Oberhausen. Eigentlich sollte „der Junge, der nicht erwachsen werden will“, schon vor einem Jahr abheben: Jetzt bleibt noch der März für 17 Aufführungen.

Als Sophia Hankings-Evans zum ersten Mal mit ausgebreiteten Armen und wehenden Rastazöpfen als Peter Pan über das abendlich beleuchtete Theater am Will-Quadflieg-Platz hinwegflog – das war’s Herbst 2020. Seitdem macht das Plakat neugierig auf Florian Fiedlers letzte Inszenierung in Oberhausen. Dem überlangen Vorlauf folgt am Freitag, 25. Februar, um 17 Uhr endlich der Abflug mit der ersehnten Premiere.

„Es war ein fremdes, neues Gefühl“, sagt der scheidende Intendant, nach so langer Zeit eine bühnenreif geprobte, aber nie öffentlich gezeigte Inszenierung wieder auszupacken. „Es hat anderthalb Tage gebraucht, um sich wieder reinzuschrauben.“ Schließlich hatte Fiedler zunächst – entsprechend der Vorgaben zwischen den beiden langen Lockdowns – „auf Abstand“ inszeniert: „Jedes Arrangement war darauf hin gebastelt. Jetzt konnten wir einiges ändern.“

Die Märchenwelt stürmt ins Kinderzimmer: Probenszene aus „Peter Pan“  mit Nina Karimy und Henry Morales.
Die Märchenwelt stürmt ins Kinderzimmer: Probenszene aus „Peter Pan“ mit Nina Karimy und Henry Morales. © Theater Oberhausen | Katrin Ribbe

James Matthew Barries (1860 bis 1937) Geschichte, die der Schotte in einigen Variationen zunächst als Erzählung, später als Schauspiel und schließlich als Roman veröffentlichte, hatte sich das Team als Regiearbeit vom Intendanten gewünscht. „Sie meinten, der Junge, der nicht erwachsen werden will, sei voll der Stoff für Florian“, erzählt Fiedler und grinst: „Keine Ahnung, warum.“

Wendy sieht in Peter „ihr eigenes Ich in super“

Tatsächlich setzten seine Inszenierungen der beiden Familienstücke „Die Schneekönigin“ und „Heidi“ Glanzlichter der letzten Jahre. Und erneut verspricht der Regisseur „bombastische Bilder: einfach gemacht, aber groß in der Wirkung“. Die Überfülle an älteren Peter-Pan-Bildwelten von illustrierten Büchern über Bühnenfassungen aus fast 120 Jahren bis zu etlichen Verfilmungen (die jüngste mit Jeremy Sumpter als Titelhelden eines Action-Spektakels stammt von 2003) sieht Fiedler gelassen: „Theater klaut nichts aus den Filmen“ – da könnte man nur scheitern. „Aber wir führen einen Dialog mit dem Werk.“

Die Oberhausener Fassung von „Peter Pan“ will das Abenteuer aus der Perspektive von Wendy erzählen. Sie sieht in dem waghalsigen Jungen, „gekleidet in ein Gewand aus Herbstlaub und Spinnweben“ (wie es bei J. M. Barrie heißt), „ihr eigenes Ich in super“, wie Florian Fiedler sagt. Mit dem Anflug von Peter durchs offene Fenster bei Wendy, John und Michael verwandelt sich auch das nächtlich-weiße Kinderzimmer. „Der Raum wird immer bunter, fantasievoller“, so der Regisseur. So geht’s mit dem ewigen Jungen und der Elfe Tinkerbell nach Nimmerland und zu den verlorenen Kindern.

Kleine Effekte, große Wirkung: So will „Peter Pan“ verzaubern, hier mit Henry Morales, Sophia Hankings-Evans und Christian Bayer.
Kleine Effekte, große Wirkung: So will „Peter Pan“ verzaubern, hier mit Henry Morales, Sophia Hankings-Evans und Christian Bayer. © Theater Oberhausen | Katrin Ribbe

Vereint ziehen sie in den Kampf gegen den Piraten Captain Hook, um Tiger Lilly zu befreien. „Es geht um die Freude am Spielen“, sagt Florian Fiedler, „und um die Kraft der Fantasie: Sie kann sich eine eigene Welt schaffen.“ Es wäre viel zu erwachsen und mache „alles kaputt, wenn man sagen würde: Wendy denkt sich das nur aus“. Auf der Bühne des Großen Hauses werden dann die Erwachsenen zu den Piraten des Nimmerlandes – und der zottelige Haushund der Familie Darling zur Fee. So lässt sich mit sechs Schauspielerinnen und vier Schauspielern das Nimmerland bevölkern.

Im April ist der Feenstaub zusammengekehrt

Das Traurige dieser „Peter Pan“-Inszenierung ist allein ihr später Start, bedingt durch die lang anhaltenden Arbeiten an der Bühnentechnik. „Für die Schulen ist es einfach traurig“, so der Intendant. „Wir hätten das Dreifache spielen können.“ So bleibt nach der Premiere noch der März für 14 Vormittags- und drei Nachmittags-Vorstellungen. Dann ist der letzte Feenstaub zusammengekehrt, mit dem allein sich bekanntlich auch ohne Flügel fliegen lässt.

Karten gibt’s nur noch für zwei Sonntags-Termine

15 der 17 Vorstellungen von „Peter Pan“ sind bereits ausverkauft. Karten zu 5,50 Euro und 8 Euro gibt’s noch für die beiden Sonntags-Termine am 20. März um 18 Uhr und am 27 März um 16 Uhr, erhältlich unter 0208 8578 184 oder per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de.

Ein köstliches Schmankerl gibt’s an den Sonntagen 25. Februar, 20. und 27. März: Dann sorgt zur Familienvorstellung von „Peter Pan“ der Jahrmarktstand „Broel’s süßer Jahrmarkt“ für das leibliche Wohl des Publikums.

Fliegen lernen die Kinder zudem am 25. Februar und am 27. März bei einer Greenscreen-Fotoaktion: Die Kinder werden vor einem Greenscreen fotografiert, das Foto zum Flug im Bühnenbild bearbeitet. Diese Aktion ist kostenlos.