seines Geschäftes erklärt: in einem „Nachruf auf mich selbst“. Und das Plakat zum nun gestarteten Ausverkauf im Schaufenster an der Schmachtendorfer Straße 155 ist auch nicht zu übersehen.
„Schweren Herzens“ schließt der 54-Jährige zum 31. März nach 13 Geschäftsjahren seine Buchhandlung, mit der er ausdrücklich auch die kleinen, freien Verlage in der noch immer reichen Literaturlandschaft unterstützen wollte. Damit kapituliert er endgültig vor den tiefgreifenden Folgen von Corona und den langen Lockdown-Zeiten.
Ein ganzes Jahr 2018/19 von der Baustelle an der Nachbar-Immobilie der Sparkasse betroffen gewesen zu sein, nach nur kurzer „Erholungsphase“ gefolgt von langen Lockdowns: das war einfach zu viel für den Buchhändler. „Die wirtschaftlichen Schäden sind einfach zu schwer“, sagt Baumann, zumal sich das Kaufverhalten seitdem ausgeprägt verändert habe: Viele kaufen auf den großen Internet-Portalen.
Zweimal gab’s den Buchhandlungspreis
Dennoch meint Lars Baumann: „Mehr hätte ich in den 13 Jahren hier nicht erreichen können.“ Er habe Freundschaften geschlossen, hervorragende Gespräche geführt. Gleich zweimal, 2019 und 2021, erhielt „Zweitbuch“ zudem den Deutschen Buchhandlungspreis von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Die zweite Auszeichnung galt ausdrücklich Baumanns Engagement in den digitalen Medien.
Um seine persönliche berufliche Zukunft ist ihm nicht bange: „Ich bleibe der Branche erhalten, aber an ganz anderer Stelle.“ Der gut vernetzte Buchhändler hatte den Fachmedien bereits einige Interviews zur „Zweitbuch“-Aufgabe gegeben: „Es hat in der Branche einige Wellen geschlagen, weil ich als Erster offen damit umgehe.“ Er sei gewiss nicht der erste Sortimentsbuchhändler, der in der Pandemie aufgeben müsse, so der 54-Jährige. „Und ich bin auch nicht der Letzte.“
Baumanns große Sorge: Wenn das derzeit noch ausgesetzte Insolvenzrecht wieder greifen wird, „dann wird es ein Beben im Einzelhandel geben. Es sieht nicht gut aus.“