Oberhausen. Oberste Vertreter der Oberhausener Katholiken sorgen mit Aussagen über Abtreibungen für Empörung. SPD-Abgeordneter Dirk Vöpel findet klare Worte.
Der Oberhausener SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Vöpel verteidigt den Plan der neuen Bundesregierung, den umstrittenen Paragrafen 219a aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Dieser untersagt es, für Schwangerschaftsabbrüche zu werben, was allerdings auch beinhaltet, dass Medizinerinnen und Mediziner nicht einmal öffentlich darüber informieren dürfen, welche Möglichkeiten es in den jeweiligen Praxen gibt, eine Schwangerschaft vorzeitig zu beenden.
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In einem Brief hatten Vertreter der katholischen Kirche in Oberhausen bei Vöpel dafür geworben, den Paragrafen beizubehalten. Doch Vöpel kontert: „Mit der geplanten Streichung wollen wir einen längst überholten Paragrafen aus der Zeit des Nationalsozialismus abschaffen.“ Damit würden Ärztinnen und Ärzte künftig die benötigte Rechtssicherheit haben, um über Schwangerschaftsabbrüche auch auf ihren Internetseiten fachlich zu informieren.
Vöpel: Keine Werbung an nächster Plakatwand
Auch wenn der Paragraf von einem „Werbeverbot“ spreche, „geht es hierbei nicht um Werbung an der nächsten Plakatwand, sondern um frei und leicht zugängliche medizinische Informationen, die Frauen und Paare dabei unterstützen, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen“, schreibt Vöpel in einer schriftlichen Stellungnahme.
Oberhausens Stadtdechant André Müller und Katholikenratsvorsitzender Thomas Gäng hatten sich am Mittwoch öffentlich für den Erhalt des Paragrafen 219a eingesetzt. Gäng hatte argumentiert, dessen Abschaffung habe das eigentliche Ziel, „Abtreibung als normale Methode der Familienplanung einzustufen“.
„Wissen ist nicht gefährlich“
Dazu Vöpel: „Weder machen es sich Frauen leicht, die in solch einer schwierigen Lebenssituation über einen medizinischen Eingriff nachdenken, noch haben Ärztinnen und Ärzte ein kommerzielles Interesse, wenn sie Informationen für ihre Patientinnen bereitstellen. Wissen ist nicht gefährlich, sondern befähigt dazu, aufgeklärte Entscheidungen zu treffen.“
Frauen dies vorenthalten zu wollen, sei entmündigend „und zeugt von Ansichten, die heute nicht mehr akzeptabel sind“. Großen Teilen der katholischen Kirche wünscht Vöpel, „dass es auch ihnen gelingt, ihre veralteten Ansichten, zum Beispiel in Bezug auf die Rolle der Frau oder Homosexualität, endlich zu überwinden und im 21. Jahrhundert anzukommen“.