Oberhausen. Markus Wieck vom Gerhard-Tersteegen-Institut in Oberhausen erklärt, unter welchen Umständen Jugendhilfe besonders gut fruchten kann.

„Ich bin schuld“ – das ist ein Gefühl, dass viele Kinder und Jugendliche kennen, in deren Elternhaus es teils schwerwiegende Konflikte gibt. „Kinder suchen die Ursache oft erst mal bei sich“, erklärt Markus Wieck, Einrichtungsleiter beim Gerhard-Tersteegen-Institut (GTI) in Oberhausen. Bei weiblichen Jugendlichen richte sich die Frustration oft nach innen, bei männlichen eher nach außen, so seine Erfahrung. Beide Wege seien aber ein Mittel, um auf eins aufmerksam zu machen: „Mir geht es gerade nicht gut.“

Dann kann die Jugendhilfe ins Spiel kommen, zum Beispiel die Wohngruppen des GTI. „Es ist ein sozialer Empfangsraum. Ein Ort, wo man sich willkommen fühlt und wo man merkt, ich darf auch Probleme haben und jeder bringt seine Themen mit“, erklärt Wieck das Konzept. Nicht immer erfolge der Umzug der Kinder und Jugendlichen freiwillig und es gebe auch nicht nur Erfolgsgeschichten. Auch nach außen wirke das Wort „Jugendhilfe“ wie ein Bruch in der Biografie. Etwas, worauf man jeden Fehler und jede Auffälligkeit vermeintlich zurückführen kann. Ein Stigma.

Die Unterstützung als Chance begreifen

Manche Jugendliche hätten deswegen nur wenige soziale Kontakte, erläutert Wieck. Und auch eine gewisse Scheu, Freunde in die Wohngruppe einzuladen. Oder überhaupt zu erzählen, dass sie nicht bei ihren Eltern leben. Umso wichtiger, dass Eltern und Kinder die Unterstützung als Chance begreifen. Denn dann seien die Erfolgsaussichten deutlich höher als da, wo das Jugendamt gegen den Willen in Obhut nehme.

Bei einigen Erwachsenen überwiege aber die Scham, das Gefühl, versagt zu haben. Und das führe zu Vermeidungsverhalten. Heißt: Eltern erscheinen nicht zu Terminen und der Kontakt zu den Kindern kommt zum Erliegen. Dabei gehe es den Pädagoginnen und Pädagogen des GTI in Oberhausen nicht darum, Mütter und Väter zu belehren, betont Einrichtungsleiter Wieck. „Wir sind nicht die Profis, die den Eltern sagen, was sie falsch gemacht haben.“ Stattdessen wolle man miteinander neue Wege finden. Um gemeinsam aus der Situation das Beste zu machen.