Oberhausen. Den Begriff „Dorfsheriff“ finden sie gut. Die Bezirksbeamtinnen und Beamten der Polizei wollen exakt das sein: Ordnungshüter und Ansprechpartner.

Das subjektive Sicherheitsgefühl vieler Bürgerinnen und Bürger entscheidet sich an der Frage, ob man auf der Straße auch mal einen uniformierten Polizisten sieht. Das gilt auch für Oberhausen. Umso wichtiger ist der Bezirksdienst der Polizei. In Oberhausen gibt es sieben Dienststellen des Bezirksdienstes, in denen 21 Bezirksbeamtinnen und -beamte arbeiten. Eine Dienststelle davon: der Bezirksdienst Mitte.

Er ist jetzt in der neu geschaffenen gemeinsamen Anlaufstelle von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) an der Marktstraße präsent. Von hier aus starten die Polizeihauptkommissare Franz Schönberger (54) und Michael Hübers (58) sowie ihre Kolleginnen, Polizeihauptkommissarin Nina Sollfrank (43) und Polizeioberkommissarin Nicole Schumacher-Michels (42), zu ihrem Streifendienst.

2000 Bezirksbeamte in NRW

In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es rund 2000 Bezirksbeamtinnen und -beamte. Rein rechnerisch soll jeweils ein „Dorfsheriff“ auf 10.000 Einwohner kommen.

Der Dienst unterscheidet sich stark je nach Stadtteil. Die Bezirksbeamten sind dort tagsüber unterwegs und bearbeiten auch Fälle einfacher Alltagskriminalität.

Sie sind dabei jeweils für unterschiedliche Stadtbereiche zuständig, doch eines ist ihnen allen gemeinsam: „Ich mache das richtig gern. Dorfsheriff ist mein Traumjob“, sagt Nicole Schumacher-Michels. Und diese Worte kommen mit so viel Begeisterung aus ihrem Mund, dass es wohl einfach stimmen muss. Die Kollegen nicken zustimmend. „Im Bezirksdienst erlebt man die gesamte Bandbreite der polizeilichen Einsätze“, sagt die Beamtin – und stets auch den direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Die Zuständigkeit reicht von der Verkehrsüberwachung bis zur Vollstreckung von Haftbefehlen. Täglich sind die Bezirksbeamten zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf Streife. Angestrebt wird dabei eine Quote von 80 Prozent Außendienst.

Häufig mit dem Fahrrad unterwegs

Polizeihauptkommissar Franz Schönberger ist oft per Rad auf Streife.
Polizeihauptkommissar Franz Schönberger ist oft per Rad auf Streife. © FFS | Oliver Mengedoht

Polizist Franz Schönberger ist häufig mit dem Fahrrad in seinem Bezirk südlich der Marktstraße und in Styrum auf Streife. Er radelt dann über die Lothringer Straße, über die Grenzstraße und direkt durch das Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße. „Mit den Damen dort kommt man schnell ins Gespräch“, sagt der Bezirksbeamte. Die männliche Kundschaft sei da schon weniger gesprächsbereit.

Bezirksbeamte sind im Stadtteil bekannt. Sie sind für die Bürger ein stets geöffneter Kummerkasten und Sorgentelefon – direkt ansprechbar, ohne Umwege erreichbar. Häufig geht es dann gerade in Alt-Oberhausen um das Thema wilder Müll, um falsches Parken oder auch um illegalen Autoverkehr in der Fußgängerzone. Bei all diesen Beschwerden arbeiten die Polizisten eng mit dem Kommunalen Ordnungsdienst zusammen. So können auch kleinere Ordnungswidrigkeiten schnell und effizient verfolgt werden. „Diese Zusammenarbeit klappt sehr gut“, sagen Björn Metzler (35) und Marcel Wessling (44) vom KOD in Oberhausen.

Der Bezirksdienst stärkt im Zusammenspiel mit dem KOD das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen im Stadtteil. Das hat auch die Landespolitik erkannt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat eine spezielle Arbeitsgruppe auf Landesebene gebildet, die bis Ende 2021 ein Konzept zur „Stärkung des Bezirksdienstes“ vorlegen soll. Noch vor der Landtagswahl im Mai 2022 sollen konkrete Verbesserungen in NRW auf den Weg gebracht werden. Aufgaben, Ausrüstung, zeitgemäße Kommunikation – all das steht auf dem Prüfstand, damit die „Dorfsheriffs“ effizient arbeiten können.

Sichtbare Polizeipräsenz

Die neue gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und KOD an der Marktstraße verbessert die Polizeipräsenz in Stadtmitte.
Die neue gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und KOD an der Marktstraße verbessert die Polizeipräsenz in Stadtmitte. © FFS | Oliver Mengedoht

Polizistin Nicole Schumacher-Michel absolviert ihren Streifendienst nördlich der Marktstraße. Das Gebiet reicht bis zum Kaisergarten. An schönen Sommertagen hilft die Beamtin dann zum Beispiel einer Ausflüglerfamilie, deren Kind sich leicht verletzt hat, bei der Suche nach schneller ärztlicher Hilfe; an anderen Tagen geht es zum Streifendienst auf den Willy-Brandt-Platz, wo ein Alkoholverbot gilt, oder in den Berliner Park, in den Königshütter Park und den Grillo-Park am Rathaus. „Unsere Hauptaufgabe ist es, an all diesen Punkten für sichtbare Polizeipräsenz zu sorgen.“ Für ein besseres subjektives Sicherheitsgefühl und für eine objektiv bessere Sicherheitslage.