Oberhausen. Es gibt im Bistum Essen zu wenige Pfarrer für alle 46 Großpfarreien. Nun muss André Müller die Doppelaufgabe Gladbeck und Sterkrade stemmen.

Nun ist es vollzogen: Die Pfarrei St. Clemens in Sterkrade hat einen neuen Propst. Der Gladbecker André Müller ist am Sonntag bei herrlichem Sonnenschein mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Marktplatz vor der Sterkrader St.-Clemens-Kirche in sein Amt eingeführt worden – vor 600 Gläubigen. Müller tritt damit die Nachfolge von Peter Fabritz an, der in Köln Offizial (Leiter des Kirchengerichts) wird.

Klaus Pfeffer, Generalvikar des Bistums Essen, zollt Fabritz für seine vielen Jahre als Propst zunächst in der Alt-Oberhausener Pfarrei Herz Jesu, danach in der Pfarrei Sterkrade und als Stadtdechant (schon seit 2010) Anerkennung und Respekt: „Danke für deinen Beitrag, dass die Kirche in Oberhausen zusammenhält und zusammenwächst.“ Dem neuen Propst André Müller bescheinigte der Generalvikar, „dass du stets das große Ganze siehst und sehr genau weißt, dass wir nur gemeinsam als Christinnen und Christen Kirche sein können“. Nach einer Pressemitteilung des Stadtdekanats Oberhausen wünschte er ihm und allen, „die das Leben dieser Pfarrei gestaltet und lebendig gehalten haben und in die Zukunft führen wollen“, Gottes reichen Segen.

Bei der Einführung des neuen Propstes: André Müller und Peter Fabritz (von links).  
Bei der Einführung des neuen Propstes: André Müller und Peter Fabritz (von links).   © Stadtdekanat Oberhausen | Gers Hülsmann

André Müller ist bereits seit 1. Mai 2021 als Pfarr-Administrator in Sterkrade tätig. Müller wohnt in Gladbeck und leitet dort die Pfarrei St. Lamberti. Trotz seines Aufstiegs zum Propst in Sterkrade soll es bei dieser Doppelaufgabe zunächst bleiben. Es herrsche ein „akuter Pfarrer- und Priestermangel im Bistum Essen mit 46 Großpfarreien“, begründete Müller diese Entscheidung vor einem Monat. Sorge vor dieser Mammutaufgabe scheint Müller nicht zu haben. „Ich habe Spaß daran zu leiten und auch mal dicke Bretter zu bohren“, gibt er in einem Gespräch mit der WAZ-Lokalredaktion Gladbeck im September an.

Stadtdechant wird in dieser Woche ausgewählt

Das Stadtdekanat Oberhausen, also die katholische Stadtkirche, besteht aus vier Pfarreien: St. Clemens (Sterkrade), St. Pankratius (Osterfeld), Herz Jesu (Alt-Oberhausen) und St. Marien (Alt-Oberhausen) – mit insgesamt 72.000 Katholikinnen und Katholiken.

Mit dem Abschied von Peter Fabritz benötigt die Katholische Kirche in Oberhausen auch noch einen Stadtdechanten. Wer das sein wird, ist noch nicht endgültig beschlossen. In dieser Woche erarbeitet die Stadtkirche einen Vorschlag, über den dann Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck entscheiden muss. Üblicherweise wird einer der vier Pfarrer der vier Pfarreien in Oberhausen für die Aufgabe des obersten Vertreters der Katholiken im Stadtgebiet gewählt.

St. Clemens im Oberhausener Norden ist eine sehr große Pfarrei, die in Kirchenkreisen als schwierig zu führen gilt – mit immerhin acht Gemeinden und 27.800 Gläubigen mit recht unterschiedlichen Interessen. Das sind mehr Kirchenmitglieder als in ganz Gladbeck mit rund 26.000 Katholikinnen und Katholiken. Überall im Ruhrgebiet ähneln sich allerdings die Probleme: Rückgang der Mitglieder, Überalterung, einschneidender Sparkurs, Kirchen müssen geschlossen werden, die die Gemeinden vor Ort eigentlich nicht aufgeben wollen – das Potenzial von Konflikten ist groß.

Fabritz hatte in Oberhausen ebenfalls mehrere schwere Aufgaben zu bewältigen: Der promovierte Kirchenrechtler war seit 2010 nicht nur Stadtdechant von Oberhausen und seit 2017 Pfarrer der Propsteipfarrei St. Clemens, sondern auch als Vizeoffizial der Außenstelle Essen des Kölner Kirchengerichts (seit 2015) und des Bischöflichen Offizialates Münster (seit 2019) tätig.

Gut 600 Gläubige besuchten den feierlichen Gottesdienst zur Einführung des neuen Propstes der Pfarrei St. Clemens am Sonntag.  
Gut 600 Gläubige besuchten den feierlichen Gottesdienst zur Einführung des neuen Propstes der Pfarrei St. Clemens am Sonntag.   © Stadtdekanat Oberhausen | Gers Hülsmann

Überraschend hatte der 54-Jährige im Januar 2021 aus gesundheitlichen Gründen ein Sabbatjahr genommen – und wurde in dieser Zeit nach eigener Aussage vom Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mit dem Kölner Angebot überrascht. Overbeck stellte Fabritz zum 30. September von all seinen bisherigen Ämtern für zunächst fünf Jahre frei. In Köln tritt der Kirchenrechtler die Nachfolge von Günter Assenmacher an, der sich bereits im Mai zurückgezogen hatte, da ihn ein Gutachten zum Umgang der Bistumsspitze mit Missbrauchsfällen belastete.

Wer den Gottesdienst zur Einführung des neuen Propstes André Müller ansehen möchte, kann dies nach Angaben des Oberhausener Stadtdekanats auf Youtube erledigen: Der Livestream des Gottesdienstes ist aufgezeichnet unter https://youtu.be/bN_kyGSX_VY.