Oberhausen. Zu Weihnachten blicken die christlichen Kirchen auf die gesellschaftlichen und menschlichen Verwerfungen der Corona-Krise – und geben Trost.
In ihrem traditionellen Weihnachts-Grußwort zeigen sich die obersten Oberhausener Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen besorgt über die gesellschaftlichen und menschlichen Verwüstungen der so lang andauernden Corona-Krise.
„Die sozialen Folgen der Pandemie sind unübersehbar geworden – Vereinsamung, Kontaktarmut, Depressionen“, schreiben Joachim Deterding, Superintendent der evangelischen Kirchengemeinden, und der neue Oberhausener Stadtdechant André Müller. Müller ist Propst von St. Clemens Sterkrade und der Gladbecker Gemeinde St. Lamberti – er löste im November 2021 Peter Fabritz ab, der nach mehr als zehn Jahren als Offizial in das Erzbistum Köln gewechselt ist.
In ihrem Grußwort äußern Müller und Deterding die Hoffnung, dass dem Coronavirus möglichst bald „seine tödliche Bedrohung“ genommen wird. Wir dokumentieren hier ihre Sätze an die Oberhausener Bürger im Wortlaut:
„,Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dieses Virus wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Aber es wird uns nicht beherrschen. Beherrscht werden wir von dem, der in all seiner Macht als verletzliches kleines Kind Mensch geworden ist.’
Pfeifen im dunklen Wald gegen die eigene Angst?
So haben wir Ihnen das im vergangenen Jahr als Gruß der Kirchen zum Weihnachtsfest mit in die besinnlichen Tage gegeben. Was ist daraus geworden? Es beschäftigt uns immer noch. Natürlich tut es das. Zurzeit als Omikron-Variante und mit der schmerzhaften Erwartung einer fünften Welle. Beherrscht es uns nicht doch längst? Ist alles andere nicht wie ein Pfeifen im dunklen Wald gegen die eigene Angst?
Ja und nein. Viel zu viel und viel zu oft beschäftigt der Gedanke an dieses Virus uns, prägt die Gedanken unseres Alltags, bringt unser Leben nach wie vor durcheinander. Längst sind die sozialen Folgen der Pandemie unübersehbar geworden – Vereinsamung, Kontaktarmut, Depressionen. Während die wirtschaftlichen Folgen so gut es geht aufgefangen werden, findet die Politik kein Mittel gegen die sogenannten Randerscheinungen, die für viele Menschen längst zur Hauptbelastung geworden sind.
Ja, die Pandemie prägt ungewollt unser Leben. Und nein, Corona beherrscht uns nicht. Bei allem vorsichtigen Umgang mit der Gefahr bleiben uns noch immer viele Möglichkeiten zum Kontakt miteinander, zu einem wenn auch eingeschränkten sozialen Leben, zur Begegnung von Mensch zu Mensch. Irgendwann in hoffentlich recht naher Zukunft werden wir einen Weg gefunden haben, auch diesem Virus seine tödliche Bedrohung zu nehmen.
Jesus hat uns vorgelebt, wie menschliches Leben gelingen kann
An Weihnachten feiern wir, dass Gott den Weg zu uns Menschen gefunden hat. In all seiner göttlichen Macht hat er sich dazu entschieden, sich in die Verletzlichkeit und die stete Gefährdung eines menschlichen Lebens zu begeben. Er hat uns vorgelebt, wie menschliches Leben gelingen kann. In seinem Namen lasst uns zusammenkommen – mit dem nötigen Abstand und dennoch einander nahe. So können wir unseren Ängsten trotzen und ein Fest des Lebens feiern.
Weil Gott selbst Mensch geworden ist, müssen wir uns von nichts anderem mehr beherrschen lassen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Jahr 2022 unter Gottes Segen!“ Ihr André Müller, Stadtdechant von Oberhausen, und Ihr Joachim Deterding, Superintendent von Oberhausen