Oberhausen. Wie kann man Menschen, die kurz vor dem Tod stehen, besser begleiten, so dass sie weniger Schmerzen erleiden? Das erklärt eine Spezialschule.

Sie hat sich aus kleinsten Anfängen vor fast 25 Jahren entwickelt, die Hospizarbeit in Oberhausen, die Begleitung Sterbenskranker und Sterbender sowie der Menschen in ihrem Umfeld. Mit dem neuen Pallottihaus in Osterfeld hat sie nicht nur einen weiteren Standort bekommen. Ab sofort bündelt sie auch ihre Fortbildungsaktivitäten in einer Hospiz- und Palliativakademie.

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Denn wer Menschen, ob von Berufs wegen oder ehrenamtlich, auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten will, muss darauf vorbereitet werden und sich darüber auch aussprechen können. Bislang haben der Verein Ambulantes Hospiz Oberhausen mit Sitz an der Marktstraße in Alt-Oberhausen und die dem stationären Hospiz Vinzenz Pallotti an der Vestischen Straße in Osterfeld angegliederten Dienste ihre Fortbildungen unabhängig voneinander organisiert. Künftig geschieht das gemeinsam. Das soll Kräfte freisetzen, um das Thema weiter in die Stadtgesellschaft tragen zu können.

Über 300 Frauen und Männer in der Sterbebegleitung

Für beide Organisationen begleiten heute mehr als 300 ausgebildete, ehrenamtlich tätige Frauen und Männer die Betroffenen. Dafür werden jedes Jahr Nachwuchskräfte gesucht und fortgebildet. Sie müssen vor allem lernen, sich selbst zurückzunehmen und zuhören können. Und sie müssen die mit diesem Dienst verbundenen Belastungen aushalten. „Das hat viel mit Selbsterkenntnis zu tun“, sagt Paul Hüster, der Leiter der Hospizdienste der gemeinnützigen Christliche Hospize Oberhausen GmbH.

Außerdem brauche man Kraftquellen, um das Erlebte verarbeiten zu können. „Wir haben gerade ein Wanderwochenende, meditatives Wandern, gemacht“, berichtet Claudia Wegner. Sie koordiniert die Dienste beim Verein Ambulantes Hospiz.

Der große Irrtum über Palliativmedizin

Wer beruflich in den Dienst eines Hospizes oder einer Palliativstation eines Krankenhauses tritt, muss ebenfalls darauf vorbereitet werden. „Die Palliativmedizin, also die medizinische Betreuung Sterbender, ist erst seit wenigen Jahren Pflichtfach im Medizinstudium“, berichtet Prof. Dr. Claus Niederau. Der ehemalige Chefarzt der Inneren Medizin am St.-Josef-Krankenhaus in Alt-Oberhausen ist Vorsitzender des Vereins Ambulantes Hospiz.

Claudia Wegner berichtet, ein bis heute verbreiteter Irrtum laute: "Palliativ bedeutet, da wird nichts mehr gemacht.“ Dabei werde nur nicht mehr therapiert, sondern die auftretenden Symptome würden behandelt, zum Beispiel Wassereinlagerungen im Körper oder Schmerzen bei Krebs. 160 Unterrichtstunden umfasst diese Ausbildung. Die neue Akademie bietet auch sie künftig an.

Bei Patientenverfügungen konkret helfen

„Unser Ziel ist es ja, das Sterben zurück ins Leben zu bringen. Es ist nun einmal Teil des Lebens“, sagt Professor Niederau. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto leichter fällt es, wenn es im privaten Umfeld mal darum geht. Deshalb will die neue Akademie verstärkt Bürgerinnen und Bürger ansprechen. Typische Themen von Veranstaltungen sind „Ernährung am Lebensende“ oder „Luftnot Sterbender“, aber auch die Patientenverfügung. Mit ihr kann man vorher festlegen, wie man im Notfall behandelt werden möchte. Die Akademie will da ganz konkret helfen.

Schließlich will sie verstärkt an Schulen herantreten, Projektwochen zu veranstalten. „Es herrschen zum Teil noch fatale Bilder vor, wie es in einem Hospiz zugeht“, berichtet Paul Hüster.

Die Akademie spielt sich vor allem im Internet ab

Die Akademie ist keine neue Organisation, sondern ein Netzwerk der Beteiligten. Verwaltet wird sie von ihren beiden Trägern. Hauptsächlich tritt sie mit ihrer Internetseite in Erscheinung, auf der die verschiedenen Angebote gebucht werden können.

Wenn diese Seite freigeschaltet ist, ist sie unter www.palliativakademie-oberhausen.de zu erreichen.