Oberhausen. Bund und Land finanzieren außerschulische Bildungsangebote. In der Oberhausener Robert-Koch-Schule lernen 60 Kinder während der Herbstferien.

Wer in den Herbstferien an der Robert-Koch-Schule in Oberhausen vorbeispaziert, macht große Augen – in den sonst so leeren Klassenräumen brüten Kinder über ihren Arbeitsblättern, andere flitzen über den Schulhof, weitere spielen auf den Gängen. 60 Grundschulkinder nutzen in diesen zwei Wochen das Angebot der Herbstschule – organisiert von der Caritas Oberhausen, finanziert mit 20.000 Euro aus dem Förderprogramm „Ankommen und Aufholen“ von Bund und Land.

Durch diese „Extra-Zeit“ soll den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, Corona-Defizite aufzuholen. „Man sieht die Defizite vor allem in den Entwicklungsschritten der Kinder“, erklärt Schulsozialarbeiterin Michelle Lewandowski. „Abseits der reinen schulischen Leistungen geht es auch um Konzentration, Bewegungsmangel und soziale Fähigkeiten.“ Gerade für Grundschüler sei der digitale Unterricht sehr plötzlich gekommen und die jetzigen Zweitklässler hätten im vergangenen Jahr als i-Dötze keine Freundschaften schließen oder sich draußen austoben können. „Ältere Schüler, die früher toll im Klettern oder hangeln waren, fallen nun einfach vom Gerüst herunter.“

Nachhilfe in Mathe und Deutsch – viele Spiele im Nachmittagsbereich

Deshalb geht es in der Herbschule nicht nur um individuelle Nachhilfe, sondern auch um freies Spielen oder Aktivitäten unter der Leitung von insgesamt 18 Lehramtsstudierenden der Universitäten Duisburg-Essen und Wuppertal. Zusätzlich sind zwei Erzieher im Einsatz, die die Kinder pädagogisch unterstützen. Dazu gehören auch kleine Spiele in den Lerneinheiten, wenn die Schüler sich nicht mehr gut konzentrieren können.

Gemeinsam wird der Unterrichtsstoff nachgeholt: Die Schüler Yusuf, Dean, David, Leona und Azra (von links) gehen in die zweite Klasse an der Robert-Koch-Schule.
Gemeinsam wird der Unterrichtsstoff nachgeholt: Die Schüler Yusuf, Dean, David, Leona und Azra (von links) gehen in die zweite Klasse an der Robert-Koch-Schule. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Tablets oder Computer sucht man in der Herbstschule vergebens – die Kinder lernen mit Schulbüchern und Arbeitsblättern. Von 9 bis 15 Uhr geht ein solcher Schultag, im Vormittagsbereich wird gelernt – Mathe und Deutsch. Lesen, schreiben, rechnen seien schließlich Voraussetzung für die anderen Fächer und deshalb besonders wichtig. „Die Fachlehrer haben die Schüler nach den Sommerferien beobachtet und den Eltern dann die Empfehlung für die Herbstschule ausgesprochen“, sagt Lewandowski weiter.

Bewegung soll wieder Teil des Alltags der Kinder werden

Lediglich eine Handvoll Eltern habe das abgelehnt – weil sie mit ihren Kindern in den Urlaub fahren wollten. „Die Resonanz ist sonst durchweg positiv.“ Nach einem gesunden Mittagessen dürfen die Kinder auf dem Schulhof oder in der Turnhalle rennen, toben und spielen, um Bewegung wieder Teil des Alltags werden zu lassen.

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Als Belohnung für ihre Arbeit organisieren Schule und Caritas in beiden Wochen jeweils einen Ausflug – ins Schloss Beck in Bottrop und zum Ketteler Hof in Haltern. Die Ausflüge werden in den Lerneinheiten eingebunden, die Schüler schreiben im Nachgang einen Aufsatz über den Tag.

Individuelle Aufgaben für jedes Kind mit Defiziten

Die Kinder werden in Kleingruppen unterrichtet, getrennt wird nach Jahrgängen. Jeder Schüler lernt mit einer individuell zusammengestellten Lernmappe, zugeschnitten auf die einzelnen Defizite. Die Übungsleiter, also die Studierenden, erklären Aufgaben, stehen für Fragen bereit und korrigieren. Nach dem Ferienprojekt werden die Erkenntnisse des Extra-Lernens an die Fachlehrer weitergetragen und fließen dann in den Unterricht ein.

„Ankommen und Aufholen“ für Schüler in NRW

Die Landesregierung stellt mit Unterstützung des Bundes den Schulen für 2021 und 2022 430 Millionen Euro zur Verfügung. Beim Programm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ werden Schulen dabei unterstützt, die Folgen der Pandemie aufzuarbeiten. Bereits Anfang März hatte NRW das Programm „Extra-Zeit zum Lernen in NRW“ ins Leben gerufen, das nun ins Gesamtkonzept „Ankommen und aufholen“ eingefügt wurde. Durch die drei Bausteine „Extra-Geld“, „Extra-Personal“ und „Extra-Blick“ sollen die Schüler unterstützt werden.Für die Robert-Koch-Schule hatte die Caritas den Antrag auf Förderung gestellt. Der freie Träger ist auch für den Offenen Ganztag der Schule verantwortlich und unterstützt die Schulsozialarbeit. Die 20.000 Euro Förderung fließen in Materialien, Essen und Personal – 20 Euro pro Stunde bekommen die Übungsleiter in der Herbstschule.

Lernen in den Ferien – das muss doch blöd sein? „Nein, ich finde es super“, meint die achtjährige Lara. Sie besucht die Klasse 3a der Robert-Koch-Schule und freut sich über das Angebot. „Ich bin eigentlich gut mitgekommen, hatte aber viele Fehler. Deshalb bin ich froh, dass ich das jetzt nachholen kann.“ So gehe es den meisten Kindern, bestätigt die Schulsozialarbeiterin. „Manche möchten sogar erst ihre Aufgaben zu Ende machen, bevor sie rausgehen und spielen.“