Oberhausen. Die Politik hat die Oberhausener Knappenhalde neu auf der Agenda – Aloysios Zimmermann räumt seit Jahrzehnten auf dem „Monte Schlacko“ auf.
Aloysios Zimmermann aus Oberhausen ist ein ordnungsliebender Mensch. Im Haus wäscht er gerne ab, im Garten hegt und pflegt er das Familien-Grün – und sein Hang zu einer ansprechenden Umgebung macht auch vor dem öffentlichen Raum nicht Halt. Zumindest dort nicht, wo sich das Draußen genauso vertraut anfühlt wie das Drinnen: auf der Knappenhalde, zu deren Füßen Aloysios Zimmermann mit seiner Frau Christa wohnt – seit 39 Jahren schon. Und fast genauso lange säubert, schneidet, sägt und mäht der gelernte Elektromaschinenbauer seinen geliebten Hügel rauf und runter. Auf dass es schön ordentlich aussieht. Für seine Enkelkinder und alle anderen Besucher.
Bevor es hinauf geht auf Oberhausens höchste Erhebung, holt Aloysios Zimmermann noch ein Werkzeug aus dem Schuppen. Keine Heckenschere oder etwas ähnlich Kleines, sondern einen Hochentaster, eine kleine Kettensäge am Stiel, mit der man auch Äste in großen Höhen bearbeiten kann. „Das ist für die Sträucher, die in den Weg ragen“, erklärt er. „Dass man sich nicht den Kopf stößt.“ Er läuft los mit dem langen Gerät, schnellen Schrittes für einen 72-Jährigen mit neuer Hüfte.
Enkelchen Paula trippelt niedlich hinterher. Die Zweijährige weiß genau, was jetzt kommt. Opa beschneidet Gestrüpp und Unkraut, Opa reinigt die Regenrinnen, die den Aufgang queren, Opa hebt Blätter und Äste auf, die mitten im Weg liegen. Und Opa erklärt geduldig, beantwortet jede Frage, egal, wie oft er sie schon gehört hat, und macht Spaß und Quatsch, bis auch Paula mit ihren kurzen Beinchen ganz oben am Aussichtspunkt angekommen ist.
Die Brombeeren wuchern wie verrückt
„Das ist unser Zuhause“, sagt Aloysios Zimmermann, „und das Zuhause unserer Kinder.“ Seit Anfang der Achtziger Jahre, als er Vater wurde und beim Spaziergang auf der Halde plötzlich alles mit anderen Augen sah, geht er nicht mehr ohne Gartengeräte hinauf. Und zu tun gab es immer etwas. „Opa, da sind Brennesseln“, tönt Paula, „die musst du wegmachen.“
Aber Opa hat etwas anderes entdeckt: Brombeeren, mal wieder. Die wuchern hier wie verrückt – wenn niemand etwas dagegen macht. Berühren die Wurzeln den Boden, treiben sie dort weiter aus und es entsteht ein undurchdringbares Geflecht. „Die schneide ich möglichst weit unten am Boden“, erklärt der Ruheständler. „Dann hab ich für dieses Jahr Ruhe.“
Aloysios Zimmermann, das merkt man bald, empfindet es als seine Pflicht, seinen „Haus-Berg“ in Ordnung zu bringen. Doch er kämpft wie Sisyphos gegen die Verwilderungserscheinungen an. „Ich hab hier schon mehrere Rasentrimmer und andere Geräte verschlissen“, erzählt er. Mit dem Fadenschneider entfernt er das Unkraut von den Holztreppen. Nach jedem Sturm geht er nachsehen, ob Bäume umgeknickt sind und kreuz und quer auf den Wegen liegen. „Die schneide ich klein und schaffe sie weg.“
Wer es verrückt findet, dass der Mann ganz oben, unter der stählernen Aussichtsplattform, schon Rasen gemäht hat, der sollte sich das anhören: „Ich habe hier auch schon Bäume gepflanzt. Da, die Kastanie“, sagt er und zeigt ungerührt auf ein hochgewachsenes Exemplar. Etwas weiter steht ein Bergahorn, der hier auch nicht stehen würde ohne Zimmermanns Zutun. 25 waren es in den letzten dreißig Jahren, immer dort, wo es Leerstellen gab.
Stadt plant Investitionen zur Verschönerung
Natürlich ist es nicht allein das Verdienst von Herrn Zimmermann, dass es im Großen und Ganzen manierlich aussieht auf der historisch bedeutsamen Attraktion. „Die von der Stadt kommen zwei Mal im Jahr“, hat er beobachtet. „Aber das ist viel zu wenig.“ Nachdem aus verschiedenen Parteien Kritik an der unzureichenden Pflege der Halde zu hören war, will die Stadt jetzt nachbessern. Es laufen derzeit Ausschreibungen, um brüchige Treppen und marode Geländer zu erneuern. Ein Etat für diese Investitionen zur Verschönerung der Knappenhalde ist im Haushalt wohl schon eingeplant.
„Die reden alle, aber machen nix“, fährt Aloysios Zimmermann, der den gesamten Spaziergang über ruhig und leise sprach, beinahe aus der Haut. „Auch die Parteien, die reißen das Maul auf, aber ich hab noch keinen gesehen, der hier mal einen Stock aufhebt.“ Mehr Mülleimer, wie von einer Delegation der Linken nach einem Rundgang kürzlich gefordert, wünsche er sich aber auch, am besten einen an jeder Bank.
Und diesen pilzförmigen Unterstand auf halber Höhe, der Jugendlichen als Party-Treff dient und zu großen Teilen schon völlig zerstört ist, ob man den nicht mal ersetzen könne? Nach all den Jahren sei das doch angebracht. Ein Abfalleimer fehlt auch hier, weswegen alles die Böschung heruntergeworfen wird. Ein unansehnlicher Fleck in der grünen Idylle. Würde Zimmermann drankommen, würde er auch das noch wegräumen. Der Halden-Heger verlangt mehr Einsatz von städtischer Seite. Regelmäßig und behutsam – „nicht alles wegsägen, damit man die nächsten Jahre nicht mehr kommen muss.“ Dies sei mit den Holunderblüten jetzt wieder geschehen, kurz vor der Ernte war alles ratzekahl.
„Die müssen was machen“, sagt Aloysios Zimmermann, wieder unten angekommen an der Lipperstraße vor seinem über hundert Jahre alten Zechenhäuschen mit grobem Backstein. „Ich kann das alleine nicht alles unter Kontrolle halten.“ Er sieht erschöpft aus. Bis sich wirklich etwas ändert, will er aber weitermachen. „Vielleicht schaffe ich es ja noch zehn Jahre.“ Bis dahin wird Paula noch vieles über Bäume, Sträucher und Tiere vom Opa lernen.
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