Oberhausen. Öffentliche Toiletten sind in Oberhausen Mangelware. Nicht nur Behinderte bringt das in Not. Doch jetzt ist endlich eine Lösung in Sicht.

David Broll ist von Geburt an querschnittsgelähmt. In Oberhausen ist der 26-Jährige in seinem Rollstuhl dennoch gerne mit dem Bus unterwegs. „Leicht gemacht wird mir das aber nicht“, ärgert sich der Oberhausener. Spätestens alle vier Stunden müsse er halt mal. Doch öffentliche Toiletten seien in der Stadt kaum zu finden – „und behindertengerechte erst recht nicht“. In seiner Not sah sich Broll erst kürzlich wieder gezwungen, auf das stille Örtchen eines Krankenhauses auszuweichen. Er meint: „Die Kommune muss endlich handeln.“ Mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da. Auch in der Politik stößt der Mangel zunehmend auf Kritik. Mit Erfolg. Soeben brachte der Stadtrat eine Lösung auf den Weg.

Bereits im März 2021 berichteten wir, dass Geschäfte und eine Bank in der City einer hochschwangeren Oberhausenerin während des Corona-Lockdowns den Gang zur Toilette verweigert hatten. Die junge Frau musste prompt nach Hause eilen, weil sie nirgendwo ein öffentliches WC finden konnte. Daraufhin meldeten sich auch Eltern, Senioren und Rollstuhlfahrer und berichteten über ähnliche Erfahrungen.

Fahrten in die City müssen gut geplant sein

David Broll hat Alternativen ausgekundschaftet, wie etwa die Toiletten der Krankenhäuser. „In Sterkrade nutze ich die WC-Anlage des Kauflandes.“ Geradezu komfortabel seien Behinderte am Centro unterwegs. „Die Situation dort ist vorbildlich.“ In der City nutzt Broll die öffentlich zugänglichen Einrichtungen im Hauptbahnhof. „Oder die im Bert-Brecht-Haus.“ Touren an der Marktstraße dagegen müsse er gut planen. „Im Jobcenter gibt es zwar auch behindertengerechte Toiletten, aber sonst sieht es in der City mau aus.“

Fakt ist: Es gibt tatsächlich kein öffentliches WC in Alt-Oberhausen mehr. Bert-Brecht-Haus und Jobcenter werden auf Nachfrage dieser Redaktion von Stadtsprecher Frank Helling zwar als Alternativen angeführt. Doch auch der Politik vor Ort stößt der Toilettenmangel längst sauer auf. So beantragte die Grünen-Fraktion in der letzten Ratssitzung, dass die Stadtverwaltung ein Konzept für eine öffentliche barrierefreie Toilettenanlage in Alt-Oberhausen erstellen soll. Die Notlage sei offensichtlich.

Grüne fordern bewirtschaftete Toilettenanlage in einem Leerstand

Die Grünen schlugen vor, eine bewirtschaftete Toilettenanlage in einem Leerstand einzurichten. Ferner soll der schon am 17. Februar 2020 einstimmig gefasste Beschluss des Rates zum Antrag der Linken-Fraktion „Familienfreundliche Still- und Wickelräume in Oberhausen“ ebenfalls in das Konzept einfließen. „Wenn der Toilettengang ein paar Cent in einer ordentlich geführten Anlage kostet, ist das für uns eine tragbare Kosten-Nutzen-Abwägung“, sagt Sebastian Girrullis, sozialpolitischer Sprecher der Grünen.

Die CDU regte darüber hinaus die Schaffung eines weitflächigen Angebots über das Citymanagement mit den Gastronomen in den Stadtteilen an. Restaurants und Cafés, die sich beteiligen, könnten auch Passanten, die nichts bei ihnen verzehren, freien Zugang zu ihren Toiletten gewähren. Das Konzept der „Netten Toilette“ habe sich in Nachbarstädten bewährt, meint CDU-Kreisgeschäftsführer Christian Benter. So könne man kostengünstig ein größeres Angebot schaffen. „Denn eine einzige zusätzliche Toilette allein reicht doch gar nicht aus.“

Grünen-Ratsmitglied Andreas Blanke allerdings sieht das Konzept der „Netten Toilette“ als gescheitert an, „weil sich die daran beteiligten Parteien in Oberhausen nicht einigen konnten“. Einzelhandel und Gastronomie hätten deutlich signalisiert, an einer solchen Kooperation kein Interesse zu haben, ergänzt Girrullis. Die CDU bestätigt einen Gesprächsbedarf mit der örtlichen Gastronomie, hält an der Alternative aber fest – und so einigte sich der Stadtrat mit großer Mehrheit auf folgenden Beschluss: „Der Rat der Stadt bittet die Verwaltung, einen Vorschlag zu erarbeiten, der eine gut erreichbare barrierefreie Toilettenanlage in der Innenstadt gewährleistet. Dabei sind neben der öffentlichen Toilette alternative Möglichkeiten in die Prüfung einzubeziehen.“